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Von der vergesslichen Luise zur viel beachteten Gedächtnis-Weltmeisterin

Von Ulrike Griessl, 21. Februar 2018, 00:04 Uhr
Von der vergesslichen Luise zur viel beachteten Gedächtnis-Weltmeisterin
Bild: colourbox.de

Luise M. Sommer macht in ihrem neuen Buch Lust darauf, die grauen Zellen zu trainieren, und verrät Tricks, wie man sich die Einkaufsliste oder Telefonnummern rasch einprägt.

"Nein, für mein tolles Gedächtnis war ich früher nicht gerade bekannt", gesteht Luise Sommer lachend. Im Gegenteil, von ihrer Familie sei die Senioren-Gedächtnisweltmeisterin von 2016 in ihrer Kindheit "vergessliche Luise" genannt worden. "Wie ich später erkannt habe, lag dies daran, dass ich immer mit vielen Dingen auf einmal beschäftigt war, worunter meine Aufmerksamkeit litt", sagt die Buchautorin, HAK-Professorin und Vortragende aus der Steiermark. Wie es kam, dass Sommer ihre Merkfähigkeit später nicht nur auf ein normales Maß, sondern sogar auf Weltmeister-Niveau steigerte, erzählt die energiegeladene 63-Jährige unter anderem im Interview.
 

OÖNachrichten: Wann haben Sie begonnen, Ihr Gedächtnis aktiv zu trainieren?

Luise M. Sommer: Ich habe 1993 nach einem Vortrag des mittlerweile leider bereits verstorbenen Erziehungswissenschafters Gunter Iberer Blut geleckt. Er hat damals jene klassischen Methoden der Gedächtniskunst vorgestellt, mit deren Hilfe sich schon die alten Griechen ihre langen Reden gemerkt haben, die sogenannte Mnemotechnik. Darunter versteht man das Lernen mit Hilfe von Eselsbrücken (Beispiel Loci-Methode im Kasten rechts; Anm. d. Red.) Das hat mich so fasziniert, dass ich mich weiter mit dem Thema beschäftigt habe.

Und wie kam es, dass Sie später sogar an Gedächtnismeisterschaften teilnahmen?

1999 wurde die erste Gedächtnismeisterschaft für Kinder und Jugendliche veranstaltet. Ich konnte einige meiner Schüler dazu motivieren, mitzumachen, und bereitete sie für den Wettbewerb vor. Das machte uns allen viel Spaß, und die Schüler schnitten gut ab. Als in Österreich das erste Mal eine Gedächtnismeisterschaft für Erwachsene stattfand, drängten mich meine Schüler dazu, auch mitzumachen. Und so wurde ich zwei Jahre nacheinander österreichische Gedächtnismeisterin. 2016 wurde ich zur Weltmeisterschaft in Singapur eingeladen und habe prompt den Sieg in der Seniorenklasse geholt.

Wie trainieren Sie im täglichen Leben Ihr Gedächtnis?

Im Alltag ergeben sich viele Möglichkeiten. Zum Beispiel hat mich beim Autofahren heute Vormittag eine Dame aus Deutschland angerufen, die mir einen telefonischen Kontakt weitergab. Weil ich am Steuer saß und nichts aufschreiben konnte, habe ich mir die Nummer folgendermaßen gemerkt: Ich habe für jede Zahl von null bis neun ein Bild im Kopf gespeichert. Null ist beispielsweise ein Luftballon, eins ist eine Kerze, zwei ein Schwan ... Aus den Wörtern zu den Zahlen der Telefonnummer habe ich mir eine kleine Geschichte ausgedacht. Diese ist nun in meinem Gedächtnis abgespeichert und damit auch die Zahlenkombination.

Müssen Menschen, die im Berufsleben stehen, ihr Gehirn zusätzlich trainieren?

Es kommt darauf an, ob man eine Arbeit hat, die das Gedächtnis fordert oder nicht. Wenn man jeden Tag dasselbe tut, ist es sinnvoll, sich zusätzliche Herausforderungen zu suchen.

Welche Übungen sind am wirksamsten?

Die besten Übungen sind die, die Spaß machen. Der eine lernt gern Gedichte, der andere lernt lieber Telefonnummern oder die Einkaufsliste auswendig.

Und wie ist es in der Pension? Reicht es, wenn Senioren täglich das Kreuzworträtsel in der Tageszeitung machen?

Wenn man es täglich macht, kennt man viele Antworten schon, und es ist keine echte Herausforderung mehr. Besonders wichtig, um im Alter mental fit zu bleiben, sind soziale Kontakte zu pflegen und neugierig zu bleiben. Mein großes Vorbild ist Lotte Tobisch. Sie ist mit ihren bald 92 Jahren ein weltoffener Geist und kümmert sich aufopfernd um Künstlerkollegen.

In Ihrem aktuellen Buch "Dein Gedächtnis kann mehr" gehen Sie auf die Problematik der digitalen Medien ein, die uns viel Hirnarbeit abnehmen. Sind Sie gegen die modernen Medien?

Nein, ganz und gar nicht. Aber es ist wichtig, dass wir richtig mit den digitalen Medien umzugehen lernen. Viele glauben, ihren Alltag nicht meistern zu können, wenn sie ihr Handy einmal nicht dabeihaben. Das ist ein großes Problem. Studien haben gezeigt, dass allein die Anwesenheit des Handys die Merkfähigkeit einschränkt.

Sie schreiben auch, dass Ruhe und genügend Schlaf wichtig für ein gutes Gedächtnis sind.

Ja, heute gönnen sich viele Menschen kaum Phasen des Innehaltens. Aber wer sein Gehirn nicht auch ab und zu leert, überfordert es, denn es braucht diese Pausen, um Informationen zu speichern.

Planen Sie noch einmal an Gedächtnis-Weltmeisterschaften teilzunehmen?

Bestimmt. Ich möchte die Menschen auch mit 80 noch mit meinem Gedächtnis verblüffen.

Buchtipp: "Dein Gedächtnis kann mehr", Luise M. Sommer, fischer & gann- Verlag, 19,50 Euro

Die Loci-Merkmethode

 

Mit der Loci-Methode können Sie Ihre Einkaufsliste künftig zu Hause lassen: Ordnen Sie jedes Produkt einem Körperteil zu und denken Sie sich eine kleine, lustige Geschichte dazu aus: z.B. Knie = Zahnpaste (Ich quetsche die Tube mit dem Knie aus), Gesäß = Eier (Ich setze mich auf rohen Eier), Hals = Zahnstocher (Ich lege mir eine Kette aus Zahnstochern um den Hals)...

 

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1  Kommentar
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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 21.02.2018 00:22

Das ist der springende Punkt: Diverse Rätsel (abwechseln), Bewegung, am wichtigsten: „Besonders wichtig, um im Alter mental fit zu bleiben, sind soziale Kontakte zu pflegen und neugierig zu bleiben.“

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