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Brennpunkt Eisenstadt: Von Toten und Tätern

Von Christoph Kotanko, 29. August 2015, 00:04 Uhr
Brennpunkt Eisenstadt: Von Toten und Tätern
Medienansturm: Grauenhafte Fakten im "Großen Festsaal" Bild: APA/ROLAND SCHLAGER

EISENSTADT. Reportage: Die stille Landeshauptstadt ist aufgeschreckt. Aus aller Welt kommen Journalisten, um über das Drama zu berichten.

Der Verkehr auf der Ostautobahn ist flüssig an diesem Freitagmorgen. Im Verkehrsfunk kommt die Meldung: "Achtung Autofahrer! 60 Personen gehen neben der Straße. Vorsicht!"

Diesmal gilt die Warnung dem nahen Niederösterreich, aber auch im Burgenland sind Flüchtlinge alltäglich; allein im Bezirk Neusiedl am See werden pro Tag rund zweihundert aufgegriffen.

Doch das Flüchtlingsdrama, das in der Pannenbucht zwischen Neusiedl und Parndorf entdeckt wurde, sprengt alle Dimensionen.

11 Uhr, im Betonbunker der Landespolizeidirektion Eisenstadt. Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil und der Leiter der Staatsanwaltschaft Eisenstadt, Johann Fuchs, haben eine Pressekonferenz angesetzt, um das Ausmaß der Tragödie zu enthüllen.

Journalisten aus aller Welt sind in die Landeshauptstadt geeilt, die mit 13.600 Einwohnern kleiner als Bad Ischl ist. Die Stadt am Leithagebirge ist bekannt für Haydn, Heurigenschenken und Esterhazy – doch einen derartigen Medienansturm hat sie noch nie erlebt.

Von der BBC bis China

Die ersten, die sich in die Namenslisten eintragen, sind Reporter der britischen BBC. Dann kommen die großen deutschen Sender, Amerikaner, Schweizer, Dutzende Berichterstatter aus Osteuropa. Auch ein Team des chinesischen Staatsfernsehens ist da.

Altgediente heimische Reporter denken an die Katastrophe von Kaprun: Beim Brand im Tunnel der Gletscherbahn vor 15 Jahren starben 155 Menschen. Es war die größte Katastrophe in Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg.

Weil Ministerin Mikl-Leitner erwartet wird, beginnt die Pressekonferenz mit Verspätung. Polizisten schleppen Mineralwasser aus dem benachbarten Spar in den stickigen "Großen Festsaal".

Fakten und Gefühle

Vor den Mikrofonen sind die Rollen klar verteilt: Doskozil redet über die Toten, Fuchs über die Täter, Mikl-Leitner über die Politik.

Alle drei sind bestrebt, trotz der grauenhaften Fakten ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten.

Nicht allen Zuhörern gelingt das. Als der Polizeichef über die toten Kinder referiert, schluchzt eine Journalistin laut auf.

Der 50-jährige Staatsanwalt Fuchs, vor seinem jetzigen Job Korruptionsjäger, hat eine Horrornacht hinter sich. Er war Zeuge, als in der früheren Veterinär-Grenzdienststelle in Nickelsdorf die Leichen aus dem Lkw geholt wurden – 71 junge und alte Tote, die anschließend in zwei grauen Lastwagen der Bestattung Wien zur Obduktion überstellt wurden. "Ein unfassbares Drama", sagt Fuchs, um Fassung ringend.

Nach den Berichten des Trios beginnen die Frage-Runden, zum Teil auf Englisch. Ein Polizist sitzt neben seinem Chef, um notfalls als Dolmetscher einzuspringen.

Auf Mikl-Leitner prasseln die Fragen vor allem britischer Reporter ein: Ob sie jetzt für Grenzkontrollen in der EU sei? Was sie zu jenen Oststaaten sage, die Flüchtlinge offenbar nur durchwinken?

Unverblümte Auskünfte

Die Ministerin antwortet unverblümt: Auf Ungarn lasse sie nichts kommen, und sie halte nichts von neuen Grenzkontrollen in der EU; wichtiger sei der Schutz der Außengrenzen. – Das war nicht die Antwort, die die Briten (die nicht bei Schengen sind) hören wollten.

Nach eineinhalb Stunden endet die Veranstaltung. Doskozil muss weiter: Er erwartet für die nächsten Tage eine weitere Zunahme bei der Ankunft von Flüchtlingen.

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