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Mobbing ist kein Kavaliersdelikt

Von Dietlind Hebestreit, 29. Juli 2015, 00:04 Uhr

Wenn das Verhalten der Kollegen krank macht: "Mobbing-Opfern steht Schmerzensgeld zu", sagt der Linzer Arbeitsmediziner Markus Fischl.

Die Zahlen sind unrühmlich: Laut einer EU-Studie liegt die Mobbing-Rate in Österreich bei rund sieben Prozent – im EU-Schnitt sind es nur rund vier Prozent. "Trotzdem negieren die meisten Betriebe das Problem", sagt Markus Fischl. Der Arbeitsmediziner und Psychiater in der Linzer Landesnervenklinik Wagner-Jauregg erlebt in der Praxis oft bedrückende Fälle: "Einmal kam ein jüngerer Mann zu mir, der nicht nur systematisch gedemütigt, sonder auch gewürgt und angespuckt wurde. Er kämpfte schon mit drängenden Selbstmordgedanken." Zwar wurden die Übeltäter schließlich gekündigt; doch der Betrieb spielte die Vorfälle herunter und zeigte wenig Verständnis, als der Gesundungsprozess länger andauerte.

Betriebsvereinbarung

Wie sich Mobbing am besten bekämpfen lässt, erklärt der Experte: "Die beste Lösung wäre eine Betriebsvereinbarung, wie es sie in Deutschland bereits in vielen Firmen, in Österreich nur ganz selten gibt." Darin steht nicht nur genau, was unter Mobbing zu verstehen ist (Infokasten unten), sondern auch, wer im Fall der Fälle Ansprechpartner ist und welche Konsequenzen die Kollegen, die das Opfer bedrängen, zu erwarten haben. "Einfach Tipps zu geben, reicht nicht aus. Wichtig ist es, dass die Betroffenen angstfrei mit ihren Problemen zu einer Ansprechperson kommen können – zum Beispiel zum Betriebsrat", sagt der Oberarzt. Es sei in Österreich sehr schwer, sein Recht durchzusetzen: "Mobbingopfern steht Schmerzensgeld zu. Das ist wie bei Körperverletzung. Ich habe aber noch nicht erlebt, dass das in die Tat umgesetzt wurde." Dass Mobbing psychisch krank mache, ist laut Fischl bewiesen. Solche Vorfälle haben massive Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein. Oft können Betroffene nicht mehr schlafen, bekommen Angststörungen, Alpträume, Panikattacken, Depressionen.

Das Gleichgewicht kippt

Auch der Körper wehrt sich: Psychosomatische Beschwerden betreffen Kopf, Rücken und den Magen-Darm-Bereich, "alles, was vom vegetativen Nervensystem betroffen ist. Dieses gerät aus dem Gleichgewicht", sagt Fischl.

Dass psychische Erkrankungen nicht nur Privatsache, sondern auch von wirtschaftlichem Interesse sind, zeigen folgende Zahlen: Während Krankenstände wegen körperlicher Beschwerden im Durchschnitt elf Tage dauern, liegt die Zeitspanne mit 44 Tagen bei psychischen Erkrankungen deutlich höher.

Hilfe für Mobbingopfer: bei der Arbeiterkammer oder der Selbsthilfegruppe www.mobip.at

 

Das alles ist Mobbing

 

 

Nicht jeder Konflikt ist gleich Mobbing. Doch wenn Übergriffe systematisch passieren, können sie krank machen. Hier eine kleine Auswahl :

  • Der Vorgesetzte schränkt die Möglichkeiten ein, sich zu äußern
  • Man wird ständig unterbrochen
  • Anschreien oder lautes Schimpfen
  • Ständige Kritik an der Arbeit oder dem Privatleben
  • Telefonterror
  • Mündliche oder schriftliche Drohungen
  • Kontaktverweigerung durch abwertende Blicke oder Gesten
  • Hinter dem Rücken des Betroffenen wird schlecht über ihn gesprochen
  • Man wird „wie Luft“ behandelt
  • Versetzung in einen Raum weitab von den Kollegen
  • Sich lächerlich machen
  • Man verdächtigt jemanden, psychisch krank zu sein
  • Man macht sich über eine Behinderung lustig
  • Man imitiert den Gang, die Stimme oder Gesten, um jemanden lächerlich zu machen
  • Man verursacht Kosten für den Betroffenen, um ihm zu schaden
  • Sexuelle Handgreiflichkeiten 

 

  • Zwang zu gesundheitsschädlichen Arbeiten
  • Androhung körperlicher Gewalt
  • Anwendung leichter Gewalt
  • Körperliche Misshandlung
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