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Erster Völkermord im 20. Jahrhundert

Von Clemens Schuhmann, 24. April 2015, 00:04 Uhr
Gedenken beim Mahnmal in Eriwan Bild: Reuters

Armenien–Türkei: Heute vor genau 100 Jahren hat das damalige Osmanische Reich damit begonnen, systematisch die Armenier auszurotten. Diesem staatlich organisierten Massenmord fielen laut Schätzungen von Historikern insgesamt 1,5 Millionen Menschen zum Opfer.

  • Auch, wenn es bereits in den Jahren davor im Osmanischen Reich immer wieder Pogrome gegen die Armenier mit zigtausenden Opfern gegeben hatte: Der staatlich organisierte und systematische Massenmord an den Armeniern begann am 24. April 1915.

Geschichte

An diesem Tag werden in Konstantinopel (heute Istanbul) 250 Führer der armenischen Gemeinschaft der Stadt, also Politiker, Geistliche, Intellektuelle und Geschäftsleute, verhaftet. Der Großteil von ihnen wird in den Tagen darauf ermordet. Historiker sprechen in diesem Zusammenhang daher von einem "Elitozid".

Am gleichen Tag werden auch die ersten Befehle zur Deportation der Armenier aus ihren Siedlungsgebieten im Osten des Osmanischen Reiches erlassen – der Beginn der so genannten Todesmärsche, die die Schweizer Augenzeugin Clara Sigrist-Hilty wie folgt beschreibt: "Dort stützt ein kleiner Junge seine müde, wohl kranke Mutter, die sich kaum weiterschleppen kann. Nun sinkt sie an den Straßenrand, der Kleine in rührender Besorgnis gießt ihr ein wenig Wasser über den heißen Kopf, und nach einer Weile zwingt sich die Frau zum Weitergehen, denn fortwährend ziehen sie an ihr vorüber, scharenweise, jeder muss sehen, dass er weiterkommt."

Erster Völkermord im 20. Jahrhundert
Hunderttausende Armenier starben bei den Todesmärschen Bild: Reuters

Weit kommen die Vertriebenen nicht, sie sterben entkräftet, verhungern oder verdursten. Viele werden abgeschlachtet oder im Euphrat ertränkt, wie Augenzeugen berichten. Der damalige US-Botschafter Henry Morgenthau schrieb von einer "Kampagne zur Vernichtung einer Rasse".

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Die Tagespost vom 24. April 1915

Historiker sprechen von bis zu 1,5 Millionen Toten, die dem ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts zum Opfer fielen. Laut neuesten Forschungen waren nur noch etwa zehn Prozent der Armenier, die 1914 im Osmanischen Reich lebten, am Ende des 1. Weltkriegs 1918 noch am Leben.

Erinnerung als nationale Idee

Erinnerung als nationale Idee

Das Gedenken an den Genozid vor 100 Jahren hat sich tief eingebrannt in das kollektive Bewusstsein der früheren Sowjetrepublik Armenien. "Die Erinnerung ist der mächtigste Faktor für die Bildung einer nationalen Idee", sagt der Soziologe Aharon Adibekyan. Was er meint, ist eine gemeinsame Geschichte, die die rund drei Millionen Einwohner der Ex-Sowjetrepublik mit ihren Landsleuten in der Diaspora verbindet. Mehr als sieben Millionen Armenier leben über die ganze Welt verstreut.

Hunderttausende von ihnen werden heute an der zentralen Völkermord-Gedenkstätte auf einem Hügel im Herzen der Hauptstadt Eriwan Blumen niederlegen.

Erster Völkermord im 20. Jahrhundert
Hungernde armenische Waisenkinder Bild: Reuters

1,5 Millionen Opfer

Von 1915 bis 1918 wurden im Osmanischen Reich bis zu 1,5 Millionen Armenier ermordet. Historiker sprechen vom „ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts“. Die offizielle Linie der Türkei ist bis heute, dass es sich um Notmaßnahmen handelte, weil zu befürchten war, dass die Armenier mit dem Feind Russland zusammenarbeiten. Österreich-Ungarn war im Ersten Weltkrieg mit dem Osmanischen Reich verbündet. Wien wusste von Massenmord und Vertreibung, schritt aber nicht ein.

