Probier’s mal mit Gelassenheit!
Lebenskunst-Philosoph Wilhelm Schmid hat einen Ratgeber über Gelassenheit geschrieben und erklimmt mit diesem altmodischen Gefühl die Bestsellerlisten.
Das Büchlein ist klein, weinrot, hat gerade einmal 118 Seiten und versucht in zehn Schritten zu erklären, wie man zu mehr Gelassenheit gelangen kann. Der deutsche "Lebenskunst-Philosoph" und Autor Wilhelm Schmid verknüpft die von ihm beschriebene Gelassenheit vor allem mit dem Älterwerden des Menschen, stellt aber klar: "Ich selbst bin nicht im Besitz der Gelassenheit, aber sie erscheint mir sehr erstrebenswert, um ein schönes Leben führen zu können." Gelassenheit wär’ aber perfekt beim Älterwerden, meint Schmid, der gerade seinen 60. Geburtstag gefeiert hat. "Das Problem des Älterwerdens in moderner Zeit ist, dass es als Krankheit betrachtet wird, die frühzeitig erkannt und entschieden bekämpft werden muss." Und trotzdem sei’s eine Tatsache, dass man sich mit 60 Jahren plötzlich im "dritten Viertel" seines Lebens befinde. Das sei jene Zeit, in der die "Unsterblichkeitsblase" zerplatzt.
Zeitgedanken: Schmid teilt das Leben in vier Viertel und widmet sich vor allem den letzten Teilen. "Das Älterwerden ist einem auf den Fersen wie ein Stalker, der sich an kein Distanzgebot hält und dafür nicht belangt werden kann." Der Mensch gehe im vierten Viertel eher in die Retrospektive: "Wie war mein Leben? Was habe ich bisher gemacht und erreicht?"
Freundschaft mit sich schließen: Auch der Nachmittag des Lebenstages habe viele Vorteile, zum Beispiel zu wissen, wie die Dinge laufen. "Wichtig ist es, Selbstfreundschaft zu schließen und sich auch mit den befremdlichen Phänomenen des Alters zu befreunden, wie etwa dünne graue Haare."
Rituale: "Am besten wäre es, älter werdende Leben spätestens im vierten Viertel nicht mehr zu verpflanzen, sondern in ihren Gewohnheiten an Ort und Stelle zu belassen."
Genuss von Lüsten und Glück: Es kann zur Gelassenheit führen, Dinge bewusst zu genießen – sei dies ein Spaziergang durchs Herbstlaub oder der Gesang einer Amsel. Auch gewinne die Lust der Erinnerung an Bedeutung, die Lust am Gespräch und die Lust am Garteln. Schmid beantwortet auch die Frage, warum Menschen Gärten lieben. "Weil diese, wie Religionen, Balsam für die Wunde der Endlichkeit sind, die Menschen zu allen Zeiten schmerzte."
Umgang mit Schmerz: Schmerzen zu akzeptieren und selbst – im Zweifel gemeinsam mit dem Hausarzt – die Grenzen des Akzeptablen festzulegen, "kann" laut Schmid zu Gelassenheit führen.
Berührung: Der Philosoph empfiehlt Berührungen aller Art, etwa beim Tanzen. "Jede körperliche, sinnliche Erfahrung wirkt sich auch seelisch aus."
Liebe und Freundschaft: Neben der Liebe zwischen Eltern und Kindern sei es die zwischen Großeltern und Enkeln, die allen Beteiligten viel Sinn und Gelassenheit vermitteln kann. Wichtig sei natürlich auch die Liebe zu dem Menschen, mit dem das Leben oder wenigstens ein Abschnitt geteilt wird. "Ein Mensch allein genügt, um gemeinsam mit ihm dem Leben Sinn zu geben."
Besinnung: Bei der Sinnsuche gehe es meist nicht um den Sinn des Lebens, sondern um den Sinn im Leben, den Sinn einzelner Phänomene und Erfahrungen.
Verhältnis zum Tod: "Ich stelle mir vor, dass der Tod das Ende der Zeit, das Ende der Welt sein wird, wenngleich nur für mich", beschreibt Schmid seine Vorstellung.
Leben nach dem Tod: "Gelassenheit ist das Gefühl und der Gedanke, sich in einer Unendlichkeit zu wissen, für die es nicht wichtig ist, welchen Namen sie trägt."
Wilhelm Schmid: " Gelassenheit", 7,55 Euro, Insel-Verlag
"Am besten wäre es, älter werdende Leben spätestens im vierten Viertel nicht mehr zu verpflanzen, sondern in ihren Gewohnheiten an Ort und Stelle zu belassen."
Solche Verallgemeinerungen sind für ein geruhsames und gleichzeitig interessantes Leben auch im höheren Alter Gift. Kann nur von mir schreiben, mit 64 Jahren Haus verkauft eine Eigentumswohnung erworben in einer Stadt, da die Infrastruktur wesentlich besser ist und sehr viel unterwegs. Die sogenannten Freunde sind nach wie vor vorhanden eben weiter entfernt für die wirklichen spielt das keine Rolle. Verpflichtungen lege ich mir keine mehr auf. Wie alt ich bin? 67 Empfehle ebenfalls verfallgemeinernd vom großen Besitz Abschied zu nehmen zu Reisen und Sprachen zu lernen das bringt im Alter echte Erfolge. Vor allem keine Vergleiche mit anderen Menschen oder Kulturen zu machen, wir sind einzigartig.