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"Die Kindheit in St. Florian ist meine Kraftquelle"

Von Barbara Rohrhofer, 04. November 2017, 00:05 Uhr
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Bildergalerie Mit Marie-Luise und Josef Stockinger auf dem Symphonie-Wanderweg
Bild: Volker Weihbold

Burgschauspielerin Marie-Luise Stockinger, 25, und Josef Stockinger, 59. Die OÖNachrichten durften Tochter und Vater ein kleines Stück des gemeinsamen Weges begleiten.

Wenn Marie-Luise Stockinger an die Tage ihrer Kindheit in St. Florian denkt, hat sie viele bunte Bilder im Kopf: vom Vierkanthof, auf dem sie aufgewachsen ist, von den saftig-grünen Wäldern rundherum, durch die sie mit ihren drei Geschwistern gern gestreift ist, vom Garten mit den vielen Apfelbäumen, von den "Bankerln" und vom Esstisch der Familie, der für sie bis heute Geborgenheit symbolisiert. "Vielleicht verklärt man das ja, aber wir hatten hier eine wunderbare Zeit, die mich heute noch beruhigt, wenn der Alltag stresst. Dann geh ich in meinen Gedanken durch das Haus meiner Kindheit, wandle durch alle Räume und finde Ruhe."

Mit ihren 25 Jahren ist sie das jüngste Ensemblemitglied des Burgtheaters. Im großen Weihnachtszweiteiler des ORF wird sie die junge Kaiserin Maria Theresia spielen. "Dafür hatte ich 43 Drehtage in Ungarn, in Tschechien und in Österreich. Echt anstrengend, aber auch unglaublich interessant."

Große Karriere in Sicht

Wenn Marie-Luise Stockinger Erholung braucht, kommt sie gerne aus dem achten Wiener Bezirk nach Oberösterreich zurück. Ihr Papa Josef Stockinger, Generaldirektor der OÖ-Versicherung und davor viele Jahre lang VP-Spitzenpolitiker, ist sichtlich stolz auf die Tochter, die gerade dabei ist, eine richtig große Karriere in der Theater- und Filmwelt hinzulegen.

Während der Wanderung auf dem Sinfoniewanderweg – hoch über St. Florian in Richtung Ansfelden – umarmt er sie immer wieder. Und man sieht, wie gut es ihr tut, mit ihrem Papa zu plaudern, zu gehen, über Gott und die Welt zu sprechen. "Die Marie-Luise und ich haben vieles gemeinsam. Die Konsequenz und vor allem den Ehrgeiz, alles perfekt machen zu wollen. Und nicht zuletzt unsere Begeisterung für Romy Schneider. Eine wunderbare Schauspielerin."

Ein Tag wie aus dem Bilderbuch

Die Herbstsonne taucht die Gegend rund um St. Florian in ein sattes Goldgelb. Es ist ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Das Laub raschelt unter den Füßen. Der Sinfoniewanderweg schlängelt sich in leichten Steigungen an den Feldern und Wäldern der Gegend vorbei, hinter uns die Kirchturmspitzen des Stiftes St. Florian, vor uns die Weite des Landes. "Ein Weg für jede Jahreszeit", sagt Josef Stockinger, der in Oberösterreich als "Ferdl" bekannt ist.

Die Bühne als Ort der Sicherheit

Der vom Vater vererbte Ehrgeiz hat aus Marie-Luise eine gute Schülerin gemacht. Nach der Matura im Petrinum in Linz hat sie die Aufnahmeprüfung im Max-Reinhardt-Seminar geschafft – das sei ein großer Zufall gewesen. Von 600 Schülern seien elf genommen worden. Eben auch Marie-Luise. "Für mich ist die Bühne seither der sicherste Platz", erzählt sie. Seit drei Jahren ist die Bühne des Burgtheaters ihre Spielstätte.

In der Nähe hat sie eine Wohnung gefunden. 50 Quadratmeter im achten Wiener Gemeindebezirk. "Ich kann mit dem Radl zur Burg fahren." Viel Zeit für Hobbys bleibe nicht. "Ich probe und spiele immer, derzeit für gleichzeitig sieben Rollen." Am liebsten natürlich vor Publikum. " Die Bühne ist ein Ort, wo man mich nicht fassen und auf etwas festmachen kann, wo ich größer und autonomer sein kann als im eigentlichen Leben."

Jahre als Großfamilie

Es ist warm genug, dass sich Vater und Tochter ins Gras setzen und den Altweibersommer genießen. Der Vater zeigt seiner Tochter den allerschönsten Ausblick auf Enns. Man schwelgt in Erinnerungen. Die beiden erzählen von ihren Jahren als Großfamilie. "Jeden Morgen hat uns der Papa nach Linz mitgenommen. Da haben wir viel geredet. Ich hatte niemals den Eindruck, dass er aufgrund seiner politischen Karriere keine Zeit für uns hatte", sagt Marie-Luise – und Josef Stockinger relativiert: "Meine Frau hat in dieser Zeit sehr Großes geleistet." Aus allen vier Kindern seien tolle Menschen geworden. Dass es Marie-Luise zur Schauspielerei ziehen würde, habe man aber nicht geglaubt. "Sie wollte weder mit uns ins Theater noch ins Konzert mitgehen."

"Ich war in meiner Schulzeit ziemlich pflichtbewusst und angepasst. Ich glaube, viele haben damit gerechnet, dass ich eine Karriere als Juristin hinlegen werde." Ihr Rückzugsort sei immer das Lesen gewesen. "Dadurch konnte ich Raum für mich gewinnen", erzählt Marie-Luise. Heute liest sie Biografien und Drehbücher.

