Prostatakrebs: Bessere Untersuchungsmethoden
Zell-Marker und neue Rechenmodelle sollen PSA-Untersuchung ergänzen. Das nützt besonders jungen Patienten.
Die Kombination des bereits bekannten "PSA-Werts" (prostataspezifisches Anti-Gen) mit verschiedenen anderen Tumormarkern und bildgebenden Verfahren wie Ultraschall und MRT (Magnetresonanztomographie) soll die Untersuchung von Patienten mit einem möglichen Prostatakarzinom genauer machen als die bisherige alleinige PSA-Laboruntersuchung.
Ein solches Projekt gibt es an der Urologischen Universitätsklinik in Wien. Die PSA-Konzentration im Blut kann einen Hinweis auf das Vorliegen eines Prostata-Karzinoms darstellen, ist aber allein nicht sehr genau. Ein Team von Wissenschaftern rund um Urologie-Klinikchef Shahrokh Shariat hat ein Programm entwickelt, welches das Testverfahren wesentlich verbessern soll.
PSA-Messung bleibt notwendig
"Das PSA ist zwar kein idealer Krebsmarker, aber dennoch der beste diagnostische Biomarker in der gesamten Onkologie. Vor allem im jungen Alter, also um die 40 bis 45 Jahre, ist er sehr aussagekräftig, was die Risikovorhersage für Prostatakrebs betrifft. Das belegen auch die Daten", sagt Shariat.
Seit Einführung des PSA-Screenings ist die Sterblichkeit im Bereich Prostatakrebs um 40 Prozent gesunken. Es stellt sich also nicht die Frage, ob man PSA-Screenings machen soll oder nicht.
Vielmehr gehe es darum, sie klug durchzuführen. Unnötige Operation sollten aber nach Möglichkeit vermieden werden. So sieht deshalb die neue Strategie der Wiener Experten aus: Ist der Patient noch jung und der PSA-Wert nur wenig erhöht, wird er aktiv überwacht, das heißt, regelmäßig nachkontrolliert. Damit sollen unnötige Eingriffe verhindert werden, ohne eine bösartige Entwicklung des Tumors zu übersehen. Ist der Wert so erhöht, dass man eine Biopsie in Erwägung ziehen muss, wird der Test innerhalb von längstens zwölf Wochen wiederholt. Experten beziehen dann weitere Krebsmarker und mathematische Rechenmodelle in die Entscheidungsfindung ein.
Biologisches Profil erstellt
"Zusätzlich zum PSA-Test erstellen wir mit Hilfe der neuen molekularen Verfahren in der Bildgebung und der Pathologie ein umfassendes biologisches Profil der Zelle", sagt der Klinikchef.
Das mache es möglich, eine genauere Risikovorhersage zu treffen, den Tumor exakt zu lokalisieren und seine molekulare Struktur zu bestimmen. Die Ärzte wollen so besser abschätzen, ob eine Behandlung nötig und sinnvoll ist und wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Patient auf eine chirurgische oder medikamentöse Therapie anspricht.
In Österreich erkranken laut Statistik Austria pro Jahr rund 4700 Männer an einem Prostatakarzinom . Die Zahl der pro Jahr an einer solchen Erkrankung Sterbenden liegt jährlich zwischen 1100 und 1200.
Shariat rät im Fall des Falles dringend dazu, die Operation in einem Schwerpunktspital, da dort das nötige Know-how der Ärzte, die erforderliche Routine und die entsprechenden Diagnoseverfahren vorhanden seien.