Kampf gegen Krebs: Immuntherapie ist für viele Patienten die Rettung
Wer geeignet ist, hat höhere Heilungschancen und eine deutlich bessere Lebensqualität.
"In den vergangenen Jahren konnte die Medizin in der Tumorbehandlung große Fortschritte erzielen!" Diese frohe Botschaft verkündete Wolfgang Loidl, Leiter der Abteilung für Urologie am Ordensklinikum der Barmherzigen Schwestern in Linz, zusammen mit Medizinern anderer Fachrichtungen gestern bei einer Pressekonferenz. Zu verdanken sei dies vor allem einer neuen Behandlungsmöglichkeit, der Immuntherapie. "Patienten, bei denen diese Therapie anwendbar ist, bringt sie zum einen höhere Heilungschancen und zum anderen eine bessere Lebensqualität im Vergleich zur Chemotherapie", so Loidl. Einziges Problem dabei seien die hohen Kosten, die die neue Behandlungsform verursacht. Bei folgenden Krebsarten macht die Immuntherapie in vielen Fällen Sinn.
Schwarzer Hautkrebs
In Österreich erkranken jedes Jahr etwa 5200 Menschen an einem Melanom, also an schwarzem Hautkrebs", sagt Helmut Kehrer, Oberarzt der Dermatologie im Ordensklinikum Elisabethinen in Linz. 2000 würden in einer Frühform des Tumors (Melanoma in situ) diagnostiziert und seien daher zu 100 Prozent heilbar. Die Zahl der Betroffenen steigt laut Kehrer trotz vieler Vorsorge-Kampagnen von Jahr zu Jahr an. Die gute Nachricht: 85 bis 90 Prozent der Betroffenen können mit einem chirurgischen Eingriff geheilt werden. Übrig bleiben jene Patienten, deren Tumor bereits metastasiert hat.
"Aber auch in diesen Fällen gab es in den vergangenen fünf Jahren dramatische Behandlungsfortschritte", so Kehrer. Erstmals in der Geschichte der Melanomthe-rapie erscheine dank neuer, personalisierter Therapieformen sogar eine mögliche Heilung denkbar.
Lungenkrebs
Diese Krebsart ist die zweithäufigste in Österreich - nach Prostatakrebs bei Männern, nach Brustkrebs bei Frauen. Lange Zeit standen zur Bekämpfung des Lungenkrebses mit Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie drei Behandlungssäulen zur Verfügung. "Seit wenigen Jahren können wir Patienten zudem anhand von Biomarkern zielgerichtet therapieren", sagt Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde des Kepler-Uniklinikums. Einen weiteren Meilenstein stelle der Einsatz von Immuntherapeutika dar, wodurch der Körper im Idealfall Tumorzellen erkennen und gezielt ausschalten kann. "Damit erreichen wir bei jedem dritten Lungenkrebspatienten eine deutlich längere Überlebenszeit", sagt Lamprecht.
Blasen- und Nierenkarzinom
"Lange Zeit wurden in der Therapie fortgeschrittener Nierenzell- und Blasenkarzinome keinerlei relevante Fortschritte erzielt", sagt der Urologe Wolfgang Loidl. Durch die Entwicklung von Immuntherapien sei es jedoch in den vergangenen Jahren zu bahnbrechenden Erfolgen gekommen.
"Damit ist es bei einem Teil der Patienten möglich, ihr Überleben signifikant zu verlängern", freut sich der Facharzt. Die deutlich bessere Verträglichkeit der Immuntherapie bringe den Krebspatienten zudem eine höhere Lebensqualität im Vergleich zur Chemotherapie.
Lamprecht verschweigt aber auch einen Wermutstropfen der neuen Behandlungsmethoden nicht: "Leider profitiert die Hälfte der Patienten mit urogenitalen Tumoren nicht davon."
Strahlentherapie
Über Fortschritte im Bereich der Strahlentherapie berichtet Hans Geinitz, Vorstand der Radio-Onkologie vom Ordensklinikum Barmherzige Schwestern in Linz. Dank neuer Techniken können Tumore heute präziser bestrahlt und die Nebenwirkungen reduziert werden. "Davon profitieren beispielsweise Patienten mit Hals-Kopf-Tumoren, weil es besser gelingt, die Speicheldrüsen zu schonen", sagt Geinitz. (gul)
Infoabend
Der Dachverband onkologisch tätiger Fachgesellschaften (DONKO) veranstaltet am Mittwoch, 18. Oktober (18 bis 20.30 Uhr), einen Informationsabend zum Thema „Neue Krebstherapien“. Im Festsaal des Ordensklinikums der Barmherzigen Schwestern, Seilerstätte 4 in Linz, halten Fachärzte mehrerer Fachrichtungen Vorträge. Der Eintritt ist frei. Nähere Informationen: http://donko.or.at