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Dem Sterben und dem Tod ins Auge blicken

Von Barbara Rohrhofer, 18. April 2014, 00:04 Uhr
Bild: W. Harrer, Barm. Schwestern

Wer denkt mit 17 Jahren schon ans Sterben, an schwere Krankheiten und an die Endlichkeit des Seins?

Kaum jemand, wenn er nicht durch einen Schicksalsschlag mit dem Tod konfrontiert wird oder mit der Schule eine Exkursion in die Palliativstation St. Louise der Barmherzigen Schwestern macht, wie kürzlich die Schülerinnen und Schüler der 7a des BRG Fadingerstraße in Linz.

Dort warten Oberarzt Johann Zoidl und Diplomkrankenschwester Rebecca Just. Die Räumlichkeiten der Station sind hell, an einigen Tischen sitzen Angehörige und trinken Kaffee, in der Ecke steht ein großes Aquarium, in dem sich viele bunte Fische tummeln. Es ist ruhig hier, und auch die Schüler sind ungewohnt still, denn sie wissen, was sie erwartet. Sie werden mit einem Thema konfrontiert, das zum Leben gehört, aber trotzdem ausgeklammert und verdrängt wird; es geht ums Sterben und den Tod.

"Menschen, die zu uns kommen, haben eine begrenzte Lebenszeit. Das Leben, das sie haben, ist nicht mehr das gleiche wie vorher. Sie haben seelische und körperliche Schmerzen. Eine Krankheit, die voranschreitet und nicht mehr geheilt werden kann, ist oft schwer zu begreifen; genauso schwer wie die Tatsache, dass die eigene Lebenszeit plötzlich begrenzt ist", sagt Oberarzt Zoidl. "Das Leben ist für unsere Patienten keine g’mahte Wiesn mehr und sie wissen, dass sie es nicht mehr erleben werden, wie ihre eigenen Kinder oder Enkerl groß werden."

"Was würdet ihr euch in so einer Situation wünschen?", fragt Diplomkrankenschwester Rebecca Just die Schüler. Die Antworten kommen schnell und gleichen sich: "Zeit mit der Familie, Zeit mit Menschen, die man liebt, Streitigkeiten klären und nicht allein sein." Damit man das auf dem letzten Stück des Lebensweges noch erleben kann, bedürfe es in den allermeisten Fällen einer professionellen Schmerztherapie, erklärt Palliativ-Mediziner Zoidl.

"Palliativ bedeutet, Krankheiten zu lindern, ohne sie zu heilen. Wir legen einen schützenden Mantel über die Patienten und versuchen, ihnen Rückhalt und Sicherheit zu vermitteln." Die Wünsche, die Menschen am Ende ihres Lebens haben, würden sich oftmals auf kleine Dinge reduzieren. "Viele wollen noch einmal die Sonne spüren und sehen oder an Blumen riechen", sagt Rebecca Just.

Jüngste Patientin war 19

"Was haben die Menschen, die hier liegen, und wie alt sind sie?", möchte ein Mädchen wissen. "90 Prozent der Patienten leiden an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung, der Tumor wächst, Metastasen zerstören die Knochen. Aber auch Menschen mit anderen schweren, unheilbaren Leiden werden von uns aufgenommen. Unsere jüngste Patientin war 19 Jahre alt. Ihr größter Wunsch war es, zu Hause auf dem Bauernhof der Eltern zu sterben. Und obwohl wir nicht wussten, ob sie die Fahrt überleben würde, haben wir das ermöglicht. Die junge Frau ist zwei Tage später im Kreise ihrer Familie gestorben", erzählt Zoidl.

Die Grenzen der Medizin

Die Familien der Patienten werden auf der Palliativstation mitbetreut. "Angehörige fühlen sich oftmals sehr hilflos und ohnmächtig angesichts des nahenden Todes. Wir bemühen uns, alle gut zu informieren und klarzumachen, dass es wirklich nichts mehr gibt, was die Krankheit stoppen könnte."

"Zerstören Sie da nicht alle Hoffnungen?", fragt ein 17-jähriger Schüler. "Es ist wichtig, zu hoffen, aber auch wichtig, zu wissen, was Sache ist und dass die Medizin an ihren Grenzen angekommen ist. Eines stimmt schon: Dieses Körnchen Hoffnung ist immer wieder die Triebfeder für alles, was wir im Leben tun", sagt er und erzählt, dass zirka 200 Menschen pro Jahr hier Hilfe für ihre körperlichen, seelischen und spirituellen Nöte am Lebensende finden.

"Wie ist es für Schwestern und Ärzte, täglich mit dem Tod konfrontiert zu sein?", möchte Gymnasiallehrerin Antje Traxler wissen. "Man darf die Probleme nicht mit nach Hause nehmen. Ich entspanne mich beim Singen in einem Chor", sagt Rebecca Just, die seit sieben Jahren hier arbeitet. Fürs Leben habe sie viel gelernt. "Ich war oft dabei, wie Menschen ihre ganz persönliche Lebensbilanz gezogen haben, und kann sagen, dass viele es bedauern, gelebt worden zu sein und nicht das Leben gelebt zu haben, das sie eigentlich wollten."

Zum Abschluss blättern die Schülerinnen, Schüler und Lehrerinnen noch in bunten Fotoalben, in denen die Partezettel der Verstorbenen kleben. "Tragt mich weiter in Euren Herzen", steht da zum Beispiel geschrieben. "Die Erinnerung ist es, die verstorbene Menschen weiterleben lässt", sagt Rebecca Just und verabschiedet die Schülerinnen und Schüler, die nach eineinhalb Stunden die Palliativstation verlassen und etwas nachdenklich in die Leichtigkeit ihres jugendlichen Seins zurückkehren dürfen.

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