Digitale Medien sind Zeitfresser: So können Eltern gegensteuern
Soziale Netzwerke und Computerspiele vergrößern Suchtgefahr und Gewaltbereitschaft. Auch die Zeit für Bewegung, Bildung und Freundschaften wird knapp.
Kinder von sechs bis sieben Jahren nützen digitale Medien 2,5 Stunden täglich, bei Zwölf- bis 13-Jährigen sind es fast fünf Stunden. Das ergab eine aktuelle Studie aus Deutschland, die sich gut auf Österreich umlegen lässt. "Wenn man bedenkt, dass Kinder all diese Stunden mit Fernsehen, Internet, PC, Online- oder Konsolespielen, Radio, Smartphone- und Tabletspielen verbrauchen, muss man sich fragen, wann sie ihre Aufgaben machen, spielen, sich bewegen, Hobbys pflegen, ein Instrument lernen, Sport treiben und ob sie auch ausreichend schlafen", sagt Manuela Macedonia, Hirnspezialistin von der Johannes Kepler Universität Linz. Der Konsum digitaler Medien scheint all das zu verdrängen "und noch niemand hat die positiven Effekte dieser neuen Zeitgestaltung bemerkt, außer vielleicht, dass sich die Kinder selbst beschäftigen und von den Eltern nichts fordern. Ob das aber für ihre Entwicklung gut sei, ist fraglich", so die Wissenschafterin. Sie hat Tipps für Eltern parat, wie diese auf die drängenden Probleme mit dem Internet und Computerspielen reagieren können:
- Eltern sollten sich mit digitalen Medien beschäftigen, nur dann können sie mit ihren Kindern auf Augenhöhe kommunizieren.
- Mutter und Vater sind das erste Vorbild. Haben sie den Medienkonsum nicht im Griff, können sie das auch schlecht von ihrem Nachwuchs erwarten.
- Das Internet ist eine großartige Möglichkeit, um zu lernen. Denken wir an das ganze Wissen im Netz: Wikipedia, Apps, mit denen Kinder selbstständig Mathematik oder Fremdsprachen lernen können, oder Apps, die über Imitation den Musikunterricht ersetzen, und das auf personalisierte Weise. Abgesehen von der sinnvollen Nutzung der digitalen Medien ist vieles Zeitverschwendung, wodurch das Gehirn andere wichtige Inhalte nicht aufnehmen kann.
- Beschränkungen sollten mit sinnvollen Beschäftigungen als Ersatz einhergehen: Spielen, Sport, Hobbys.
- Vernunftargumente werden nicht immer greifen, zumal Kinder die Perspektive über ihre mögliche Entwicklung nicht haben. Unsere Eltern sagten ja auch zu uns, wir sollen Mathe oder Englisch lernen, weil das für die Zukunft wichtig ist. Erziehung bedeutet oft, nicht den bequemen Weg zu gehen.
Gewalt wird geschürt
"Viele seriöse Studien belegen, dass gewalttätige Spiele ein Training zur Gewaltausübung darstellen", sagt Macedonia. Nicht nur, dass Gamer gewaltbereiter sind als Nicht-Gamer: Ihre Empathie und das prosoziale Verhalten nehmen durch gesteigerte Intensität der Spielenutzung ab. Diese Probleme werden von der Game-Industrie verharmlost: Die finanziellen Interessen dahinter sind enorm. 2016 wurde allein in Deutschland ein Umsatz mit Computer- und Videospielen (ohne Spielkonsolen) von zirka zwei Milliarden Euro erzielt. "Auch Social Media können zur Sucht führen und diese Gefahr ist in den letzten Jahren durch die starke Martkpräsenz von Smart Phones stark angestiegen", erklärt die Expertin.