Nerv eines Toten gab Mühlviertler das Gefühl in seiner rechten Hand zurück
Nach einem Sturz spürte der 24-jährige Mario Mager seine Finger nicht mehr
TV-Serien-Arzt Dr. House hätte wohl seine Freude mit seinen Kollegen des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern in Linz. Chirurgen des Spitals haben geschafft, wovon der heute 24-jährige Mario Mager schon nicht mehr zu träumen wagte. Vor genau zwei Jahren stürzte der junge Rohrbacher so unglücklich, dass er mit dem rechten Unterarm auf eine scharfe Kante fiel. Durch den Aufprall wurde der Mittelarmnerv "Nervus medianus" irreparabel geschädigt. Dieser Nerv verläuft von der Achsel zum Handgelenk.
"Hand und Finger waren gefühllos. Die Funktion der Hand war massiv eingeschränkt. Sie entsprach einer besseren Prothese", sagt Philipp Mayr, Facharzt in der Abteilung Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie bei den Barmherzigen Schwestern. Durch seine massive Verletzung fiel es dem jungen Mühlviertler schwer, seinem Beruf als Elektriker im elterlichen Betrieb zu 100 Prozent nachzugehen.
Als ob dies nicht schon genug gewesen wäre, machte der geschädigte Nerv auch noch massive Probleme, da das Narbengewebe unter der Haut einen Knoten bildete und richtig schlimme Schmerzen verursachte. "Der Patient beschrieb diese Zustände wie ständige, leichte Stromschläge. Da war uns schnell klar, dass wir etwas machen müssen. Normalerweise versuchen wir in derartigen Fällen eine Nervenrekonstruktion mit körpereigenen Nerven. Dazu wird der ,Nervus Suralis‘ verwendet, ein Gefühlsnerv an der Rückseite des Unterschenkels." Der Nachteil dieses Eingriffs: Der Patient verliert im Entnahmebereich das Gefühl, hat zusätzliche Narben und eine lange Operation zu ertragen.
Heilungsphase als Geduldsprobe
Gemeinsam mit seinem Patienten entschied sich der Oberarzt für einen neuen, ungewöhnlichen Weg und setzte dem Rohrbacher den Nerv eines Toten aus den USA ein. Dieser Nerv wurde durch ein spezielles Verfahren so verändert, dass es zu keinerlei Abstoßungsreaktionen kommen konnte. "Vom Gewebe des toten Nervs wurden alle fremden Zellen entfernt. Das eingesetzte Nervenstück diente praktisch als Brücke. Auf dieser konnten Mario Magers eigene Nervenzellen nach und nach einwachsen. Auf diesem Weg wurde die Verbindung zwischen den getrennten Nervenenden wieder hergestellt", erklärt der Arzt.
Für die Heilungsphase brauchte der 24-Jährige jede Menge Geduld. Erst nach Monaten stellte sich der echte Erfolg ein.
"Heute kann ich meinem Job wieder voll nachgehen, ich spüre meine Finger und kann sie auch ganz gezielt einsetzen", sagt der junge Mann, der gerade auf Sommerurlaub ist.
Alle drei Monate trifft er sich im Krankenhaus mit seinem Arzt "Doktor Mayr", um den Fortschritt zu überprüfen und zu dokumentieren. "Bei jeder Nachkontrolle hat sich bisher ein weiterer Erfolg gezeigt", sagt der Mediziner. Und Mario Mager ist wieder pumperlg’sund: "Meine rechte Hand ist mein wichtigstes Werkzeug!"