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„Wundermittel gibt es nicht“

Von Valerie Hader, 04. März 2015, 00:04 Uhr

Menschen, die die Diagnose Krebs erhalten, sind in ihrer Verzweiflung oft „empfangsbereit“ für Heilsversprechen aller Art. Welche alternativen Methoden die etablierte Therapie wirklich bereichern können – und welche nicht – wissen Josef Thaler und Maria Schandl von der Krebshilfe Oberösterreich.

Die Diagnose Krebs stellt Menschen von einem Tag auf den anderen vor eine völlig veränderte Lebenssituation und macht den meisten große Angst. „Viele Patienten sind angesichts der Schwere und Dramatik dieser Krankheit erst einmal stark verunsichert und damit leider oft anfällig für diverse Heilsversprechen“, sagt Josef Thaler, Präsident der Oberösterreichischen Krebshilfe. Und stellt gleich klar: „Wunder gibt es leider nur ganz, ganz selten. Bei einem überwiegenden Teil der Komplementär-Maßnahmen konnte die Wirkung bislang wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden.“

Natürlich gäbe es verschiedenste Anwendungen, die das Wohlbefinden und damit die Lebensqualität der Patienten verbessern beziehungsweise die Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie verringern können, „allesamt sind aber nicht als Ersatz, sondern nur als Ergänzung zur Schulmedizin anzusehen“, sagt Thaler, der auch die onkologische Abteilung im Klinikum Wels-Grieskirchen leitet.
Wer Tumorerkrankungen allein mit alternativen Methoden bekämpfen will, gehe ein großes Risiko ein. „Eines, das man mit dem Leben bezahlen kann. Ich habe schon einige Patienten verloren, weil sie die schulmedizinische Behandlung abgebrochen und sich alternativen Therapien verschrieben haben.“

„Gäbe es ein Allheilmittel, wüssten wir das“

Eines sei auf jeden Fall sicher: „Wenn es eine Maßnahme aus diesem Bereich gäbe, die kaum Nebenwirkungen und eine hohe Wirksamkeit in der Krebstherapie hätte, dann wüssten wir Ärzte schon längst davon. Weltweit wird ja seit Jahren mit Hochdruck an einem Heilmittel gegen Krebs geforscht“, sagt der Welser Mediziner.
„Bis eines gefunden ist, müssen wir eben mit dem zufrieden sein, was wir haben. Aber das ist ja auch schon eine ganze Menge, immerhin können wir heute bereits etwa mehr als die Hälfte aller Krebspatienten heilen. Und wo das nicht möglich ist, sind wir in vielen Fällen in der Lage, die Krankheit über einen langen Zeitraum unter Kontrolle zu bringen, so dass für den Patienten ein weitgehend gutes Leben möglich ist.“
Was wirklich bei einer Krebserkrankung helfen kann, ist laut Thaler zum einen „regelmäßige Bewegung. Das bringt wirklich etwas, das wurde bereits mehrfach belegt.“ Außerdem hätte sich gezeigt, dass auch Psychotherapie den Patienten in der Regel sehr gut tut. Essen ist ein weiteres wichtiges Thema. Hier gilt als Empfehlung: Ausgewogene, vitaminreiche Ernährung, keine extremen Diäten. „Und während der Therapie auf ausreichende Kalorienzufuhr achten!“

Welche gängigen komplementärmedizinischen Behandlungsmethoden es gibt, ob sie Krebspatienten helfen können – oder sogar eher schaden –, hat die Krebshilfe in einer Broschüre zusammengefasst. Die OÖNachrichten stellen einige Therapien daraus vor und haben dazu auch die Meinung von Maria Schandl von der Krebshilfe OÖ eingeholt:

Magnesium: Es wird eine positive Wirkung auf Herz und Muskeln nachgesagt. „Vor einer ungezielten Magnesiumeinnahme während der Krebstherapie warne ich allerdings: Magnesiumeinnahme kann Durchfälle und Übelkeit hervorrufen“, sagt Maria Schandl.

Akupunktur: Mit feinen Nadeln wird an bestimmten Stellen ein Reiz gesetzt, der den Körper zu einer Reaktion führt, welche über das zentrale Nervensystem läuft und Reparaturvorgänge einleiten kann. Dennoch eignet sich Akupunktur nicht zur Behandlung von Krebs – kann aber bei Patienten häufige Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Erbrechen oder auch Schmerzen positiv beeinflussen. „Und sie hat vor allem keine Nebenwirkungen“, sagt Maria Schandl, die hauptberuflich auf der onkologischen Abteilung der Elisabethinen in Linz tätig ist.

