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Kleine Helden, die zu früh starten

Von Claudia Riedler, 12. November 2014, 00:04 Uhr
Kleine Helden, die zu früh starten
Schwieriger Start ins Leben: Viele Frühgeborene verbringen ihre ersten Wochen auf der Intensivstation. Bild: gespag

Weil Frauen ihre Kinder immer später bekommen, gibt es viele Frühgeburten. Die Überlebenschancen der Frühchen sind aber hoch.

Rund 600 Babys kamen im Vorjahr in Oberösterreich zu früh – also vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche – zur Welt. Ob und wie sie überleben, hängt weniger vom Geburtsgewicht, sondern vielmehr vom Entwicklungsfortschritt ab. "Ab der 25. Schwangerschaftswoche ist die Prognose gut. Mehr als 80 Prozent schaffen es. Vor der vollendeten 24. Woche liegt die Überlebenschance bei 60 Prozent, häufig gibt es bleibende Schäden", sagt Primaria Gabriele Wiesinger-Eidenberger von der Landesfrauen- und Kinderklinik in Linz.

Sie war selbst ein Frühchen, kam 1959 in der 34. Schwangerschaftswoche zur Welt. Seit der Volksschule wollte sie deshalb Kinderärztin werden. "Die Facharzt-Ausbildung habe ich zu einem großen Teil auf der Neonatologie gemacht", sagt sie. Seit dem Jahr 2002 leitet sie diese Station in der Landesfrauen- und Kinderklinik.

Einer der häufigsten Gründe für Frühgeburten sind lokale Infektionen der Mutter, "die aber nichts mit Hygiene, sondern vielmehr mit Stress und Belastung zu tun haben", betont Wiesinger-Eidenberger. Auch eine sogenannte Schwangerschaftsvergiftung (Gestose) kann zu einer Frühgeburt führen. Mehrlingsgeburten und künstliche Befruchtung (IVF) erhöhen ebenso die Wahrscheinlichkeit. "Vieles davon hat damit zu tun, dass Frauen immer später Kinder bekommen", sagt die Neonatologin. Dazu kommen Adipositas und ein ungesunder Lebensstil, die sich ungünstig auf die Schwangerschaft auswirken.

Und auch wenn es kein "Mittel" gegen Frühgeburten gibt, können werdende Mütter mit einem gesunden Lebensstil vorbeugen. "Man sollte in der Schwangerschaft auf ein körperliches und seelisches Wohlbefinden achten, sich ausgewogen ernähren und ansonsten so weiterleben wie bisher", sagt Wiesinger-Eidenberger.

Frühchen auf ihrem schwierigen Weg ins Leben

Probleme: Wenn Babys zu früh auf die Welt kommen, haben sie – je nach ihrer Reife – mit verschiedenen Problemen zu kämpfen. „Da sind vor allem die Unreife der Atmung, aber auch Probleme mit dem Kreislauf, Überforderung des Darms und die Gefahr einer Gehirnblutung“, sagt Primaria Gabriele Wiesinger-Eidenberger.

Behandlung: Bei der Behandlung mache man große Fortschritte. Die Atmung wird in vielen Fällen nicht-invasiv – also über die Nase – unterstützt. „Ein Meilenstein in den vergangenen zehn Jahren“, sagt die Neonatologin. Auch mit „Surfactant“ fördert man die Reife der Atmung.

Wichtige Elternbindung: Frühgeborene werden – wenn immer möglich – mit Muttermilch gefüttert. „Der Kontakt zu den Eltern ist immens wichtig“, sagt Wiesinger-Eidenberger. Das bestätigt nicht nur ihre Erfahrung, sondern auch Studien. Eltern von Frühchen können rund um die Uhr bei ihrem Baby sein und übernehmen die Pflege, sobald sie sich das zutrauen.

Endlich nach Hause: Wenn Atmung und Kreislauf stabil sind und die Babys gut trinken, dürfen sie nach Hause. „Das ist oft zum errechneten Geburtstermin, meist wiegen sie um die zwei Kilogramm.“

Gleichgezogen: Wenn es keine bleibenden Schäden wie Bewegungs-, Augen-, Hörstörungen oder auch ADHS gibt, sollten die Frühchen im Laufe ihres zweiten Lebensjahres mit allen anderen Kindern gleichgezogen haben.

Treffen von großen und ganz kleinen Frühchen

Amelie Gitsch kam vor 16 Jahren zur Welt, am ersten Tag der 28. Schwangerschaftswoche, mit 1080 Gramm und 37 Zentimetern Länge. „Das war dramatisch“, erinnert sich ihre Mutter Barbara. „Und heute ist sie ein großartiges Kind.“ Auch Amelie selbst sieht keine Nachteile. „Außer dass ich anfangs oft Lungenentzündungen und Bronchitis hatte“, sagt die Schülerin, die am Montag die Intensivstation für Frühgeborene in der Landesfrauen- und Kinderklinik besuchte. „Es ist wirklich cool, das zu sehen“, sagt die 16-Jährige. Und auch die Eltern der Frühgeborenen, die hier jeden Tag über ihre Babys wachen, freut ihr Besuch. „Es ist schön zu sehen, wie gut sich ein ehemaliges Frühchen entwickelt“, sagt Susanne Ecker aus Schwanenstadt. Ihre Tochter Anja kam vor sechs Wochen in der 26. Schwangerschaftswoche zur Welt. Seither gab es viele Aufs und Abs. Sie hatte Infektionen, musste immer wieder beatmet werden. Mama Susanne kuschelt, wickelt und füttert die Kleine mit Muttermilch. „Man freut sich über kleine Fortschritte.“

Das können Sabine und Christian Engleder aus Feldkirchen bestätigen. Emilie wurde vor zwei Wochen geboren mit 578 Gramm und 30 Zentimeter. „Wir lesen ihr jeden Tag Prinzessinnengeschichten vor, streicheln sie – und hoffen.“

Um Eltern zu vernetzen und Frühgeborene zu unterstützen, wurde 2013 der Verein „NewBe“ gegründet. Beispielsweise werden Frühchen-Bodys genäht und Treffen organisiert. Mehr Infos: www.newbe-ooe.at 

Zahlen und Daten

8,2 Prozent der Geburten in Österreich sind Frühgeburten (Statistik Austria 2013). „Die Zahlen sind seit Jahren stabil, die Frühgeburten werden aber auch nicht weniger“, sagt die Neonatologin.

600 Babys in etwa kommen in Oberösterreich jedes Jahr als Frühgeborene auf die Welt.

1500 Gramm und weniger haben etwa 80 bis 100 der Frühgeborenen, die jedes Jahr in der Landesfrauen- und Kinderklinik geboren und betreut werden.

416 Gramm hatte das bisher leichteste Frühgeborene, das in der Landesfrauen- und Kinderklinik in Linz zur Welt kam – und auch überlebte.

17.November: An diesem Tag wird der Weltfrühgeborenen-Tag begangen. Ärzte und Selbsthilfegruppen machen an diesem Tag auf das Thema aufmerksam.

Definition:

Als Frühgeborene gelten Babys, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen.

Der natürliche Geburtszeitpunkt liegt bei 40 Wochen.

Ab der 23. Woche haben Frühgeborene eine Chance zu überleben.

 

 

 

 

 

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