Vom Zucker in der Flasche
Softdrinks sind flüssige Kalorienbomben, die noch dazu kein bisschen satt machen. Was bringt die britische Zuckersteuer für die Gesundheit?
Ab Freitag, 6. April, müssen Softdrink-Hersteller in Großbritannien "Zucker-Steuer" bezahlen. Coca-Cola senkte deshalb schon vorher den Zuckergehalt bei seinen Marken Fanta und Sprite für den britischen Markt. Kinderärzte und Ernährungsexperten begrüßen diese Maßnahme grundsätzlich, "auch wenn positive Anreize prinzipiell besser sind, weil sie nachhaltiger wirken, indem man gesunde Produkte fördert anstatt andere zu bestrafen", sagt Alexandra Kautzky-Willer, die Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft.
Elf- bis 17-Jährige trinken im Durchschnitt täglich mehr als 300 Milliliter Cola, Fanta oder Ähnliches. Das entspricht rund 30 Gramm Zucker, so viel steckt auch in 65 Gramm (oder zwei Handvoll) Gummibärchen. "Wir dürfen nicht weiter zusehen, wie durch überzuckerte Produkte die Gesundheit unserer Kinder gefährdet wird. Und das gilt nicht nur für Softdrinks", sagt dazu der Mediziner Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. "Zucker, der in Getränken gelöst ist, hat noch dazu keinen Sättigungseffekt", erklärt Pia Wildfellner, Diätologin aus Linz.
Getränkeliste im Netz
Für Österreich erstellt das vorsorgemedizinische Institut SIPCAN jährlich eine Getränkeliste, in der der Zuckergehalt der im Handel erhältlichen Getränke für die Konsumenten öffentlich gemacht wird (www.sipcan.at). Derzeit werden 700 Getränke untersucht. Seit 2010 ist der durchschnittliche Zuckergehalt um 13,5 Prozent gesunken. Er sollte aber weiter verringert werden, so die Forderung.
Als problematisch sehen die Experten, dass durch die Zuckersteuer vermehrt Süßstoff eingesetzt wird. Dieser enthält zwar keine Kalorien, ist aber dennoch süß. "Das ist nicht ideal, weil sich die Kinder nicht an natürliche Geschmacksrichtungen und eine geringere Süße gewöhnen können", sagt Diätologin Wildfellner. Jedes Mal, wenn man süß isst, aktiviert man das Belohnungszentrum. "Die Vermeidung von Zucker und süßem Geschmack möglichst früh im Kindesalter ist aber der beste Schutz vor Übergewicht", sagt Kautzky-Willer. Als ideale Durstlöscher gelten Wasser, Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees und gespritzte Fruchtsäfte (1:3 verdünnt).
Selbstgemachte Drinks
Die Linzer Diätologin Pia Wildfellner hat Tipps für gesunde Getränke zum Selbermachen:
Wasser in der Karaffe aufpeppen mit Obst und Gemüse (z.B. Zitrone, Gurke), Kräutern (Minze, Rosmarin), aber auch mit Gewürzen (z.B. Zimtstangen). Nach Lust und Laune kombinieren.
Der „Switchel“ gilt als Trendgetränk. Man braucht dafür (für 2): 1/2 l Wasser, 10 ml Honig, 60 ml Apfelessig, 3 cm frischen Ingwer (geschält). Ingwer fein reiben, alle Zutaten vermischen. 12 Stunden im Kühlschrank lagern. Je nach Geschmack mit Wasser oder Obstsaft ergänzen.