Trauermarsch in Graz: "Der Schmerz kann nicht schnell verschwinden"
GRAZ. Berührender Trauermarsch nach der Grazer Amokfahrt. Tausende gedachten der Opfer.
Graz trauert. Graz trauert um drei Menschen, getötet bei der Amokfahrt eines 26-Jährigen am vergangenen Samstag. Still setzte sich gestern um 17.05 Uhr der Trauerzug in Bewegung. Angeführt von Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann (SP) und Nationalratspräsidentin Doris Bures (SP) gedachten Tausende Bürger den Opfern des Amoklenkers. Der Andrang war so groß, dass die Organisatoren den Trauerzug in mehrere Blöcke aufteilen mussten.
Ihr Weg führte die Trauernden zuerst vorbei am ersten Tatort in der Zweiglgasse. Hier war ein 28-Jähriger getötet worden, seine 25-jährige Ehefrau wurde schwer verletzt. An dieser Stelle hatte der Attentäter auch den Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) mit seinem Wagen anvisiert. Gemeinsam mit anderen Passanten hatte sich der Politiker nur knapp retten können.
Zahlreiche Anrainer blickten gestern als Zaungäste des Gedenkens aus den Fenstern ihrer Wohnungen auf den Trauerzug hinab.
In der Grazbachgasse hatte der Täter gestoppt und mit einem Messer ein junges Paar attackiert und schwer verletzt. Von dort zog der Gedenkzug weiter über die Wielandgasse, über das Eiserne Tor in die Herrengasse. Nach etwa einer Stunde erreichte der Trauerzug schließlich den Grazer Hauptplatz für eine Trauerkundgebung. 12.000 Menschen hatten sich versammelt.
Bischof Wilhelm Krautwaschl, Superintendent Hermann Miklas und Ali Kurtgöz (Islamische Glaubensgemeinschaft) verlasen einen gemeinsamen Text: "Der Schmerz kann nicht schnell verschwinden. Mögen wir zusammenrücken im gemeinsamen Gedenken vereint in Trauer ohne Hass."
Bürgermeister Nagl berichtet in seiner Ansprache von den Momenten unmittelbar nach der Tat: "Wenn du einen Menschen vor dir sterben siehst, ist das ein Bild, das dich dein Leben lang begleiten wird."
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (VP) kämpfte mit den Tränen als er sagte: "Niemand und nichts wird es zustande bringen, uns das Menschliche auszutreiben. Die Narben dieser Schreckenstat werden aber bleiben, wir werden sie immer wieder spüren."
Bundeskanzler Faymann beschwor in seiner Ansprache den Zusammenhalt: "Graz, die Steiermark und ganz Österreich sind näher zusammengerückt. Lassen wir es nicht zu, dass diese Tat dazu genutzt wird, Hass und Zwietracht zu säen."
Alle Redner dankten auch den Einsatzkräften, die seit der Amokfahrt teilweise ununterbrochen im Einsatz standen. Sie hätten gezeigt, dass egal wie schlimm eine Situation ist, es immer Hoffnung gibt, sagte Nagl.