Medienrummel in Mitterndorf um Conchitas Eltern
BAD MITTERNDORF. Ein Ort im Ausnahmezustand: Am Donnerstag stellten sich die Eltern der Song-Contest-Siegerin erstmals der Öffentlichkeit.
Der Parkplatz war voll, zahlreiche in- und ausländische Kamerateams waren angerückt, als gestern um 10 Uhr Siegfried und Helga Neuwirth ihren Gasthof zum ersten Mal nach dem Sieg von Conchita Wurst – alias Thomas Neuwirth – beim Song Contest wieder öffneten. Ob "The Mirror" aus England oder "De Telegraaf" aus Holland – alle wollten mit den Eltern der singenden Frau mit Bart, die ganz Europa in ihren Bann gezogen hat, reden. Sogar die Beamten der Polizeiinspektion Bad Mitterndorf mussten ausrücken, um den Andrang zu bewältigen.
"Ich kann es noch nicht glauben"
Im Gasthaus herrscht Hochbetrieb. Auch Oma Maria Neuwirth ist aus dem oberösterreichischen St. Georgen bei Grieskirchen angereist, um die Familie an diesem Tag zu unterstützen. Sie huscht durch die Gasträume, aber ihr ist der Wirbel zu groß. "Wir sind noch nie mit so einer Situation konfrontiert worden", sagt Siegfried Neuwirth im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Sie müsse alles erst einmal verarbeiten, meint Conchitas Mutter Helga: "Man kann es noch gar nicht glauben."
Seit dem Sieg wird die 3000-Einwohner-Gemeinde Bad Mitterndorf in der Steiermark von Journalisten regelrecht belagert. "Momentan kommen viele Anfragen", sagt der Tourismusreferent der Gemeinde, Kurt Sölkner. "14 Fernsehstationen und 20 Printmedien waren hier bei uns." Auch Mode- und Gourmetzeitschriften seien darunter gewesen – für die Gemeinde eine großartige Gratiswerbung. "Es ist einfach eine große Sache", sagt Sölkner. "Es wird sich zeigen, was noch alles kommt."
Stammtischrunde ist begeistert
Unterdessen wird im Stammtisch des Gasthofs Neuwirth heftig über die Ereignisse diskutiert. "Ich finde es schön, dass Österreich, und vor allem Conchita, gewonnen hat", sagt Alois Köberl. Dem können seine Stammtischfreunde Gerhard Schnupp, Engelbert Fuchs und Gerhard Ranner nur zustimmen. "Wir freuen uns alle sehr darüber", sagt Ranner.
Karin Schadler, die als Aushilfe im Gasthaus Neuwirth an diesem Tag tätig ist, ist ebenfalls mehr als zufrieden über den ruhmreichen Heimsieg. "Ich schaue mir den Song Contest normalerweise nicht an, aber diesmal war ich natürlich dabei. Ich bin ein richtiger Fan geworden", sagt sie.
Auch Bürgermeister Karl Kaniak outet sich als großer Fan von Conchita Wurst. "Es ist einfach sensationell, mehr kann ich gar nicht sagen", strahlt er. "Conchita hat eine tolle Stimme, der Sieg war verdient."
„Das ist eben die Arbeit von unserem Buben“
Siegfried und Helga Neuwirth sperrten ihr Gasthaus in Bad Mitterndorf nach Conchitas Triumph gestern wieder auf. Im Interview mit der Kleinen Zeitung erzählten sie, wie sie den großen Moment ihres als bärtige Frau verkleideten Sohnes erlebten. Fragen über Conchitas Vergangenheit und über ihre Homosexualität waren aber verboten.
Wie geht es Ihnen?
Siegfried Neuwirth: Das Befinden ist sehr gut. Wir sind noch nie mit so einer Situation konfrontiert worden.
Helga Neuwirth: Wir müssen das Ganze erst verarbeiten. Man kann es noch gar nicht glauben.
Wie haben Sie den Song Contest in Kopenhagen erlebt?
Siegfried Neuwirth: Nervosität gibt es bei mir nicht. Man bleibt da ganz ruhig und gelassen. Jeder geht seiner Arbeit nach. Und das ist eben die Arbeit von unserem Buben.
Helga Neuwirth: Es war einfach nur ein Wahnsinn, dass Österreich auf Platz eins gekommen ist.
Wie haben Sie den Moment erlebt, als der Sieger feststand?
Helga Neuwirth: Ich habe in diesem Moment nicht realisiert, was da jetzt los ist.
Siegfried Neuwirth: Meine ersten Gedanken waren: endlich einmal Erster.
Wie war die Resonanz der Leute? Was bekamen Sie zuhause mit?
Siegfried Neuwirth: Gar nichts, weil wir erst heute aufsperrten. Die Leute konnten uns noch nicht richtig kontaktieren.
Helga Neuwirth: Wir müssen abwarten, was auf uns zukommt.
Was wünschen Sie Ihrem Sohn für die Zukunft?
Helga Neuwirth: Ganz viel Stärke und dass er mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt.
Siegfried Neuwirth: Das Einzige, was wir tun können, ist, ihn zu unterstützen.
Siegfried und Helga. Im Trachtengewand. Und der Stammtisch ist "begeistert". Dass man sich Fragen über die Vergangenheit verweigert, wundert gar nicht. Dabei würden die Bad Mitterndorfer hinsichtlich Toleranz nämlich mehr als schlecht aussteigen. Niemals vergessen: Tom Neuwirth konnte in seiner Jugend nur auf dem elterlichen Dachboden er selbst sein.
oder Vergangenheit sind verboten...
ehre wem ehre gebührt! in österreich haben wir halt nicht jedes jahr(-zehnt) einen songcontestsieger.... und wem´s zuviel ist (mir selber ja auch): ich les die artikel gar nicht mehr
drüber derpetschkern