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Auf blankem Eis ausgerutscht: Seilschaft stürzte in den Tod

Von nachrichten.at/apa/wal, 27. August 2017, 12:33 Uhr
Gerlos Stausee, dahinter die Reichenspitzgruppe der Zillertaler Alpen mit (v. l. n. r): Gabler, Reichenspitze, Hahnenkamm, Wildgerlosspitze und Schneekarspitze, davor Wildgerloskees Bild: Wikimedia/Daniel Zanetti

KRIMML. Fünf Tote und einen Schwerverletzten hat ein Bergunfall auf der Mannlkarscharte in Krimml (Bezirk Zell am See) am Sonntagvormittag gefordert. Die sechsköpfige Seilschaft aus Bayern war 200 Meter in eine Gletscherspalte gestürzt.

Es war eine furchtbare Tragödie, die sich am Sonntagvormittag in den Zillertaler Alpen ereignete: Fünf Menschen starben bei einem Bergunfall unterhalb der Mannelkarscharte in der Reichenspitzgruppe in Krimml (Bezirk Zell am See). Ein sechster Alpinist überlebte schwer verletzt, er wurde ins Unfallkrankenhaus Salzburg gebracht. Sein Zustand ist kritisch, aber stabil.

Die Männer aus Burghausen und Altötting im Alter zwischen 34 und 75 Jahren wollten als Seilschaft von der Zittauer Hütte auf den Gabler gehen. "Sie haben auf der Zittauer Hütte übernachtet und sich gemeinsam ins Gästebuch eingetragen“, sagte Martin Reichholf von der Bezirkshauptmannschaft Zell am See.

Beim Umkehren abgestürzt

Von der Hütte war die Seilschaft zum 3263 Meter hohen Gipfel des Gablers aufgebrochen, einem bei Bergsteigern beliebten Berg. Das Unglück ereignete sich auf etwa 3000 Metern Höhe. Laut Aussagen weiterer Alpinisten, die etwa 30 bis 50 Meter hinter den Verunglückten gingen, wollte der Letzte der Seilschaft offenbar umkehren, weil ihm der Aufstieg zu riskant wurde. Die Gruppe soll zugestimmt haben.

Beim Umdrehen rutschte der Zweite am Seil auf blankem Eis aus. „Die letzten zwei versuchten den Sturz noch mit Pickeln zu halten, jedoch vergeblich“, schilderte Franz Gensbichler, Einsatzleiter der Bergrettung Krimml, den Unfallhergang.

Die Bergsteiger stürzten rund 100 Meter über steiles Gelände ab, schlugen auf eine Felsnase auf und fielen noch einmal 100 Meter weit in die Tiefe. In einer Randkluftgletscherspalte auf 2850 Metern Höhe kamen sie zum Liegen. Ein Bergführer, der ebenfalls in dem Gebiet unterwegs war, hatte den Absturz beobachtet. Er alarmierte kurz nach 10 Uhr die Rettungskräfte. Fünf Mitgliedern der Gruppe konnten die Besatzungen von Rettungshubschraubern als Salzburg und Tirol aber nicht mehr helfen.

Video: ORF-Reporter Franz Grießner berichtet aus Krimml über das Bergunglück, den Unfallhergang und die neuesten Erkenntnisse

Schwierige Bergung

Die Bergung der Verunglückten gestaltete sich schwierig. Das Gebiet ist sehr abgelegen. „Außerdem herrscht akute Steinschlaggefahr“, erklärte Martin Reichholf. „Im Bereich des Unfallorts hat sich der Gletscher zurückgezogen. Es befindet sich sehr viel Geröll dort.“

Die Verunglückten wurden mit dem Tau aus der Felsspalte geborgen. Um einen der Bergsteiger vom Unfallort zu bringen, musste erst ein Fels angehoben werden.

Dass ein Gewitter angekündigt war, setzte die Einsatzkräfte zusätzlich unter Zeitdruck. Gegen 15.40 Uhr wurde das letzte Opfer ins Tal gebracht. In Krimml löste der tragische Unfall Bestürzung aus: „An ein Unglück in dieser Form in unserer Gemeinde können wir uns nicht erinnern“, sagte Bürgermeister Martin Czerny zu den Salzburger Nachrichten. „Wir sind sehr betroffen.“

Am Sonntagabend wurde bekannt, dass auch ein Mitglied des Rettungshubschrauberteams des ÖAMTC leicht verletzt worden ist. Ein Steinschlag traf den Mann, als sie zur Unfallstelle aufstiegen, berichtete Ralf Schüller vom ÖAMTC. Der Mann erlitt leichte Prellungen.

Video: ORF-Beitrag

267 Tote im Vorjahr

Selbstüberschätzung, mangelhafte Ausrüstung und fehlende Erfahrung gelten bei Alpin-Experten als häufigste Ursachen von Bergunfällen in Österreich. Die Bergrettung bestreitet jedes Jahr tausende Einsätze, um Verletzte zu bergen. Im Jahr 2016 starben laut Kuratorium für Alpine Sicherheit 267 Menschen in Österreichs Bergen, das sind um 30 Personen weniger als der Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Mit Abstand die meisten tödlich Verunglückten gab es in Tirol (84), in Oberösterreich starben 2016 30 Personen bei Bergunfällen.

