Wenn alles juckt: Nesselsucht
Akute Urtikaria lässt sich meist gut mit Antihistaminika behandeln. Bei der chronischen Form sind die Auslöser oft nicht bekannt.
Die Krankheit ist häufig: Von Nesselsucht sind zehn bis 25 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben betroffen. Dabei sammelt sich Entzündungswasser in der Unterhaut und bildet rote Flecken beziehungsweise Quaddeln. Unangenehmer Nebeneffekt: Der Juckreiz kann so stark sein, dass er einen sogar in der Nacht wach hält. Typisch ist auch, dass die Quaddeln immer wieder vergehen und dann an anderer Stelle wieder auftauchen.
"Die akute Form von Urtikaria kann von wenigen Stunden bis zu sechs Wochen dauern", sagt Primar Wolfram Hötzenecker vom Kepler-Universitätsklinikum Linz. Auch Stellen im Gesicht wie Lippe oder Augenlid können anschwellen, was oft besonders belastend ist. Kommt es zu Quaddeln im Rachenraum, sind sogar Atemprobleme möglich.
Besonders anfällig sind Stellen am Körper, die mechanisch gereizt werden. Zum Beispiel dort, wo Kleider scheuern, oder bei Menschen, die viel Sport machen.
Bei akuter Nesselsucht reagiert der Körper allergisch, zum Beispiel auf Medikamente, Nahrungsmittel oder bei viralen Infektionen. Dementsprechend können Antihistaminika angewendet werden, wie sie auch beispielsweise bei Heuschnupfen zum Einsatz kommen.
Zwei Jahre bis zur Diagnose
Weniger gut erforscht ist die chronische Form von Urtikaria, von der ein bis zwei Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Die Ursachen sind weitgehend ungeklärt. "Manchmal helfen hoch dosierte Antiallergika", sagt Hötzenecker. Wenn nicht, stehen heute Antikörper zur Verfügung, die relativ gut verträglich sind.
Eine aktuelle Studie von Novartis zeigt jedoch Verbesserungsbedarf in der Behandlung von Patienten mit chronisch spontaner Urtikaria auf. Durchschnittlich leben Patienten zwei Jahre mit den Symptomen bis zur korrekten Diagnosestellung und dem Behandlungsbeginn. Trotz der gängigen Behandlung mit Antihistaminen leidet fast jeder zweite Patient weiterhin an mittelschweren bis schweren Symptomen wie juckenden Quaddeln oder Wasseransammlungen im Gewebe.
Die Studie umfasste 673 erwachsene Patienten, deren Symptome trotz Behandlung für zwölf Monate oder länger bestanden.
Mehr Infos finden Betroffene unter www.urtikaria.at
Nebeneffekte
Nicht nur die juckenden Stellen machen Urtikaria-Patienten zu schaffen. Es gibt auch zahlreiche Nebenwirkungen, die bei Betroffenen doppelt so oft auftauchen, wie bei anderen Menschen:
- Schlafprobleme
- Weniger Leistungsfähigkeit im Beruf und mehr Krankenstände
- Angstzustände
- Depressionen
- Häufige Besuche bei Ärzten und in Ambulanzen