Spenderherz: So wie der Songcontest-Sieger warten viele
Kongress in Wien: Der Präsident der Österreichischen Herz-Gesellschaft erklärt, wie eine Herztransplantation funktioniert.
Der Gewinner des jüngsten Eurovision Song Contest, der portugiesische Sänger Salvador Sobral, benötigt dringend eine Herztransplantation und liegt derzeit auf der Intensivstation eines Spitals nahe Lissabon. Der Ausgang ist ungewiss. Aktuellen Berichten zufolge ist Sobral aufgrund der Schwere seiner Erkrankung an die erste Stelle der Liste der Empfänger von Herztransplantationen vorgerückt.
Um lebensrettende Herzoperationen wie Transplantationen und Herzklappen-OPs dreht sich diese Woche auch alles in Wien: beim europäischen Fachkongress im Austria Center Vienna.
Vier Monate warten aufs Herz
„Bei Herztransplantationen haben wir mit dem Maximum von vier Stunden, die zwischen dem Abklemmen des Herzens beim Spender und dem Schlagen des Herzens beim Empfänger vergehen dürfen, ein sehr enges Zeitfenster,“ erklärt Michael Grimm, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie. „Daher wird noch während das Entnahmeteam unterwegs ist, der Empfänger bei uns für die OP bereits vorbereitet und ihm sein krankes Herz entnommen, damit die Transplantation sofort beim Eintreffen des Spender-Herzens beginnen kann.“ Die Herztransplantation sei damit nicht nur eine fachliche Herausforderung, sondern auch mit einem enormen logistischen Aufwand verbunden.
In Österreich werden so 70 Herztransplantationen pro Jahr durchgeführt. Durchschnittlich wartet in Europa ein Patient nach der Registrierung bei Eurotransplant vier Monate auf sein Spenderherz. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt bereits 70-80 Prozent.
Weitere Herz-Operationen
Ein weiterer Schwerpunkt beim europäischen EACTS-Kongress vom 7. bis 11. Oktober sind neuartige minimal-invasive Herzklappenoperationen. Diese können vor allem bei zunehmendem Alter aufgrund von Verschleißerscheinungen wie Undichtigkeit oder Verengung an der Herzklappe notwendig werden. Patienten werden häufig durch ihren körperlichen Leistungsabfall und Kurzatmigkeit auf die Herzklappenverschleißerscheinung aufmerksam.
Bei der minimal-invasiven Herzklappen-OP wird die neue Herzklappe durch eine kleine Öffnung im Brustkorb eingesetzt und nicht mehr – wie früher – das gesamte Brustbein des Patienten aufgesägt. Bei diesem Eingriff sieht der Herzchirurg die Operationsstelle nicht mehr mit freiem Auge, sondern das Herz wird durch das Endoskop optimal ausgeleuchtet und dreidimensional auf Monitoren dargestellt.
„Durch die neuartige minimal-invasive Herzklappen-OP kann noch präziser operiert werden und auch die Vorteile für den Patienten liegen auf der Hand: geringere Belastung für den Organismus, niedrigeres Risiko für Komplikationen, weniger Schmerzen, raschere Erholung und schnellere Integration des Patienten in seinen Seite 2 von 2 Lebensalltag außerhalb des Spitals,“ betont Grimm. Alleine in Österreich benötigen alljährlich 1800 bis 2400 Menschen lebensrettende Herzklappen-Operationen.