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Warum mussten sie alle sterben?

03.Dezember 2016

Sie hatte gewartet, bis alle anderen im Haus fest schliefen. Dann nahm Martina R. die Pistole vom Typ Walther 765, die ihre Mutter legal besessen hatte, und ging damit von Zimmer zu Zimmer. Zuerst schoss sie auf ihren Bruder Peter – der 41-jährige IT-Techniker war sofort tot. Dann stand sie vor den Betten ihrer drei Kinder – und erschoss die siebenjährige Michelle und die beiden Söhne Fabian (9) und Sebastian (10). Schließlich richtete sie die Pistole auf ihre Mutter Mathilde (59). Auch die beiden Hunde der Familie wurden getötet. Danach richtete sie sich selbst.

Das Motiv für die Bluttat in der Böheimkirchner Gemeinde Schildberg (Bez. St. Pölten-Land) ist noch unklar. Niedergeschlagen soll Martina R. auf die Nachbarn gewirkt haben. Ihre Mutter hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium. Am 20. November soll sie Martina R. aus dem Spital heimgebracht haben. Die Tat dürfte sich laut Polizei ein, zwei Tage später ereignet haben.

Martina R. war Alleinerziehende. Ihr Gatte hatte sich bald nach der Geburt des jüngsten Kindes von ihr getrennt. "Er ist nach der Scheidung nach Wien-Ottakring gezogen", sagt die Wirtin einer Gaststätte im Nachbarort Kirch-stetten im OÖN-Gespräch. In der Nähe hatte Martina R. gewohnt, bis ihr Bruder im April 2015 ein ehemaliges Wirtshaus in Schildberg kaufte und die Familie umzog. "Sie hat sich bei uns total abgekapselt, hat kaum mit jemandem geredet", sagt die Wirtin.

Auch in ihrem neuen Wohnort pflegte die Familie wenig Kontakte. "Immer im Haus" seien sie gewesen, sagte eine Nachbarin den OÖN. Auffällig sei gewesen, wie übervorsichtig Martina R. zu ihren Kindern gewesen sei. "Sie hatte keinen Führerschein, deshalb ist sie täglich mit ihren Kindern im Schulbus mitgefahren und dann wieder zu Fuß heim."

Tat war offenbar geplant

"Am 21. November habe ich sie zum letzten Mal auf der Straße gesehen", sagt die Nachbarin. Schon zuvor hatte Martina R. in der Volksschule von Böheimkirchen angerufen. "Sie hat mit der Klassenlehrerin eines ihrer Kinder gesprochen und sie für die nächsten Tage entschuldigt", sagt Bürgermeister Johann Hell (SP). Begründet hatte sie das mit dem angeblichen Ableben ihrer Mutter.

Nachdem es seit Tagen kein Lebenszeichen von den Kindern mehr gegeben hatte, rief ein Nachbar dann am Donnerstag die Polizei, die sich Zutritt in das Haus verschaffte und die Leichen fand.

"Es ist einfach furchtbar, noch dazu jetzt im Advent", sagt die Nachbarin. Der ganze Ort trägt Trauer: Vor der Volksschule weht die schwarze Fahne, die geplante Adventfeier wurde gestern abgesagt. Die Mitschüler von Michelle, Fabian und Sebastian werden von Experten der Abteilung Schulpsychologie des Landes Niederösterreich betreut. "Ich muss immer an die Kinder denken", sagt die Nachbarin: "Wie können sie nach diesem schrecklichen Unglück heuer Weihnachten feiern?"

 

Wurden die Opfer betäubt?

Noch am Donnerstag hat die Staatsanwaltschaft St. Pölten die Obduktion der sechs Leichen angeordnet. Sprecherin Michaela Obenaus geht davon aus, dass die Untersuchung mehrere Tage dauern wird.

Die Bluttat dürfte sich „nach dem 20. November ereignet haben“, teilte die Landespolizeidirektion mit. Der Augenschein am Tatort deutete darauf hin, dass die 35-jährige Mutter die Täterin gewesen ist.

Die Polizei muss eine Erklärung dafür finden, warum es keinerlei Fluchtspuren der Opfer gibt und auch niemand aus der Nachbarschaft Schüsse hörte. Die drei Kinder und zwei Erwachsenen wurden im Schlaf erschossen. Ein toxikologisches Gutachten soll klären, ob die Todesopfer vorher betäubt worden sind. Als Möglichkeit in Betracht gezogen wird auch, dass die mutmaßliche Täterin als Schalldämpfer eine Decke um die Pistole (Walther PPK) gewickelt haben könnte.

 

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