Der Entwickler des FSME-Impfstoffes stammt aus Oberösterreich
Der Vöcklabrucker Virologe Christian Kunz hat in den 1970er-Jahren Pionierarbeit geleistet
"Was ich bin? Ich bin ein Vöcklabrucker und bekenne mich dazu", sagte Kunz einmal schmunzelnd in einem Interview. Der Wissenschafter wurde am 13. Oktober 1927 in Linz geboren – in wenigen Tagen feiert der emeritierte Vorstand des Instituts für Virologie in Wien nun seinen 90er. Im Büro schaut er allerdings nur noch ganz, ganz selten vorbei, wie seine Sekretärin erzählt. Leider mache ihm das Alter mittlerweile sehr zu schaffen.
Impfung im Selbstversuch
Seinen größten Erfolg feierte der Mediziner in den 1970er Jahren mit der Entwicklung des FSME-Impfstoffes. 1971 wurde Kunz zum Chef des damals neugegründeten Virologie-Instituts in Wien bestellt, zwei Jahre später folgte die Pioniertat, die er mit seinen Mitarbeitern vollbrachte: Die Entwicklung des FSME-Impfstoffes.
"1973 war die erste kleine Charge Impfstoff hergestellt, mein Kollege, Doktor Hofmann, und ich haben uns gegenseitig geimpft und warteten ab, wie der Test ausgehen würde. Da wir selbst einige Wochen später noch keine negativen Wirkungen spürten, begann ich im Jahr 1974 mit meiner Frau und Mitarbeitern durch das Land zu fahren und Personen mit hohem Erkrankungsrisiko, vor allem Bauern und Forstarbeiter, zu impfen. Bis Anfang 1976 haben wir insgesamt 30.000 Menschen geimpft", erzählte der Forscher.
Doch die nächste Herausforderung für Christian Kunz war die Suche nach einem industriellen Partner, der den Impfstoff auf den Markt bringen sollte. "Ich suchte lange erfolglos, bis schließlich die Immuno (heute: Baxter) AG Interesse zeigte." Seit 1976 ist das Präparat nun in Österreich und in vielen anderen Ländern erhältlich. 1981 wurde erstmals eine österreichweite FSME-Impfkampagne gestartet. Seitdem findet diese jährlich statt.
40-Jährige Erfolgsgeschichte
Der Erfolg von mehr als 40 Jahren FSME-Schutzimpfungen in Österreich ist beachtlich: Wurden 1979 noch 677 hospitalisierte Fälle aufgezeichnet, konnte die Anzahl der Neuinfektionen über die Jahre hinweg auf deutlich unter 100 Fälle pro Jahr reduziert werden. Im Vorjahr wurden in Österreich 80 Erkrankungen registriert. "Ich bin glücklich darüber, dass ich den Grundstein zu dem großen Erfolg bei der Bekämpfung der oft folgenschweren Krankheit FSME legen konnte", sagt Kunz dazu. Und rät: "Wer ein Hirn hat, soll es schützen. Die schwersten Folgen hat die ,Zeckenkrankheit' ja für das Gehirn."
Die durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis kann nicht geheilt werden und schwere neurologische Schäden zur Folge haben.