Wunden klammern, kleben oder nähen?
Bei der Fußball-WM wurde sogar am Spielfeldrand getackert.
Beim Spiel um Platz drei bei der Fußball-WM in Brasilien schwenkte die Kamera an den Spielfeldrand und zeigte, wie ein Arzt eine Kopfwunde des Niederländers Wesley Sneijder einfach zutackerte – ohne Narkose. "Fußballprofis haben ein anderes Schmerzempfinden. Das lässt sich trainieren", sagt Unfallchirurg Jürgen Barthofer vom Linzer UKH. In einer Ambulanz würde vor der Versorgung solcher Wunden eine örtliche Betäubung gemacht. Klammern sei bei Fußballern eine schnelle Möglichkeit, auch tiefere Wunden zu verschließen und am Bluten zu hindern – damit der Spieler wieder schnell zurück auf den Rasen kann.
Kleine Blessuren kleben
Bei kleineren Verletzungen, wie sie Deutschland-Kicker Bastian Schweinsteiger beim WM-Finale im Gesicht davongetragen hat, sei kleben eine gute Lösung. Die Wundränder werden zusammengepresst, Gewebekleber aus der Tube wird darübergegeben. Der Kleber darf nicht nass werden, fällt nach ein paar Tagen wie eine Kruste von selbst ab. "Die Ergebnisse sind optisch sehr schön", sagt Barthofer. der Nachteil: Die Methode eignet sich nur für kleine, nicht allzu tiefe Wunden. Auch dort, wo Zug darauf ist, wie etwa über dem Knie oder bei der Hand, kommt kleben ebenfalls nicht in Frage.
Klammern geht einfach und schnell. Der Chirurg nützt diese Methode oft bei größeren Operationen wie bei der Hüfte. Allerdings ist das Ergebnis optisch nicht so schön wie beim Kleben oder beim Nähen mit einem feinen Faden. Im Kopfbereich, im Gesicht wird normalerweise nicht getackert, manchmal jedoch auf der Kopfhaut, wo später die Haare eventuelle Narben verdecken.
In Ambulanzen am gängigsten ist immer noch das Nähen. Mit Nadel und Faden lässt sich sehr fein arbeiten. Der Chirurg untersucht auch, ob Nerven und Gefäße verletzt sind. Vor der Wundversorgung machen Ärzte meist eine örtliche Betäubung und desinfizieren die Wunde. Egal ob nähen, kleben oder klammern: Für alle drei Methoden gibt es ein Zeitfenster von sechs Stunden. Denn ist der Unfall länger her, steigt das Entzündungsrisiko an. Die Wunde wird dann nur steril verbunden. Nach drei bis vier Tagen ist das Entzündungsrisiko weitgehend gebannt, und die Wunde kann – wenn dann noch nötig – genäht werden. (dh)