Soldat erschoss Angreifer vor iranischer Residenz in Wien

Von nachrichten.at/apa   12.März 2018

Eine Stichschutzweste hat nach Angaben der Polizei einem Wachsoldaten das Leben gerettet. Der Bundesheersoldat gab nach dem Einsatz von Pfefferspray im Gerangel mit dem Mann mindestens vier Schüsse aus der Dienstpistole ab. Der Angreifer starb noch an Ort und Stelle.

Beim Täter handelt es sich um den 26-jährigen Mohamed E., ein gebürtiger Österreicher mit familiären Wurzeln in Ägypten, sagte Polizeisprecher Harald Sörös. Sein Motiv war Montagmittag noch unklar. Vorerst könne nichts wirklich ausgeschlossen werden, auch nicht ein terroristischer Hintergrund bzw. religiöse, politische und selbst "sonstige", völlig anders gelagerte Beweggründe bis hin zu psychischen Problemen.

Soldat erschoss Angreifer vor iranischer Residenz in Wien

Hausdurchsuchung im Gange

Das LVT habe eine eigene Gruppe für diese Ermittlungen abgestellt. Eine solche besteht üblicherweise aus fünf bis zehn Polizisten. Sie seien dabei, "das gesamte Umfeld zu durchleuchten, Handy- und E-Mailverläufe zu untersuchen, Freunde und Angehörige zu befragen, in der Wohnung gefundene Schriftstücke zu analysieren" sowie festzustellen, ob der Mann Kontakt zu bestimmten Glaubensgemeinschaften gehabt hat und ob sich in seinem Besitz einschlägiges Werkzeug oder Anleitungen befanden, berichtete Sörös. 

Der 26-Jährige soll mit seinen Eltern bzw. seiner Mutter in Penzing zusammen gelebt haben.

Die Hausdurchsuchung war um die Mittagszeit im Laufen. Ein Abschluss sei nicht vor dem Nachmittag zu erwarten.

Angreifer starb am Tatort

Der vor der Residenz in den Wenzgasse 2 postierte Berufssoldat (23) trug eine Schnittverletzung am rechten (rpt. rechten) Oberarm davon sowie einen schweren Schock. Dass es für ihn nicht schlimmer ausging, sei nur dem Umstand zu verdanken, dass er eine Stichschutzweste trug, sagte der Polizeisprecher: "Ohne diesen Schutz wäre er tot gewesen, hundertprozentig."

Video: Vor der Residenz des iranischen Botschafters in Wien-Hietzing wurde ein Wachsoldat von einem 26-jähriger Mann in der Nacht auf Montag mit einem Messer attackiert. Der Soldat schoss auf den Angreifer, dieser verstarb noch am Tatort.

Zum Ablauf der Tat gab die Polizei Montagfrüh bekannt, der Soldat habe gegen 23.30 Uhr "plötzlich einen verdächtigen Mann im Nahbereich der Residenz" wahrgenommen. Der Mann sei wenige Momente später auf ihn zugekommen, "zog ein Messer aus dem Inneren seiner Jacke und attackierte den Soldaten". Der 23-jährige gebürtige Tiroler wich zurück und versuchte, den Angreifer mit Pfefferspray außer Gefecht zu setzen, was sich jedoch als wirkungslos erwies.

"Angreifer und Soldat kamen gemeinsam zu Sturz, wobei der Tatverdächtige - wie sich auch bei der ersten Sichtung einer Videoauswertung bestätigte - unentwegt auf den Soldaten einstach", sagte Sörös. Der Soldat feuerte schließlich zumindest vier Schüsse aus seiner Glock 17 ab. Der Angreifer starb am Tatort. Das Messer wurde sichergestellt.

Es handelt sich um die zweite Messerattacke mit schweren Folgen auf offener Straße in Wien binnen weniger Tage: Erst am Mittwochabend hatte ein 23-Jähriger beim Nestroyplatz in der Leopoldstadt eine dreiköpfige Familie schwer verletzt. Kurz darauf stach der Afghane am Praterstern noch einen Landsmann nieder, ehe er gefasst wurde.

Bundesheer bewacht neun Objekte in Wien

Das Heer bewacht als Assistenzleistung für die Polizei insgesamt neun diplomatische Einrichtungen in Wien. Eine davon ist die Residenz des iranischen Botschafters in Hietzing. 

Für den Schutz diplomatischer Einrichtungen - seit Mitte 2016 unterstützt des österreichische Bundesheer hier die Polizei - sind laut Bauer in Wien 110 bis 120 Heeresangehörige im Einsatz. Zur Verwendung kommen ausschließlich Berufs-, Zeit- und Milizsoldaten, keine Grundwehrdiener. Sie sind, wie auch der 23-Jährige, mit Pfefferspray, Glock 17 und einer Stichschutzweste ausgerüstet. Letzteres dürfte dem jungen Soldaten nach Einschätzung der Polizei das Leben gerettet haben.

Die Wachsoldaten versehen jeweils mehrere Tage Dienst und haben dann zwei Tage frei. Während des Einsatzes versehen sie Schichtdienst, das heißt zwei einem Objekt zugeteilte Kräfte wechseln sich im Tages- und Nachtdienst ab, erläuterte Bauer. Einen Fall wie den vorliegenden mit einem Angriff und anschließendem Schusswaffengebrauch habe es seit Einrichtung des Überwachungseinsatzes nicht gegeben.

 

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