In der Folge eine Auswahl an tödlichen Bergunfällen der vergangenen Jahre:

  • 4. November 2010: Der Aufstieg einer fünfköpfigen Bergsteigergruppe aus Polen auf den 3.798 Meter hohen Großglockner fordert drei Todesopfer. Die Leichen zweier Alpinisten werden in 2.600 Metern Höhe auf der Kärntner Seite des Massivs gefunden, ein weiterer Mann wird fast 1.000 Höhenmeter weiter oben von Bergrettern tot aufgefunden. Zwei weitere Kameraden überstehen den Aufstieg unbeschadet.
  • 1. Oktober 2011: Einsatzkräfte von Alpinpolizei und Bergrettung finden zwei steirische Kletterer, die bei einem Absturz aus der Dachstein-Südwand ums Leben gekommen sind. Einer der Kletterer dürfte im Vorstieg gestürzt sein und durch sein Gewicht die Sicherungshaken ausgerissen haben. Sein Kollege wird daraufhin mit in den Tod gerissen.
  • 30. April 2012: Ein 35 Jahre alter Slowake stürzt am Großvenediger in Osttirol rund 40 Meter in eine Gletscherspalte. Bei der Bergung des Leichnams kommt es zu Komplikationen, auch ein Alpinpolizist verliert dabei sein Leben.
  • 27. Juli 2012: Ein Ehepaar aus Wien wird im Gebiet des Trattbergs (1.757 Meter) in der Osterhorngruppe im Salzburger Tennengau tot aufgefunden. Es wird vermutet, dass der Mann und die Frau - beide bereits um die 70 Jahre alt - über einen Weidezaun kletterten, um Fotos zu machen.
  • 16. Juli 2013: Zwei tagelang vermisste Bergsteiger werden bei einer Suchaktion in den Zillertaler Alpen in einer Gletscher-Querspalte tot aufgefunden. Der 41-jährige Bergführer aus dem Zillertal und der deutsche Urlauber kehren von einer Tour auf den 3.379 Meter hohen Großen Löffler nicht mehr zurück.
  • 30. September 2014: Ein Bergdrama am Großglockner in Osttirol fordert zwei Todesopfer. Die beiden Alpinisten aus Kärnten stürzen rund 400 Meter über steiles und felsendurchsetztes Gelände in die Tiefe. Während einer der Bergsteiger (49) sofort tot ist, erliegt sein 56-jähriger Begleiter im Krankenhaus in Lienz seinen schweren Verletzungen.
  • 19. Oktober 2014: Ein 36 Jahre alter Vater und sein dreijähriger Sohn kommen bei einem Familienausflug auf der Hohen Wand in Niederösterreich ums Leben. Die vierköpfige Familie will nach Oberhöflein absteigen. Der fünfjährige Sohn der Familie schlüpft unter einem Seilgeländer durch und stürzt über einen steilen Felsabbruch ab. Der Vater will noch nach dem Kind greifen. Dabei verliert er das Gleichgewicht und stürzt mit dem Dreijährigen, der sich in einer Rückentrage befindet, über steiles Gelände etwa 150 Meter ab. Für den 36-Jährigen und den jüngeren Sohn der Familie kommt jede Hilfe zu spät, der Fünfjährige wird schwer verletzt.
  • 2. Juli 2015: Ein Alpinunfall auf der Rax im Gemeindegebiet von Reichenau in NÖ fordert zwei Tote. Bei den 27 und 37 Jahre alten Männern handelt es sich um eine tschechische Seilschaft. Das Unglück ereignet sich in der Preinerwand. Einer der Kletterer ist auf der Stelle tot, der zweite stirbt wenig später. Die Alpinisten sind "nicht technisch gesichert".
  • 19. März 2016: Bei einem Bergunglück in Going (Bezirk Kitzbühel) kommen ein 22 Jahre alter Deutscher und sein 53-jähriger Vater ums Leben. Der Vater will dem abgestürzten Sohn zu Hilfe kommen, verunfallt dann aber ebenfalls tödlich in der sogenannten Goinger Scharte (2.080 m) am Wilden Kaiser.
  • 15. August 2017: Bei einem Bergunglück in den Schladminger Tauern kommen ein 75 Jahre alter Mann aus dem Bezirk Liezen und sein 36 Jahre alter Enkel ums Leben. Die beiden stürzen am Höchstein mehr als 60 Meter in eine steil abfallende Rinne. Die restliche Familie muss das Unglück mit ansehen.
  • 27. August 2017: Fünf Tote und einen Schwerverletzten fordert ein Bergunfall unterhalb der Mannlkarscharte in der Reichenspitzgruppe in Krimml (Bezirk Zell am See).
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