Kleinkinder sind beim Baden besonders gefährdet
Martin Eberl von der OÖ. Wasserrettung erklärt, was Eltern beachten sollten.
Vergangene Woche erschütterte die Meldung vom Tod der 19 Monate alten Tochter des ehemaligen US-Skirennläufers Bode Miller die Welt. Emeline war am 10. Juni während einer Feier im Pool eines Nachbarn ertrunken. "Nie in Millionen Jahren hätten wir gedacht, einmal solch einen Schmerz zu fühlen", schrieb der völlig verzweifelte Familienvater danach auf Instagram.
Auch in Österreich ertrinken laut Kuratorium für Verkehrssicherheit pro Jahr im Durchschnitt drei bis fünf Kinder. Insgesamt sind im Zeitraum von 2007 bis 2017 mehr als 15 Mädchen und Buben unter 15 Jahren an den Folgen eines Badeunfalls verstorben.
Martin Eberl von der Wasserrettung Oberösterreich erklärt unter anderem, warum Kleinkinder beim Baden besonders gefährdet sind, zu ertrinken.
OÖN: Herr Eberl, was müssen Eltern beim Baden beachten, damit ihnen eine Tragödie erspart bleibt, wie sie Bode Miller und seine Frau erleben mussten?
Martin Eberl: Zum einen wissen viele Eltern nicht, dass Kleinkinder bis zu zwei, drei Jahren sogar in knöcheltiefen Wasserlacken ertrinken können. Denn es ist ihnen nicht möglich, alleine den Kopf aus dem Wasser zu heben. Zum anderen darf man Kleinkinder im wahrsten Sinn des Wortes keine Sekunde im Wasser aus den Augen verlieren, denn das Ertrinken ist ein lautloser Tod, der daher völlig unbemerkt und zudem relativ rasch passiert. Wenn Kleinkinder untertauchen, können sie nicht rufen und sie strampeln nicht. Daher kann schon ein kurzes Telefonat, während dessen man unkonzentriert ist, fatal enden.
Sind Kinder mit Schwimmflügerln ausreichend gesichert?
Nein, Schwimmflügerl und -reifen bieten keinen hundertprozentigen Schutz. Denn sie können beim Reinhüpfen ins Wasser herunterrutschen. Bei Schwimmreifen ist diese Gefahr noch größer. Ist die häufigste unfallbedingte Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren? Unterschätzt werden außerdem oft leichte Strömungen im Wasser. Kleinkinder werden davon unglaublich schnell mitgerissen.
Welche Gefahrenquellen gibt es bei größeren Kindern?
Vor allem Buben stoßen sich gern zum Spaß gegenseitig ins Wasser oder tauchen einander gegenseitig unter. Durch den Schreck kann es passieren, dass der Hineingestoßene oder Untergetauchte im falschen Moment einatmet und Wasser in die Lunge bekommt. Dadurch kann es zu einer Lungenentzündung kommen, die tödlich enden kann. Mediziner nennen das sekundäres Ertrinken. Ich halte es für äußerst wichtig, dass Kinder von ihren Eltern darüber aufgeklärt werden, wie gefährlich das Hineinstoßen oder das Untertauchen ist.
Jeder kennt die Warnung: Mit vollem Magen sollte man nicht schwimmen gehen. Ist es wirklich gefährlich, nach dem Essen ins Wasser zu gehen?
Nein, das ist nicht so gefährlich. Natürlich belastet es den Kreislauf, wenn man sehr viel gegessen hat und gleich darauf sportlich schwimmen geht. Aber wer tut das schon? Nach einem leichten Mittagessen ist es kein Problem, baden zu gehen.
Macht nasse Kleidung das Überleben im Fall eines Badeunfalls schwerer?
Nein, Kleidung zieht nicht runter, sondern schwimmt. Man kann mit nasser Kleidung wegen des größeren Widerstandes nicht so schnell schwimmen. Kleidung kann in manchen Fällen sogar hilfreich sein. So etwa, wenn man durch ein Bootsunglück längere Zeit im Wasser verbringen muss. Dann wärmt Kleidung – auch wenn sie nass ist.