Kleine Linkshänder werden - oft unbewusst - immer noch "umgeschult"
Am 13. August ist der 39. internationale Tag der Linkshänder. Eine "Umschulung" von Linkshändern im Kindesalter kann weiterreichende Folge haben.
Jeder Mensch kommt mit der Anlage zur Welt, die entweder die rechte oder die linke Hand bevorzugt. "Mindestens 30 Prozent davon sind linkshändig begabt, aber nur zehn bis zwölf Prozent schreiben mit der linken Hand", sagt Andrea Hayek-Schwarz, Obfrau des Vereins "LinkeHand". Dass heute nicht mehr "umgeschult" werde, stimme nur dann, wenn man damit die zwangsweise Umgewöhnung linkshändiger Kinder auf die rechte Schreibhand meint. Aufgrund von Nachahmung und Anpassung der Kinder und oft unbewusster Beeinflussung von Bezugspersonen entscheiden sich immer noch Kinder für die rechte Hand, obwohl ihre Vorzugshand die linke wäre. "Rechts gilt für manche eben als richtiger."
Folgen der "Umschulung"
"Was viele nicht bedenken: Es geht nicht nur um die Hand, die Veränderung des Handgebrauchs hat weitreichende Folgen", sagt Andrea Hayek-Schwarz und zählt folgende Nachteile der "Umschulung" auf:
- Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, vor allem in Stresssituationen, Prüfungsängste
- Schwierigkeiten beim Erlernen des Schreibens sowie beim schnellen bzw. leserlichen Schreiben
- geringe Belastbarkeit, Neigung zu Erschöpfungszuständen
- schwankende Schulleistungen
- mangelndes Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit
- häufiges Vergessen, Verlegen und Verlieren von wichtigen Dingen
Am heutigen internationalen Linkshändertag gilt die Aufmerksamkeit den ganz Kleinen. Andrea Hayek-Schwarz kritisiert die mangelnde Achtsamkeit der Erwachsenen in Bezug auf Linkshändigkeit und auch die ergonomischen Gegebenheiten. So haben beispielsweise viele Kinderhochstühle die Vertiefung für die Trinkbecker rechts. "Und die Kinder passen sich an", sagt sie. Besonders gefährdet seien die gutmütigen Kinder, die bemüht sind, es allen recht zu machen – und die ehrgeizigen Kinder, die es "richtig" machen wollen. Die Expertin fordert mehr Aufklärung und entsprechende Aus- und Fortbildung von Pädagogen und Pädagoginnen.
Mehr Infos finden Sie im Internet: www.linkehand.at, www.linkshaendershop.at
Tipps für Eltern
Reichen Sie Ihrem Kind alle Gegenstände zur Körpermitte und ermöglichen Sie ihm damit eine freie Wahl der Hand.
Legen Sie das Besteck mittig in den Teller, sodass es auch hier selbst entscheiden und zwanglos experimentieren kann.
Lassen Sie dem Kind die Autonomie, selbst zu bestimmen, welche Hand es bei einer Tätigkeit einsetzen möchte.
Wenn Sie mit dem Kind Handlungsabläufe trainieren, bieten Sie beide Varianten an.
Akzeptieren Sie unkommentiert sowohl die rechte als auch die linke Hand zum Gruß – solange, bis das Kind sicher rechts und links unterscheiden kann.
Schützen Sie Ihr Kind vor gut gemeinten Versuchen anderer, die ihm das Agieren mit der rechten Hand schmackhaft machen.