Wenn die Seele "Reha" braucht

Etwa 20 bis 25 Prozent der erwachsenen Bevölkerung leiden im Laufe ihres Lebens unter einer psychischen Erkrankung. Das zeigt eine europäische Studie. In Österreich sind das pro Jahr etwa 848.000 Menschen mit einer Angsterkrankung, zum Beispiel einer Panikstörung. 480.000 Österreicher haben eine affektive Erkrankung, dazu zählen Depressionen und bipolare Störungen.

Rehabilitation bei psychischen Erkrankungen gibt es erst seit zehn Jahren in Österreich. Jetzt wird das Angebot um eine Facette erweitert: Das BBRZ (Berufliches Bildungs- und Rehabilitationszentrum) startet mit ambulanter Rehabilitation für psychische Erkrankungen in Linz. Es ist das zweite Zentrum für seelische Gesundheit des BBRZ. Das erste wurde 2010 in Wien eröffnet, und man habe dort sehr gute Erfahrungen gemacht, sagt Verena Knogler, die stellvertretende wirtschaftliche Leiterin in Linz.

"Natürlich muss zuerst eine Akutbehandlung stattfinden. In der Rehabilitation geht es anschließend für die Patienten darum, wieder am sozialen Leben teilnehmen zu können", sagt Anastasios Konstantinidis, ärztlicher Leiter in Linz und Psychiater an der Medizinischen Universitätsklinik in Wien. Ziel sei auch, einen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben zu ermöglichen.

Die meisten seiner Patienten seien zwischen 20 und 50 Jahre alt, 40- bis 45-Jährige sind Hauptbetroffene, sagt Konstantinidis. Die häufigsten Erkrankungen, die für die ambulante Reha in Frage kommen, sind laut dem Psychiater Depressionen, akute Belastungsstörungen, Ängste, Zwangsstörungen und Psychosen wie etwa Schizophrenie. "Oft erfolgt die Zuweisung auch wegen eines Burnout-Syndroms – das ist aber eigentlich nur eine Zusatzdiagnose, dahinter steckt eine der genannten psychischen Erkrankungen."

Nicht alle Patienten stehen noch im Arbeitsprozess, auch für Arbeitslose oder Menschen im Langzeitkrankenstand ist das Angebot der ambulanten Rehabilitation gedacht. Den Antrag stellt der Fach- oder Hausarzt, der dann vom Sozialversicherungsträger bewilligt werden muss.

Verschiedene Therapien

70 bis 80 Patienten können im Zentrum für seelische Gesundheit in der Muldenstraße in Linz gleichzeitig betreut werden. Alle zwei Wochen startet ein Turnus, der sechs Wochen andauert, von Montag bis Freitag finden die Therapien statt. "Wir arbeiten mit Gruppen von zwölf Patienten, die ein ähnliches Störungsbild haben", sagt Konstantinidis. Das Reha-Programm basiere auf einem verhaltenstherapeutischen Konzept. Geboten werden Ergo- und Physiotherapie, Gruppenpsychotherapie und Einzelcoachings, Entspannungs-, Bewegungs- und kognitives Training, medizinische und auch sozialarbeiterische Betreuung.

"Die soziale Wiedereingliederung wirkt zusätzlich stabilisierend und ist auch gut für den Heilungsprozess", sagt der ärztliche Leiter des Zentrums für seelische Gesundheit in Linz. Mit einer psychischen Erkrankung müsse man umgehen lernen wie auch mit Diabetes. "Wir helfen, die Belastung zu reduzieren und die Lebensqualität zu steigern."