Die Republik rüstet weiter gegen Cyber-Kriminelle
WIEN. Im gleichen Maß, in dem die Abhängigkeit staatlicher und wirtschaftlicher Institutionen vom Internet wächst, steigt die Angst, dass es durch Zwischenfälle im Cyberspace zu schwerwiegenden Folgen kommen könnte.
Es ist vor allem der Schutz "kritischer Infrastruktur" wie der Strom- oder Gasversorgung, der dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) offenbar Sorgen bereitet.
Gesamtbild zur "Cyber-Lage"
Ein Expertenteam aus EDV-, Kommunikations-, Personal- und Rechtsexperten soll bis zum Jahr 2017 den Grundstein für das Cyber-Security-Center im BVT legen. Die neue Abteilung soll, so beschreibt es der oberste Verfassungsschützer Peter Gridling, "ein gesamtes, sektorenübergreifendes Bild zur aktuellen Cyber-Lage liefern". Neben staatlichen Einrichtungen soll aber auch die Privatwirtschaft vom Know-how des Centers profitieren. "Seitens der Unternehmen gibt es den deutlichen Wunsch, dass der Staat beim Thema Cyber-Sicherheit koordinierend eingreift", sagt Gridling. Jedoch bereits auf die Frage, welche Bereiche denn nun eigentlich als "kritische Infrastruktur" gelten, hat der Gesetzgeber keine ausreichende Antwort. Erst mit der geplanten Reform des Strafrechts, deren Entwurf derzeit begutachtet wird, soll eine genaue Definition geschaffen werden.
Aus Sicht des BVT ist dies aber nicht die einzige rechtliche Hürde: "IP-Adressen gelten in Österreich als personenbezogene Daten. Das ist ein Hindernis, wenn wir etwa Warnungen weiterleiten wollen", sagt Philipp Blauensteiner, Projektleiter des Cyber-Security-Center. Er sieht die geplante Abteilung als "koordinierende Stelle". Unternehmen, die erfolgreich einen Angriff abgewehrt haben, können ihre Erfahrungen über das Center mit anderen teilen. "Derzeit sehen wir uns an, unter welchen Voraussetzungen Unternehmen bereit sind, in einem solchen System mitzuarbeiten."
Schwachstelle Mensch
Bei der Verbund AG, deren Kraftwerke das Rückgrat der heimischen Energieversorgung bilden, ist die potentielle Bedrohung aus dem Cyberspace schon lange ein Thema: "Wir können nahezu ausschließen, dass es jemandem gelingen könnte, ein Kraftwerk mit seinem Computer von zu Hause fernzusteuern. Das sind alles in sich geschlossene Systeme", sagt Verbund-Sprecher Florian Seidl. Die Schwachstelle bleibt jedoch der Mensch. Das weiß man auch beim Verbund: "Ein Mitarbeiter, der einen fremden Datenspeicher an seinen Firmen-PC anschließt oder mit seinen Passwörtern nicht sorgsam umgeht, kann unbewusst großen Schaden anrichten. Wir versuchen durch Übungen und Schulungen dafür Bewusstsein zu schaffen", sagt Seidl.