Unerklärliches Bauchweh
Viele Frauen leiden an chronischen Schmerzen im Unterbauch. Oft kann keine organische Ursache gefunden werden. "Nicht selten gibt es dafür psychische Gründe" sagt ein Experte.
Ob Angst, Stress oder eine emotionale belastende Situation: Unangenehme Gefühle können sich auch "auf den Magen schlagen". Rund 15 Prozent aller Frauen leiden an chronischen Schmerzen im Unterbauch. Etwa jede Zehnte wendet sich damit an ihren Gynäkologen. "Oft kann allerdings keine organische Ursache gefunden werden", sagt Peter Stumpner, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Rohrbach. "Leider belassen es viele Frauen dann dabei, ohne den Ursachen auf den Grund zu gehen – die oft im psychosomatischen Bereich liegen." Die Konsequenz: Ein Leben mit ständigen oder immer wiederkehrenden Schmerzen. Von einem chronischen Unterbauchschmerz spricht man ab einer Dauer von mindestens sechs Monaten. Dieser könne zyklisch, akut oder chronisch auftreten. "Die Lebensqualität der Betroffenen ist in jedem Fall massiv beeinträchtigt".
Die Suche nach den Ursachen
Natürlich würden bei chronischen Unterbauchschmerzen vorab sämtliche organische Ursachen ausgeschlossen, ehe man weitere Schritte überlegt und im Idealfall die psychosomatischen Aspekte abklärt. Dazu gehöre etwa die Schmerzanamnese mit Fragen wie: Wann tritt der Schmerz auf? Wo genau? Auch die Verfassung, (Depression, Angst), frühere Schmerzerfahrungen oder eine anhaltend belastende Lebenssituation (Pflegesituation, alkoholabhängiger Partner, finanzielle Probleme ...) spielten hier eine Rolle.
"In der modernen Medizin trennen wir die Ursachen von Schmerzen nicht mehr nach organisch oder psychosomatisch, sondern wir denken umfassend", sagt Stumpner. "Schmerz ist für das Gehirn eine besondere Variante von Stress. Auslöser können zum Beispiel Ausgrenzung, soziale Ängste, die emotionale Situation oder Stress sein."
Oft sei es schwierig die Patientinnen zu motivieren weitere Hilfe in Anspruch zu nehmen, nachdem alles Organische abgeklärt wurde, sagt der Primar. "Wichtig ist es daher, Betroffene in einem ersten Schritt das Schmerz-Netzwerk zu erklären und aufzuzeigen, dass sie sich den Schmerz nicht einbilden."
Ein Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie erklärt den Patientinnen etwa genau was in ihrem Gehirn passiert, wenn sie Schmerz empfinden. Patienten mit körperlichen Beschwerden wissen oft nicht, was diese bedeuten und dass es ein Gefühl ist, das sich in Schmerzform äußert. Psychosomatiker helfen den Patientinnen anschließend, diese Gefühle zu interpretieren und zuzuordnen und die dahinterstehenden Bedürfnisse zu erkennen. Das kann zum Beispiel bei einem Ambulanzgespräch passieren.