"Am Anfang war Entsetzen, dann Wut"
STIWOLL. Suche nach Mordverdächtigem von Stiwoll: Polizei-Einsatzleiter Manfred Pfennich spricht über die Stimmung im Ort und eine Fahndung, "die einem alles abverlangt".
Den Einsatzkräften wurde vom ersten Tag der Suche nach dem mutmaßlichen Todesschützen von Stiwoll "sehr, sehr viel abverlangt", sagte Polizei-Einsatzleiter Manfred Pfennich am Donnerstag. Die Suche gehe weiter, wenn auch mit verminderten Kräften, und "die Hinweise aus der Bevölkerung reißen ja nicht ab".
An dem Sonntag sei er wie viele Kollegen aus der Freizeit heraus in den Einsatz in Stiwoll gegangen und einige Tage lang kaum aus der Uniform herausgekommen, schilderte der Bezirkspolizeikommandant von Graz-Umgebung die ersten Tage der Suche nach jenem 66-Jährigen, der zwei Nachbarn mit einem Gewehr erschossen und eine dritte Person schwer verletzt haben soll.
"Kaum Verschnaufpausen"
"Der Einsatz war und ist sehr fordernd – kaum Verschnaufpausen. Und stellen Sie sich bitte die Umgebung jenes Ortes vor, an dem wir das Fluchtfahrzeug gefunden haben – sagenhaft steile Hänge, die Suchkräfte mussten sich teils mit Händen und Füßen festhalten." In den Höhlen mussten sich die Sondereinheiten kriechend und robbend bei einem Durchmesser der Öffnung von etwa 60 Zentimeter vorarbeiten. Hinweise und Hilfe habe man von Höhlenforschern und Jägern bekommen, auf Öffnungen im Fels und auf Hochsitze, die alle kontrolliert wurden.
Viele der möglichen Verstecke seien selbst der örtlichen Bevölkerung kaum bekannt gewesen. "Der mutmaßliche Täter ist extrem verwurzelt in der Gegend, er hat gute Kenntnisse." Pfennich geht allerdings nicht davon aus, dass der Gesuchte vorbereitete Verstecke habe. "Auch wurde er wohl mehr gesehen als tatsächlich möglich ist", sagte der Einsatzleiter. "Man hat uns verständigt, dass ein verdächtiges Licht bei einem Fischteich gesehen worden ist. Das war eine mit Solarenergie gespeiste Lampe mit Bewegungsmelder. Wir haben dennoch alles geprüft."
Abgesucht wurden auch Fischteiche sowie Ruinen von Gehöften in den Wäldern der Umgebung. Hinweise seien hauptsächlich aus den Bezirken Voitsberg und Graz Umgebung gekommen. Angebliche Sichtungen des Mannes habe es auch im Einkaufszentrum Center West in Graz gegeben, sowie einmal gleichzeitig am Wiener Westbahnhof und in Amstetten. Der Fall des Wilderers in Annaberg von 2013 mit drei toten Polizisten sei immer im Hinterkopf: "Deshalb trägt auch jeder im Einsatz seine Schutzausrüstung."
In der Bevölkerung habe es mehrere Stimmungsphasen gegeben. "Zuerst Entsetzen, es sind ja alle äußerst verwurzelt miteinander." Dann auch Wut. Und die Frage, "Warum hat der das gemacht?"