"Eigentlich sollte ich doch sehr glücklich sein..."
Warum "Mutter werden" nicht nur Glück bedeutet – Symposium "Geburt – Wunsch, Traum, Trauma" in Linz.
Mutter werden" stellt eine große und einzigartige Herausforderung im Leben einer Frau dar. Damit verbunden ist die Vorstellung, dass jede Frau in ihrer Mutterrolle glücklich sein muss. Die Lebensumstellung und die veränderte Lebensgestaltung bringen aber auch viele Einschränkungen mit sich. Die Geburt eines Kindes kann mit schwermütigen und psychisch belastenden Gedanken und Gefühlen verbunden sein.
"Die scheinbar einfachste Sache der Welt, nämlich ein Kind zu kriegen, erscheint aus unterschiedlichsten Gründen zunehmend problembelasteter zu sein", sagt Gabriele Hofer-Stelzhammer, Vorsitzende von ZOE, der Beratungsstelle rund um Schwangerschaft und Geburt. "Ein Grund dafür sind die veränderten Rahmenbedingungen in unserer Gesellschaft. Selbst eine vordergründig bewusste Entscheidung für ein Kind bedeutet noch nicht, dass die damit verbundenen Abläufe konfliktfrei und ohne Belastung passieren", sagt Stelzhammer.
Laut einer aktuellen Studie der Johannes Kepler Universität Linz zum Thema "Schwangerschaft und Geburt" ist jede zehnte Frau von einer postnatalen Depression betroffen. "Überforderung, die hormonelle Umstellung, soziale Isolation und die neue Lebenssituation können schwere psychische Verstimmungen auslösen", sagt die Linzer Gesundheitssoziologin Anna Maria Dieplinger.
Hebamme Petra Sonnberger, Beraterin bei ZOE und seit vielen Jahren auf der Geburtsstation bei den Barmherzigen Brüdern in Linz tätig, erlebt "viele junge Mütter, die sich alles ,rosarot’ vorgestellt haben, alles 150prozentig richtig machen wollen und mit der neuen Situation ganz einfach überfordert sind." Wenn Frauen Mütter werden, sei es wichtig, dass sie ein soziales Netzwerk haben, das sie auffängt, unterstützt und auch einmal helfend einspringt, wenn alles zu viel wird.
"Wenn Frauen das nicht haben, sind wir bei ZOE eine Anlaufstelle. Wir können Ratschläge und Tipps geben und stehen als geschulte Gesprächspartner zur Verfügung", sagt Sonnberger.
Im Rahmen des ZOE-Symposiums, das am Donnerstag, 9. April in der Landesfrauen- und Kinderklinik stattfindet, referiert unter anderen Claudia Reiner-Lawugger, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie aus Wien. "Auch die Änderung der familiären Struktur, also der Wegfall mehrerer Generationen unter einem Dach, hat in den vergangenen Jahrzehnten dazu geführt, dass Frauen innerhalb der Familie weniger Unterstützung und Entlastung erfahren." Gerade nach einer Geburt seien Erschöpfung und die Verunsicherung in der neuen Rolle groß, sagt die Expertin. Auch der plötzliche Abschied vom Berufsleben sei für manche Frauen eine schwierige Umstellung.
Symposium
„Geburt – Wunsch, Traum, Wirklichkeit, Trauma – eigentlich wollte ich glücklich sein“ – so lautet das Thema des Symposiums in Linz, das am Donnerstag, 9. April, von 9 bis 19 Uhr im Ausbildungszentrum der Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz stattfindet. Referenten sind unter anderen Prof. Franz Ruppert aus München („Frühes Trauma“), die Hamburger Hebamme Viresha J. Bloemeke („Es war eine schwere Geburt“) und viele andere. Anmeldungen zur Tagung, die 80 Euro kostet, bei ZOE; 0732/7783 00 oder per E-Mail an office@zoe.at