Wann sind Vitaminpillen sinnvoll?

Von Dietlind Hebestreit   13.Jänner 2016

Ein gesunder Mensch, der sich ausgewogen ernährt und keine Medikamente nimmt, braucht keine zusätzlichen Vitamine", sagt Wolfgang Rizy. Der Grieskirchner Apotheker erklärt, warum eine Ergänzung der Nahrung für manche Personengruppen trotzdem sinnvoll sein kann: "Problematisch ist oft der Lebenswandel. Wer sich einseitig ernährt, speziell auch Vegetarier und Veganer, kann durchaus zu wenige Vitamine mit der Nahrung aufnehmen." Besonders gefährdet ist die Versorgung mit fettlöslichen Vitaminen, wie A, E, D und K bei Menschen, die auf Tierisches verzichten. Ein Vitaminmangel betrifft auch oft Menschen, die länger Medikamente nehmen, "zum Beispiel Magensäure hemmende Mittel oder die Pille", sagt Rizy.

Auch Antibiotika und Schmerzmittel können die Aufnahme von Vitaminen verschlechtern. Eine weitere Zielgruppe sind Sportler, "wenn sie fünf bis sechs Mal pro Woche aktiv sind".

Wichtig sei es, mit einer Verschreibung vom Arzt zu kommen oder sich gut beraten zu lassen. Nur dann könne der wirkliche Bedarf an Vitaminen ermittelt werden.

 

Vitamin C: Es gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen (wie auch B-Vitamine), die laut Rizy praktisch nicht überdosiert werden können. Experten zählen es zu den Antioxidantien, die das Immunsystem stärken. Ein Mangel führt auch zu gestörten Collagen-Quervernetzungen, was wiederum zu einer schlechten Wundheilung führt. Die Folge können auch brüchige Kapillargefäße sein, der Mensch bekommt leichter blaue Flecken. Dieses Phänomen tritt besonders häufig bei älteren Personen auf und wird auch durch eine schlechte Blutgerinnung durch Vitamin-K-Mangel noch verschärft. "In der Grippezeit sollte man dreimal zwei Gramm Vitamin C zu sich nehmen", sagt der Apotheker.

Vitamin B: "B-Vitamine werden fast immer als Komplex angeboten. Das ist auch sinnvoll, weil sie sich ergänzen", sagt Rizy. B-Vitamine sind wichtig für das Nervensystem. B 6 wird beim Stoffwechsel zur Produktion von Serotonin, dem Glückshormon, gebraucht. Es wirkt deshalb zum Beispiel gegen saisonale Winterdepression. B 1 ist für die Eiweiß-Synthese im Körper notwendig und ein B-12-Mangel kann durch erhöhten Alkoholkonsum entstehen. B-Vitamine kommen zum Beispiel auch bei Nervenschmerzen zum Einsatz und unterstützen den körpereigenen Heilungsprozess. Über die genaue Dosierung von Vitamin B informiert der Apotheker.

Vitamin D: Früher bekamen besonders Babys Vitamin D, um die Knochenbildung zu unterstützen. Mittlerweile hat der Stoff, den es in Tropfen- oder Kapselform gibt, einen Siegeszug angetreten: Denn viele Studien beweisen, dass er in höherem Alter nicht nur gegen Osteoporose – besonders bei Frauen – hilft, sondern auch den Prozess der Serotoninproduktion unterstützt. Es wirkt also stimmungsaufhellend. Im Sommer erzeugt der Körper genug von dem wichtigen Stoff. "Man sollte Vitamin D von Oktober bis Ostern nehmen. Oder so lange die Winterreifen drauf sind", verrät der Apotheker zwei Eselsbrücken. Dosierung: 30 bis 35 Tropfen pro Woche oder eine Kapsel pro Tag.

Vitamin E: Es zählt zu den Antioxidantien, mit dem sich die Zellmembran vor schädlichen Umwelteinflüssen wie freien Radikalen schützen kann. Einzeln wird es nur bei Mangelerscheinungen verabreicht – oder hochdosiert in der Krebsmedizin, "aber da gehört die Dosierung ohnehin in die Hände von Ärzten", sagt der Apotheker.

Vitamin A: Es wird auch Betakarotin genannt und hilft beim Aufbau der roten Blutkörperchen. Außerdem ist Vitamin A gut für die Haut. Auch in vielen Augenpräparaten ist es enthalten, weil es das farbreiche Kontrastsehen verbessert. "Es hilft bei der Umformung von Licht in Nervenimpulse", erklärt Rizy. Drei Milligramm pro Tag sind genug, der Körper nimmt es aus tierischen Lebensmitteln übrigens wesentlich besser auf als aus pflanzlichen. Deshalb ist Vitamin E bei Vegetariern ein Thema. Betakarotin bildet auch einen natürlichen Lichtschutz, der etwa Sonnenallergien entgegenwirkt. "Nicht zu verwechseln mit UV-Schutz", so der Apotheker. Denn dagegen helfe Vitamin A nicht.

Vitamin K: Es wird von Darmbakterien gebildet, deshalb bekommen es oft kleine Patienten im Säuglingalter, weil ihre Darmflora noch nicht fertig ausgebildet ist. Nach neuen Erkenntnissen soll Vitamin K auch die Aufnahme von Vitamin D verbessern. Deshalb wird es bald Kombinationspräparate aus den zwei Substanzen geben.

Vitamin H: Es wird auch Biotin genannt. Ein Mangel kann zu Haarausfall führen – dann hilft es, Vitamin H als Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen. "Sehr oft hat Haarausfall aber andere Ursachen. Dann hilft Biotin leider nicht", sagt der Apotheker.