April 1915

April 1915

  • 10. April: Wegen des Ersten Weltkriegs zieht das „Internationale Olympische Komitee“ (IOC) von Paris nach Lausanne in die neutrale Schweiz um.
  • 22. April: Das deutsche Heer setzt bei Ypern/Belgien als erste Armee eines Landes Giftgas ein, indem es Chlorgas auf die gegnerischen Stellungen bläst.
  • 26. April: Im Londoner Vertrag geht Italien ein Bündnis mit Großbritannien, Frankreich und Russland ein. Für seinen Kriegseintritt werden Italien im geheim gehaltenen Vertrag große Gebietsgewinne nach Kriegsende in Aussicht gestellt.
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9  Kommentare
9  Kommentare
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( Kommentare)
am 24.04.2015 19:28

unser Bundespräsident ist ein Feigling, da er nicht nach Armenien fährt um an den Feierlichkeiten teilzunehmen

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amha (11.322 Kommentare)
am 24.04.2015 19:32

vielleicht hat er Angst, dass es dort zu wenig Toiletten gibt für den Fall, dass er um seine Meinung gefragt wird.

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pepiboeck (3.209 Kommentare)
am 24.04.2015 16:41

Das war beileibe nicht der erste Völkermord im 20 Jahrhundert, man denke an die Massenmorde der Deutschen im heutigen Namibia an den Hereros um 1905, über den redet man halt nicht weil die deutsch - israelische Freundschaft in Takt ist, während die Regierung Erdogan sich um Israel nicht mehr kümmert. Die Briten mordeten in den Kolonien laufend, und und und: ich frage mich ohnehin warum man zwar nach Israel Unsummen und nach Griechenland viel weniger und Namibia überhaupt nichts zahlen.

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( Kommentare)
am 24.04.2015 18:08

Die Deutschen zahlen nach Namibia seit Jahren still und heimlich, darum ist das Land auch so stabil. Man muss ja nicht lles an die große Glockde hängen .....

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oblio (24.740 Kommentare)
am 24.04.2015 15:55

Vertreibungen im 20. Jahrhundert:
http://www.bund-der-vertriebenen.de/zgv/z-g-v.de/aktuelles/index48db.html?id=58
Nicht erst der Genozid an den Armeniern war die erste Vertreibung!Man kann allerdings diese Vertreibung auch mit den Todesmärschen im Nationalsozialismus vergleichen.
Etwa nach dem Vorbild eines Ausspruches im Jahre 1855 von Paul Anton de Lagarde (eigentlich Bötticher, 1827–1891)
Es ist zweifellos nicht statthaft, dass in irgendeiner Nation eine andere Nation bestehe; es ist zweifellos geboten, diejenigen welche ... jene Dekomposition befördert haben, zu beseitigen: Es ist das Recht jedes Volkes,
selbst Herr auf seinem Gebiet zu sein, für sich zu leben, nicht für Fremde.
Übrigens war auch neben anderen bekannten Persönlichkeiten ein A.H. ein eifriger Leser von de Legarde.

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Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 24.04.2015 12:01

Und wie nennt man die Ausrottung der Millionen Wolgadeutschen ?

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( Kommentare)
am 24.04.2015 08:18

Der Völkermord an den Armeniern ist wieder einmal die grosse Zeit der "Aufrechner". Nur weil es auch andere Verbrechen an anderen Völkern durch andere Nationen gegeben hat wird der Genozid durch die Osmanen nicht besser oder entschuldbar.
Klassische Kriegsverbrechen sind schon schlimm genug,ein von "oben" angeordneter Völkermord ist aber hat aber doch eine andere Dimension. Genau das machten die Osmanen.

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 24.04.2015 07:33

Herero und Nama wurden von den Deutschen gekillt !

1904 bis 1908 war keine gute Zeit für diese Menschen !

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 24.04.2015 06:24

NEIN !

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