Wenn sie einen klaren Kopf braucht, geht sie laufen. Die 25-Jährige achtet konsequent auf ihren Körper. Ein ausschweifendes Leben sei in diesem Beruf einfach nicht möglich. "Mein Geist und mein Körper sind mein Kapital." Bewegung macht sie gerne alleine, heute mit dem Papa, der auch sonst ihr liebster Gesprächspartner ist. "Ich erzähl ihm alles." Berufliches, Privates, Sorgen und natürlich auch die Freuden, von denen sie derzeit viele hat. Zu den Premieren erscheint immer die ganze Familie. "Ich find’s so schön, wenn alle im Theater sitzen. Das sind besondere Momente."

Dass sich Dinge im Leben ändern, nimmt sie hin. Besonders schwer fällt ihr derzeit, dass ihre Eltern nach Linz auf ihren "Alterssitz" gezogen sind, weil die Kinder das Nest verlassen haben und es im abgelegenen Bauernhof sehr still geworden ist. "Das letzte Mal Übernachten war sehr schlimm für mich." Jetzt kommt sie eben nach Linz "nach Hause", was sich derzeit noch sehr ungewohnt anfühle. Zu Weihnachten werden sie sich alle wiedersehen. "Die Marie-Luise kann meist nur einen Tag bleiben, weil am 26. Dezember schon wieder die nächste Aufführung ist", sagt der Papa. Für diese Zeit wünsche sie sich sehr viel Harmonie und gute Stimmung. "Mit dem Alter werd’ ich eben harmoniesüchtig, wie der Papa."

"Sag niemals nie"

Auf dem Rückweg nach St. Florian wagen wir einen Blick in die Zukunft. Josef Stockinger, 59, freut sich auf die nächsten zehn Jahre. "Zuerst noch arbeiten, dann in der Pension viel reisen und um die Enkelkinder kümmern." Marie-Luise macht keine großen Pläne, die Gegenwart fordert sie mehr als genug. Irgendwann will sie jedenfalls selbst Kinder haben – und auf dem Land leben. Ob sie eine Rolle besonders reizt? Vielleicht die Buhlschaft in Salzburg? Marie-Luise will sich nicht festlegen: "Sag niemals nie", meint sie.

Marie-Luise Stockinger

Marie-Luise Stockinger wurde am 27. September 1992 geboren und wuchs mit ihren drei Geschwistern auf einem Bauernhof in St. Florian bei Linz auf. Sie hat das Max-Reinhardt-Seminar in Wien absolviert und gehört seit 2015 zum Ensemble des Burgtheaters. Derzeit ist sie dort in der „Schlechten Partie“ zu sehen. Im großen Weihnachtszweiteiler des ORF spielt sie die junge Kaiserin Maria Theresia und damit ihre erste große TV-Rolle.

Josef Stockinger

„Ferdl“ Josef Stockinger wurde am 15. Jänner 1958 in Wels geboren. Aufgewachsen ist er mit vier Geschwistern auf dem elterlichen Bauernhof in Aistersheim. Der studierte Jurist ging in die Politik. Er war Direktor des Bauernbundes, VP-Landtagsabgeordneter, Klubobmann und schließlich Landesrat. Vor sieben Jahren zog er sich aus der Politik zurück und wechselte zur Oberösterreichischen Versicherung, deren Generaldirektor er jetzt ist. Er ist mit Rose-Marie Stockinger verheiratet. Die beiden haben vier Kinder und leben seit kurzem wieder in Linz.

Die Route: Auf den Spuren von Anton Bruckner (1824-96)

Beginnend im Zentrum von Bruckners Geburtsort Ansfelden führt der Wanderweg vorbei an Feldern, Wiesen und durch die hügelige Landschaft bis nach St. Florian, wo sich die Begräbnisstätte des großen Komponisten befindet. An zehn Stationen werden auf Schautafeln die zehn Symphonien Bruckners beschrieben.

Anreise und Einkehr: Wo auch immer man mit der Wanderung beginnen möchte: Man fährt mit dem Auto zum ABC-Center in Ansfelden oder aber direkt nach St. Florian, wo man in der Nähe des Stiftes gut parken kann. Von dort aus macht man sich auf den Weg, den man nicht verfehlen kann. Süßer Tipp: Im Kaffeehaus Baumberger in St. Florian gibt’s gute Mehlspeisen.

Kultur- und Wandervergnügen: Beginn der Wanderung ist eigentlich beim Anton Bruckner Centrum (ABC) in Ansfelden. Der Weg ist neun Kilometer lang (für eine Strecke braucht man rund zweieinhalb Stunden, da es kein Rundwanderweg ist, darf/muss man wieder zurückwandern) und führt bis zu Bruckners Grabstätte im Stift St. Florian. Insgesamt zehn Stationen geben dem Wanderer auf Bruckners Spuren Gelegenheit, sich mit seinem Werk und der Zeit, in der der Komponist lebte, auseinanderzusetzen. Im ABC-Center in
Ansfelden kann man sich MP3-Player ausleihen – und hat neben dem Wander- auch ein Hörvergnügen.

 

 

 

Tipp: Man kann den „Sinfoniewanderweg“ natürlich auch in St. Florian beginnen und nach Ansfelden wandern – so wie es Vater und Tochter Stockinger gemacht haben.

 

 

 

 

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