60 Jahre SOS-Kinderdorf: Für 1100 Kinder die Chance auf ein gutes Leben
Wie Kinderdorf-Mütter zu Lebensmenschen wurden und jetzt sogar aktive Omas sind.
Seit genau 60 Jahren gibt es das SOS-Kinderdorf Altmünster in Oberösterreich. Sechs Jahrzehnte, in denen mehr als 1100 Kinder die Chance bekommen haben, eine intakte Kindheit zu erleben – und das trotz fehlender Eltern oder fehlendem Halt in der Familie.
Sechs dieser vielen SOS-Kinderdorfkinder aus sechs Generationen sind gestern nach Linz gekommen, um aus ihrem Leben und von ihren Erfahrungen zu berichten. Allen voran Anni Unterrainer. Die heute 61-Jährige kam im Alter von neun Jahren ins SOS-Kinderdorf Altmünster. Später wurde sie selbst Kindergartenleiterin und lebte immer "in der Nähe meiner Kinderdorfmutter, die immer für mich und ihre anderen Kinder da war. Jeden Geburtstag gab es Oblatentorte und Geschenke. Ich kann mich an jedes einzelne ganz genau erinnern."
Mit ihrer Vergangenheit hadert sie nicht. Sie hat sogar ihren leiblichen Vater kennen und schätzen gelernt und sagt heute: "Wichtig ist, dass man verzeihen kann."
"Meine Kindheit war erfüllend"
Als Frühchen kam Gerhard Pohl zur Welt und wurde im zarten Alter von nur zwei Monaten ins Kinderdorf zu jener Frau gebracht, die bis zu ihrem Tod seine "echte, geliebte Mutter" geblieben ist. Heute ist der 52-Jährige selbst Vater und arbeitet als SOS-Kinderdorf-Leiter. "Ich selbst habe das Leben hier als sehr erfüllend erlebt. Ich hatte viele Geschwister und eine Mama, die alle Bedürfnisse erfüllt hat."
Sabine Gerl, 40, ist im Alter von neun Jahren mit zwei Geschwistern ins Kinderdorf übersiedelt. "Ich konnte mich hier toll entwickeln, hab’ die Matura gemacht und bin zur Selbstständigkeit erzogen worden. Und natürlich komm’ ich immer wieder gerne heim." Mit "Heimat" meinen alle SOS-Kinderdorfkinder jene Mütter, die nicht ihre leiblichen sind.
So auch Dominik Porstendörfer. Er ist 32 Jahre alt, Vater von zwei Kindern und ein "begeisterter Familienmensch". Seine Kinderdorfmama ist seinen eigenen Kindern eine tolle Oma, seine Kindheit hat der gelernte Tischler in allerbester Erinnerung.
Deborah Mirjanic war das erste Kind von SOS-Kinderdorf-Mutter Hilda Kastenhofer. "Ich hatte bei meiner Mama gleich eine Großfamilie mit Onkeln, Tanten und vielen Cousinen", erzählt die junge Frau, die zwei Lehren abgeschlossen hat, einige Zeit im Ausland verbrachte und gerade dabei ist, die Matura nachzumachen. "Ich fühlte mich bei meiner Mama immer geborgen."
Angelina Dumfart ist heute 18 Jahre alt. Seit Dezember 2003 lebt sie mit ihren beiden Geschwistern in einer SOS-Kinderdorf-Familie in Altmünster. "Ich hatte eine ganz intakte Familie mit Kinderdorfmutter und -vater, gemeinsamen Urlauben, Spieleabenden, Unternehmungen. Es gibt fast nur schöne Erinnerungen."