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"Lobbyisten für alle psychisch Kranken"

Von Barbara Rohrhofer, 29. März 2017, 00:04 Uhr
Professor Werner Schöny, Präsident von pro mente   Bild: (Volker Weihbold)

Anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums von pro Mente Austria haben wir mit pro-mente-Präsident Prof. Werner Schöny gesprochen.

Vor 40 Jahren wurde pro mente Austria als Dachverband der Vereine für psychische und soziale Gesundheit gegründet. "Nach vier Jahrzehnten arbeiten wir nach wie vor daran, psychisch beeinträchtigten Menschen zu helfen und Vorurteile abzubauen. Wir verstehen uns als Lobbyisten für alle psychisch kranken Menschen", sagt pro-mente-Präsident Prof. Werner Schöny.

 

Lassen Sie uns 40 Jahre zurückblicken. Gab es damals weniger psychisch kranke Menschen?

Prof. Werner Schöny: Psychische Krankheiten, die auch eine größere genetische Komponente haben – wie etwa die Schizophrenie –, sind heute nicht weiter verbreitet als früher. Natürlich muss man sagen, dass man früher über seelische Erkrankungen nicht gesprochen hat. Es gab extrem hohe Suizidraten und die Menschen hatten vielerlei körperliche Beschwerden, die – wie man heute weiß – psychosomatisch waren ...

Was plagt die Seele der Menschen 2017?

Was wir bei pro mente sehen, sind drei Gruppen: Durch die Migrationsbewegung kommen viele Menschen nach Österreich, die schreckliche Dinge erlebt haben und unter posttraumatischen Störungen leiden. Die zweite Gruppe sind die extrem Überbeschäftigten, die überlastet sind und ihre Grenzen nicht wahrnehmen. Und schließlich jene Menschen, die armutsgefährdet sind.

Werden psychisch Kranke heutzutage noch diskriminiert?

Keine körperliche Krankheit ist so ausgrenzend und karrierehemmend wie eine psychische. Fehlt jemand wegen einer Depression, reagieren die meisten Arbeitgeber immer noch mit relativ großem Unverständnis.

Haben Sie Hoffnung, dass psychische Leiden den körperlichen Erkrankungen eines Tages gleichgestellt werden?

Ja, diese Hoffnung habe ich, denn es hat sich viel getan. Als ich ein junger Mediziner gewesen bin, war die Krebserkrankung so stark stigmatisiert, dass man Betroffenen nicht einmal die Hand geben wollte.

Kann man sich vor psychischen Erkrankungen schützen?

Prävention ist unglaublich wichtig. Wird ein Burn-out rechtzeitig erkannt, kann man relativ gut entgegensteuern. Es gibt so etwas wie ,Erste Hilfe für die Seele‘. Sinnvolle Prävention müsste im Säuglingsalter beginnen. Das kostet Geld – und das ist Mangelware ...

Wo sehen Sie in Österreich die größen Defizite in der Versorgung psychisch Kranker?

Es ist unvorstellbar, dass jemand, der an Diabetes leidet, keine ausreichende Behandlung bekommt. Bei psychischen Leiden ist das gang und gäbe. Auf die ,Psychotherapie auf Krankenschein‘ muss man monatelang warten. Wer das nicht will, muss sie aus der eigenen Tasche bezahlen. Dazu kommt, dass in Österreich in den nächsten zehn bis 15 Jahren etwa 50 Prozent der Psychiater in Pension gehen.

 

Jubiläum

Sechs Prozent der Gesundheitsausgaben in Österreich entfallen jährlich auf die Therapie und sonstige Betreuung psychisch Kranker. Doch laut Berechnungen wird ein Viertel der "Krankheitslast" der Österreicher durch psychische Leiden verursacht. In den Berechnungen zur "Krankheitslast" der WHO rangierte die Depression bereits 2015 auf Platz 1.

Von "pro mente Austria" werden jährlich 80.000 Patienten betreut. Der Verein setzt sich aus 26 Mitgliedsorganisationen zusammen und zählt 3250 Mitarbeiter. Die Leistungspalette reicht von niedrigschwelligen Angeboten wie Streetworkern bis hin zum stationären Bereich.

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