Bioresonanz-Therapie: Bei der Bioresonanztherapie soll in einem kranken Körper durch Normalisierung der Bioresonanz beziehungsweise der körpereigenen elektromagnetischen Schwingungen eine Heilung erzielt werden. Mittels Bioresonanztherapie werden häufig Allergien, Migräne, Schlafstörungen und chronische Schmerzen behandelt. Bei Krebserkrankungen ist die Wirkung nicht wissenschaftlich belegt.

Elektromagnetische Therapie: Hier sollen durch das Anlegen von elektromagnetischen Feldern gestörte Energiefelder wieder in Balance gebracht und Tumorfelder zerstört werden. „Bei Zellkulturversuchen im Labor hat sich gezeigt, dass elektromagnetische Strahlen das Erbgut verändern können. Deshalb wird diese Therapie bei Krebspatienten dezidiert nicht empfohlen“, sagt Schandl.

Homöopathie: „Hier ist es vor allem wichtig, dass man einen Spezialisten – am besten einen Arzt, der sich auf Homöopathie spezialisiert hat – konsultiert und sich nicht selbst einfach irgendwelche Kugerl aus der Apotheke holt“, sagt Schandl. Aufgrund des hohen Verdünnungsgrades der Arzneien könne man eine negative Wechselwirkung mit der schulmedizinischen Therapie ausschließen. „Das bedeutet, dass die Wirksamkeit zwar wissenschaftlich nicht belegt – allerdings auch nicht als ,gefährlich’ einzustufen ist.“

Hypnose: „Dabei handelt es sich um ein etabliertes Therapieverfahren“, sagt Schandl. „Hypnose kann Patienten helfen, besser zu schlafen, die Schmerzen besser auszuhalten und überhaupt einen besseren Umgang mit der Krankheit zu finden.“

Misteltherapie: Es gilt als wahrscheinlich, dass die Pflanze die Lebensqualität von Krebspatienten erhöhen kann – in Bezug auf Schlafqualität, Schmerzlinderung und Appetitsteigerung. „Das gilt insbesondere bei Patienten, bei denen keine Möglichkeit einer schulmedizinischen Therapie mehr besteht“, sagt Maria Schandl.

Impfungen gegen Krebs: Hier wird intensiv geforscht. „Als sicher gilt, dass die Impfungen gegen Papillomaviren und Hepatitis B eine sehr effektive Prophylaxe gegen Gebärmutterhalskrebs, Peniskarzinome beziehungsweise hepatozelluläre Karzinome, also Leberkrebs darstellen.“
Ozontherapie/Eigenblutbehandlung: Als Ozontherapie werden mehrere Verfahren bezeichnet, bei denen das Gas Ozon eingesetzt wird. Als wissenschaftlich belegt gilt die keimabtötende Wirkung von Ozon (wird zum Beispiel in Schwimmbädern zur Desinfektion eingesetzt). „ Für spezielle Heilwirkungen fehlen allerdings wissenschaftliche Beweise“, sagt Schandl. Eine Art der Ozonbehandlung ist, nach einer Blutabnahme aus der Vene die Blutmenge mit Ozon zu behandeln („Blutwäsche“). „Das ist nach Experteneinschätzung aber keinesfalls empfehlenswert.“

Selen: Es gibt Studien, die in Selen einen Schutzfaktor sehen. „Zu beachten ist allerdings, dass zu hohe Dosen schädlich und toxisch sein können. Die maximale tägliche Selendosis ist 1 mg.“

Ein empfehlenswertes Buch für Tumorpatienten auf der Suche nach der für sie geeignetsten komplementärmedizinischen Therapie ist laut Schandl „Das Anti-Krebs-Buch“ von David Savier, 10,30 Euro

 

Achtung vor Wunderheilern!

Misstrauen Sie grundsätzlich allen, die Patentrezepte für eine Heilung anbieten, warnen Experten der Österreichischen Krebshilfe. Gerade in der Krebstherapie gebe es keine derartigen Patentrezepte. Vorsicht sei vor allem auch bei Angeboten aus dem Internet angeraten.

Seien Sie äußerst skeptisch, wenn ...
- alternative Behandlungen viel Geld kosten
- im Rahmen der Behandlung auf „geheime Quellen“ hingewiesen wird
- Heilung versprochen wird
- man Ihnen den Rat gibt, andere Therapien zugunsten der „alternativen“ Behandlung aufzugeben
so genannte Heiler ihre Produkte oder Methoden als alleiniges Heilungsmittel anpreisen.

Mehr Infos auf www.krebshilfe.org, die Broschüre „Das ABC der komplementären Maßnahmen“ ist erhältlich bei der Krebshilfe OÖ auf www.krebshilfe-ooe.at. Dort finden Betroffene auch alle Adressen der Beratungsstellen im Land.

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1  Kommentar
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utarefson (178 Kommentare)
am 04.03.2015 07:45

Und dann alle auflisten?
Das ist ja Reklame.

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