Mann brachte in Graz ein Kind zur Welt
GRAZ. Es dürfte laut Medizinern der allererste Fall in Österreich sein: Im Großraum Graz brachte ein Mann, der früher eine Frau war, vor wenigen Monaten ein Kind zur Welt. Weltweit wird nur von ganz wenigen derartigen Geburten berichtet.
Wie die Kleine Zeitung berichtet, wurde die Umwandlung des Mannes in eine Frau medizinisch begleitet und gleichzeitig auch rechtlich abgeklärt: Er wird laut Personenstandsregister offiziell als Mann geführt. Er lebt mit einem anderen Mann zusammen, das Baby wurde auf natürlichem Weg gezeugt. Während der Schwangerschaft wurde der Mann von einem lokalen Arzt im Großraum Graz betreut. Die Familie möchte zu der Geburt nicht öffentlich Stellung nehmen.
Laut aktueller Gesetzeslage müssen sich Frauen bei einer Geschlechtsumwandlung zum Mann nicht operativ die Gebärmutter entfernen lassen und können sich auch die Vagina behalten. Dann sind natürliche Befruchtung und Geburt möglich – wie bei dem Mann in Graz. Voraussetzung: Die Testosteron-Hormontherapie muss unterbrochen werden. Dann ist es möglich, dass der weibliche Zyklus unter Umständen wieder einsetzt.
Sensible Suche nach Identität
Mediziner betonen: Bei einer Geschlechtsumwandlung gehe es nicht um Sexualität, sondern um das Suchen und Finden einer neuen Identität. Menschen kämpfen oft jahrelang, ehe sie diesen Schritt setzen. Der soziale Druck sei hoch und dieses Phänomen nicht auf unsere Zeit zu reduzieren. Laut Ärzten sei nicht jede Geschlechtsumwandlung gleich zu behandeln. Man müsse berücksichtigen, welches Bild dieser Mensch von sich selbst habe. Mit dem Wissen beraten dann die Ärzte jene Menschen, die sich eine neue Geschlechtsidentität zulegen wollen.
In Internetforen wird der Grazer Fall mittlerweile heftig diskutiert. Der Grundtenor: Der Wunsch zu einer Geschlechtsumwandlung sei die eine Seite. Aber warum müsse ein Mann, der eine Frau war, die sich aufgrund ihres Wunsches einer Geschlechtsumwandlung unterzog, ein Kind bekommen? Die Grazer Psychiaterin und Sexualtherapeutin Eva Stix sagt dazu: „Die Tatsache, dass jemand in einem anderen Geschlecht leben will und Kinder haben möchte, sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Das hat nichts miteinander zu tun.“
Thema Geschlechtsumwandlung
Die Geschlechtsumwandlung jenes Mannes, der im Raum Graz ein Kind zur Welt brachte, war auch rechtlich abgeklärt. Er wird laut Personenstandsregister als Mann geführt. Laut aktueller Gesetzeslage müssen Frauen, die Männer werden wollen, weder Gebärmutter noch Vagina operativ entfernen lassen.
Beratung: Vor einer Geschlechtsumwandlung erfolgt eine psychologische Beratung, dann eine einjährige Hormonkur. Erst danach und nach einem weiteren psychiatrischen Gutachten kann eine Geschlechtsumwandlung beantragt werden, die von der Krankenkasse bezahlt wird.
Zwei Drittel aller Geschlechtsumwandlungen beziehen sich aktuell auf Frauen, die Männer werden wollen. Diese lassen sich entweder in mehrstündigen Operationen Penisprothesen gestalten oder bestehen darauf, ihre Vagina zu erhalten. Dann sind natürliche Befruchtung und Geburt möglich – wie bei dem Mann in Graz. Voraussetzung: Die Testosteron-Hormontherapie muss unterbrochen werden, dann setzt der weibliche Zyklus unter Umständen wieder ein.