Nach tragischem Zugunglück mit totem Kind erhielt Polizei Video

Von nieg   05.Oktober 2017

Nachdem die ÖBB auf dem Bahnhofsareal keine Überwachungskameras installiert hat, wurde die Auswertung des nun aufgetauchten Videos mit Spannung erwartet. Dieses stammt aus einer Gastronomieeinrichtung, die auch das Geschehen auf dem Bahnsteig aufnimmt, sagte ÖBB-Sprecher Roman Hahslinger am Donnerstag. Die Polizei hat dieses, wie der Pressesprecher der Polizei Salzburg, Hans Wolfgruber nachrichten.at sagte, nun "grob gesichtet". 

Das Video zeigt den Unfall, der sich am Mittwochnachmittag ereignete. Wie berichtet, war der Kinderwagen durch den Sog eines durchfahrenden Güterzuges in die Luft gewirbelt und das Kleinkind aus dem Buggy auf den Bahnsteig geschleudert worden. Das schwer verletzte Mädchen starb wenig später im Krankenhaus. Unklar war zunächst, ob die 24-jährige Mutter und der Kinderwagen zu nahe an der weißen Linie am Rand des Bahnsteiges gestanden waren.

Mutter war nicht zu nah an der Gleisen

Diese Frage wird nun durch das Video beantwortet. Laut Wolfgruber saß die Mutter gemeinsam mit ihrem dreijährigen Sohn auf der Wartebank - also weit weg von der weißen Linie. "Die Frage, ob sie die weiße Linie überschritten haben, ist damit vom Tisch," fasst Wolfgruber zusammen. Daneben stand der dreirädrige Doppelsitzer-Kinderwagen. Danach sei zu sehen, dass der Dreijährige plötzlich von der Bank aufsteht und die Mutter ihm nachgeht. In diesem Moment fuhr der Güterzug durch den Bahnhof, der heftige Fahrtwind erfasste den Kinderwagen und wirbelte diesen und das Mädchen durch die Luft. 

Laut dem ÖBB-Sprecher sei der Güterzug innerhalb der vorgeschriebenen Geschwindigkeit gefahren. Während Personenzüge 120 km/h und Güterzüge mit 100 km/h durch Bahnhöfe fahren dürften, sei dieser mit rund 80 km/h unterwegs gewesen. Der Zugführer dürfte das Unglück vermutlich zunächst gar nicht mitbekommen haben und fuhr weiter. Der Güterzug steht nun in Rosenheim und soll laut dem Polizeisprecher zeitnah untersucht werden. 

Video: ÖBB-Sprecher Hahslinger zum tödlichen Bahnunfall 

"Eindeutig in den Sog geraten"

Laut dem ÖBB-Sprecher sei die Feststellbremse des Kinderwagens nicht angezogen gewesen, dazu müsste der Wagen nicht unbedingt durch die Sogwirkung des Güterzuges bewegt worden sein. Der Wagen könnte stattdessen Richtung Gleis auf den Wagon "zugerollt" sein, sagte er. Dem widerspricht Polizeisprecher Wolfgruber: "Der Wagen ist eindeutig in den Sog geraten und dadurch in die Luft gewirbelt worden," sagte er. 

Entscheidend für die weiteren Ermittlungen, die von der Polizei Hallein geleitet werden, sind nun die Erkenntnisse der ÖBB. Ob der Lokführer das Unglück überhaupt mitbekam, steht noch nicht fest. Der Güterzug, der nach Rosenheim fuhr, befinde sich in Deutschland, welcher Zugführer ihn in Puch gesteuert habe, stehe noch nicht fest, sagte Polizeisprecher Wolfgruber. 

Neben der Befragung des Lokführers werden die Daten des Zuges sowie ein Zeit-Weg-Diagramm abgewartet. Auch die noch Befragung der Mutter sowie etwaiger weiterer Zeugen stehen noch aus. Die Mutter war aufgrund des tragischen Schicksalsschlags bisher noch nicht vernehmungsfähig. 

Video: