Stürze beim Eislaufen: Kahnbeinbruch droht
Kahnbeinbrüche müssen 12 Wochen eingegipst werden. Die Alternative ist eine Operation.
Jetzt ist Eislaufsaison. Wer bei dieser Sportart stürzt, kann sich leicht das Handgelenk verletzen. Besonders gefürchtet sind Kahnbeinbrüche, weil sie leicht übersehen werden und die Behandlung sehr komplex ist.
Das Kahnbein gehört zu den Handwurzelknochen und liegt daumenseitig im Handgelenk. Es spielt eine wichtige Rolle in der komplizierten Mechanik des Handgelenks. Kahnbeinbrüche treten bei starker Gewalteinwirkung bei Verdrehung der Hand auf – etwa beim Abstützen oder Aufprall bei einem Sturz, besonders wenn die ausgestreckte Hand nach hinten in Richtung Handrücken gebeugt wird.
Die Symptome eines frischen Kahnbeinbruchs sind verhältnismäßig geringe Schmerzen, Druckschmerz und leichte Schwellung in der so genannten "anatomischen Schnupftabakdose", das ist die Grube streckseitig an der Daumenwurzel.
"Dieser Knochen ist nur mit Bändern befestigt und deshalb von Natur aus wenig durchblutet. Daher schreitet die Heilung oft schlecht voran", sagt Unfallchirurgie-Primaria Johanna Berger vom Salzkammergut-Klinikum Bad Ischl. Bei dieser Verletzung muss mit 12 Wochen Gips gerechnet werden. Doch sogar das ist keine Garantie für eine Heilung. Deshalb sollten Kontrolltermine nach Abnahme des Gipses unbedingt ernst genommen werden.
Operation statt Gips
Weil es manchmal beruflich problematisch ist, das Handgelenk so lange einzugipsen, kann es sinnvoll sein, auch unverschobene Brüche zu operieren. Bei der Operation wird ein dünner Draht vorpositioniert und über diesen Draht werden dann die beiden Knochenteile mit einer hohlen Schraube verbunden. Damit kann oft die Tragedauer des Gipses stark verkürzt oder sogar ein Gips ganz vermieden werden. Wird ein Kahnbeinbruch nicht versorgt, entwickelt sich praktisch immer ein so genanntes Falschgelenk (Pseudoarthrose) und in der Folge entstehen dann starke Abnützungen im Handgelenk.
"Der Verlauf kann individuell sehr unterschiedlich sein", sagt Berger. Hat sich eine Pseudoarthrose entwickelt, sollte man unbedingt operativ vorgehen, noch bevor das Handgelenk kaputt ist. Um die Form des Kahnbeins wieder herzustellen, muss man Knochen verpflanzen. Früher verwendete man dafür meist ein Stück Knochen aus dem Beckenkamm.
Revolutioniert wurde die Behandlung durch ein österreichisch-amerikanisches Team, das statt eines nicht durchbluteten Knochenstücks ein durchblutetes Stück Knochen aus dem Oberschenkel verpflanzte. Die Gefäße werden dabei unter dem Mikroskop zusammengenäht. "So ist die Ausheilungschance größer", sagt Berger. Die Methode, die sich inzwischen etabliert hat und ein sehr spezielles Know-how erfordert, wird regelmäßig im Salzkammergut-Klinikum in Bad Ischl durchgeführt.