Nach Zugunglück in Steiermark: Zahl der Verletzten stieg auf 27

Von nachrichten.at/apa   13.Februar 2018

Bei der ums Leben gekommenen Passagierin handelt es sich um eine Deutsche (58). Die Ermittlungen zur Unfallursache waren am Laufen. Am Mittwoch könnte die Strecke eingleisig freigegeben werden.

Der Unfallhergang

19 Rettungs- sowie zwei Notarztfahrzeuge standen im Einsatz, 20 weitere Fahrzeuge zusätzlich bereit. Die Feuerwehren waren mit 42 Einsatzkräften und sieben Fahrzeugen im Einsatz, um die Verletzten zu bergen. Insgesamt 60 Personen mussten aus den beiden Zügen gerettet werden, sagte Polizeisprecher Markus Lamb. Vor 16 Uhr waren die Bergungsarbeiten abgeschlossen. Zeugen berichten vom Zugunglück.

Die beiden Züge waren am Montag gegen 12.45 Uhr etwa 200 Meter vom Bahnhofsgebäude Niklasdorf entfernt seitlich kollidiert. Der Regionalzug 1708 war nach einem Halt in Niklasdorf vom Bahnsteig 2 in Richtung Bruck/Mur ausgefahren. Der in die entgegengesetzte Richtung fahrende EC216 der Deutschen Bahn (DB) fuhr beim Bahnsteig 3 durch, im Bereich einer Weiche kam es in der Folge zu einer seitlichen Kollision. Dabei wurde die Seitenwand eines Waggons der DB im letzten Drittel des Zuges aufgerissen und weitere Waggons erheblich beschädigt. Der Regionalzug entgleiste aufgrund des Anpralls teilweise. Zum genauen Ablauf des Unglücks gab es vorerst keine Angaben, aber laut ÖBB-Sprecher Roman Hahslinger hätte zu dem Zeitpunkt nur ein Zug in dem Bereich sein dürfen.

Bezüglich der Todesursache könne man noch nichts sagen, man müsse das Obduktionsergebnis abwarten, sagte ein Polizeisprecher zur APA. Gesichert sei, dass die Frau aus dem Landkreis Ludwigsburg (Baden-Württemberg) mit dem Eurocity EC216 von Graz nach Saarbrücken unterwegs gewesen sei. Ihre Angehörigen wurden mittlerweile verständigt und werden vom Kriseninterventionsteam betreut. Die Züge waren zum Unfallzeitpunkt mit rund 80 Personen besetzt. Insgesamt wurden 27 Personen unterschiedlicher Nationen, darunter ein Kind und zwei Jugendliche, leicht verletzt. Davon befinden sich vier Personen nach wie vor in stationärer Behandlung im LKH Leoben. Eine 19-Jährige erlitt schwere Verletzungen.

Ermittler des Landeskriminalamtes, die Erhebungen zur Unglücksursache aufgenommen hatten, gaben die Unfallstelle noch am Montagabend für die Bergung der Züge sowie die Aufräumarbeiten frei. Am Dienstag fanden Vernehmungen von Opfern und Zeugen und die Auswertung von sichergestelltem Spurenmaterial statt. Die Befragung nahm wegen der unterschiedlichen Nationalitäten bzw. dem Verletzungsgrad der Opfer erhebliche Zeit in Anspruch, sagte ein Polizist auf APA-Anfrage.

Über die Höhe des Sachschadens lasse sich noch nichts sagen. Laut ÖBB-Sprecher Roman Hahslinger müsse man prüfen, wie sehr der Gleiskörper in Mitleidenschaft durch entgleiste Waggons gezogen worden sei. Die Schäden an der Oberleitung seien nicht so gravierend, einige Masten könnten relativ rasch ersetzt werden. Ein anderer Fall sei die Weiche im Unglücksbereich, die müsse überprüft werden.

Zwischen den Bahnhöfen Bruck/Mur und Leoben wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Dies führte für Reisende zu einem zusätzlichen Zeitaufwand von rund 45 Minuten. Laut Hahslinger könnte die Strecke zumindest eingleisig im Verlaufe des Mittwoch freigegeben werden.

ÖBB-Chef Matthä sagte, "in dieser schwierigen Situation sind unsere Gedanken und unser Mitgefühl bei den Betroffenen und deren Angehörigen. Unsere volle Unterstützung gilt den Einsatzkräften, Mitarbeitern und Helfern, welche die Menschen vor Ort versorgen. Wir danken allen für Ihren Einsatz".

Bundeskanzler Kurz twitterte: "Meine Gedanken sind bei der Familie und den Freunden des Todesopfers. Allen Verletzten wünsche ich eine baldige Genesung", er bedanke sich auch bei allen Einsatzkräften.

Landeshauptmann Schützenhöfer und LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) drückten den Hinterbliebenen des Todesopfers ihre Anteilnahme aus und wünschten den Verletzten rasche Genesung. "Das tragische Zugsunglück in Niklasdorf zeigt, wie wichtig die haupt- und ehrenamtlichen Helfer von Feuerwehr und Rotem Kreuz für unsere Gesellschaft sind", sagte Schützenhöfer.

Zugunglücke in Österreich

Zugsunglücke mit schweren Folgen sind in Österreich selten. In zwei Fällen sind innerhalb der vergangenen fünf Jahre je zwei Menschen ums Leben gekommen, einer dieser Unfälle ereignete sich 2015 in der Steiermark. Relativ häufig kam es zu seitlichen Kollisionen von Zügen.