Mutmaßlicher Brandstifter leugnet Tat
WIEN. Der Wiener Werner C. steht im Verdacht, am Mittwoch einen Großbrand im vierten Stock eines Wohnhauses in der Wiener Innenstadt gelegt zu haben. Er bestreitet die Vorwürfe.
Gegen 9 Uhr wurde eine Polizeistreife in die Löwengasse wegen einer vorerst reglosen Person angefordert. Im Rahmen der Hilfeleistung durch die Polizeibeamten kam der Mann zu sich, allerdings wirkte er zeitlich und örtlich nicht orientiert, weil er offensichtlich stark alkoholisiert war. Der Mann wurde mit dem Rettungsdienst in ein Spital gebracht. Im Zuge weiterer polizeilicher Erhebungen stellte sich heraus, dass es sich bei dieser Person um den gesuchten 44-jährigen Werner C. handelt.
Verdächtiger leugnet
Der Mann befindet sich jetzt in polizeilichem Gewahrsam, er ist nicht geständig. C. behauptet in seiner Wohnung wäre es ohne sein Zutun zu einer Explosion gekommen. Der 44-Jährige schilderte bei einer ersten Befragung, er hätte am Mittwoch zunächst seine Mutter besucht und wäre dann mit seinem Hund spazieren gegangen. Als er an seiner Wohnung anlangte und diese aufsperren wollte, sei er in dem Moment, als er den Schlüssel ins Schloss stecken wollte, von der Explosion überrascht worden.
Bei dem Brand wurde – wie berichtet – die 23-jährige Alexandra R. getötet: Sie hatte ihr Soziologie-Studium in Oxford im vergangenen Jahr abgeschlossen, wohnte direkt neben Werner C. und wurde von einer Mauer erschlagen. "Durch die anfängliche Druckwelle sind mehrere Trennmauern umgefallen", bestätigte Feuerwehrsprecher Gerald Schimpf. Die Eltern der jungen Frau, ein Wiener Ärzte-Ehepaar, kehrten noch am Mittwoch aus dem Urlaub zurück.
Bis in die Nachmittagsstunden wurde am Donnerstag in dem Haus tonnenweise Brandschutt abgetragen. Obwohl die Polizei zunächst erwartet hatte, die Leiche von Werner C. zu finden, bestätigte sich dies nicht. Insgesamt waren von den Kriminalisten im vierten von zehn Stockwerken und im Kellerabteil Benzinkanister gefunden worden. Im Keller war lediglich Treibstoff verschüttet, aber nicht entzündet worden.
Ein Miet-Nomade
Die Ermittlungen hatten die Experten der Brandgruppe des Landeskriminalamtes Wien übernommen. Nach den Recherchen der Kriminalisten war Werner C. ein sogenannter Miet-Nomade. Er hatte sich in den zwei zusammengelegten Eigentumswohnungen einer Wiener Familie an der Adresse Marc-Aurel-Straße 2A eingemietet und nur die erste Miete gezahlt.
Am Mittwoch wäre der 44-Jährige delogiert worden. Es war nicht das erste Delogierungsverfahren gegen den 44-Jährigen, so eine Polizeisprecherin.
44-Jähriger im Spital
Die Kriminalisten haben sich bei der ersten Einvernahme des tatverdächtigen Werner C. sehr schwergetan. Dieser soll sich in einem psychisch labilen Zustand befinden und wurde daher auch in ein Spital und nicht in die Justizanstalt Wien-Josefstadt überstellt. Dort wird er mittlerweile von Justizwachebeamten überwacht. Ob über ihn die U-Haft verhängt wird, wird am Wochenende entschieden.
Auf die Frage, weshalb er sich nach der Explosion von der Wohnhaus-Anlage entfernt habe, hatte der 44-Jährige laut Polizei erklärt, er wäre "im Schock davon gelaufen". Der Mann war Donnerstag früh in der Löwengasse am Gehsteig liegend aufgegriffen worden. Er soll stark alkoholisiert und zunächst nicht ansprechbar gewesen sein.
In seinem im vierten Stock gelegenen Appartement war es am Mittwoch um 4.30 Uhr zu einer Explosion gekommen. Ersten Erkenntnissen zufolge war Benzin als Brandbeschleuniger verwendet worden. Nähere Aufschlüsse soll das Gutachten eines Brandsachverständigen erbringen. Der 44-Jährige hätte infolge erheblicher Mietrückstände am Mittwoch delogiert werden sollen.