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"G’wonnen ham s’, de Trottl’n"

Von Christoph Zöpfl, 24. Februar 2015, 08:04 Uhr
"G’wonnen ham s’, de Trottl’n"
Bild: Reuters

1999: Vor 16 Jahren wurde bei der Heim-Weltmeisterschaft in Ramsau das österreichische Langlauf-Wunderteam gefeiert.

  • 1999: Vor 16 Jahren wurde bei der Heim-Weltmeisterschaft in Ramsau das österreichische Langlauf-Wunderteam gefeiert.

Langlauf-Wunderteam

Generalstabsmäßig hat der Österreichische Skiverband seine Sportler auf die nordische Weltmeisterschaft 1999 vorbereitet. In Ramsau am Dachstein sollte mit Heimvorteil eine Schieflage ausbalanciert werden. Die Skination diktierte zwar im alpinen Bereich das Geschehen, in den Langlauf-Loipen hechelte Österreich aber auf der Kriechspur der Weltklasse hinterher.

1993 war der charismatische Vordenker Toni Innauer von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel als nordischer Direktor des Verbandes eingesetzt worden. Er sollte die Weichen stellen, dass Österreich bei der Heim-WM in Ramsau auch bei den Langläufern Medaillenchancen hat. 1996 holte Innauer Walter Mayer als Langlauf-Cheftrainer an Bord. Der Salzburger wurde drei Jahre später in Ramsau als Vater eines österreichischen Langlauf-Wunders gefeiert.

"G’wonnen ham s’, de Trottel’n!" So kommentierte Mayer am 26. Februar 1999 den sensationellen Weltmeistertitel für seine Langlaufstaffel. Den Sieg brachte der damals 24-jährige Mühlviertler Christian Hoffmann ins Ziel. Er gewann vor 45.000 Zuschauern den Zielsprint gegen Schlussläufer Thomas Alsgaard (Nor). Zuvor hatte es eine Schrecksekunde gegeben, als Österreichs dritter Läufer, Michael Botwinow, stürzte. Der Russe war zwei Jahre zuvor eingebürgert worden: Dem ÖSV-Team fehlte nämlich neben Hoffmann, Markus Gandler und Alois Stadlober ein starker vierter Mann für die WM-Staffel.

Weitere Medaillen folgten

"Ich habe fünf Jahre lang geredet und gepredigt, jetzt bleibt mir die Spucke weg", sagte Toni Innauer nach der WM in Ramsau, bei der neben dem Staffel-Gold die ÖSV-Langläufer noch eine Silber- (Stadlober/10 km klassisch) und zwei Bronzemedaillen (Botwinow/50 km klassisch; Maria Theurl/15 km Freistil) gewinnen konnten. Mayer, der nach der WM in den Hintergrund treten wollte, wurde von Innauer überredet, beim ÖSV weiter eine Führungsrolle zu spielen.

Was folgen sollte, relativierte das "Langlauf-Wunder". Bei Olympia 2002 in Salt Lake City spukte erstmals das Doping-Gespenst im ÖSV-Team ("Blutbeutelaffäre"), vier Jahre später gab es in Turin eine Großrazzia und den Verdacht, Österreich hätte mit Hilfe einer Blutbank (Humanplasma) systematisch gedopt. Mayer wurde nach langen und kurvenreichen Verfahrenswegen 2013 von der Österreichischen Anti-Doping-Rechtskommission lebenslang gesperrt. Seinen Einspruch hat man im Vorjahr abgelehnt.

Christian Hoffmann bekam nach seinem Karriereende 2011 von der Nationalen Anti-Doping-Agentur eine Sperre für sechs Jahre aufgebrummt. Ein Jahr später wurde die Sperre auf zwei Jahre reduziert. Derzeit bestreitet der 40-jährige Wahl-Ramsauer erfolgreich Rennen der Ski-Bergsteiger. Ein Comeback in der Langlaufszene (Volksläufe) gilt als wahrscheinlich. Hoffmann hat während seiner Karriere keine einzige positive Doping-Probe abgegeben.

Original-Bericht

Markus Gandler, ÖSV LL-Referent Dieter Böhm, Alois Stadlober, Michail Botwinow und Christian Hoffmann haben anlässlich einer Wette dem Trainer Walter Mayer (m.) eine Glatze rasiert. Bild: APA

 ÖSV-Langläufer schrieben Sportgeschichte, Hoffmann die gewinnbringende Fußnote

  • Original-Bericht vom 27.2.1999: Sport-Redakteur Christoph Zöpfl schrieb damals über "Österreichs goldenen Ausfallschritt".

RAMSAU. "Ich hab' fünf Jahre geredet und gepredigt, jetzt bleibt mir die Spucke weg." Toni Innauer, nordischer Direktor des ÖSV, war sprachlos, nachdem "seine" Langläufer gestern im Staffelrennen der Ramsauer WM der Sportgeschichte ein neues Kapitel diktiert hatten. Markus Gandler, Alois Stadlober, Mikhail Botwinow und ChristianHoffmann gewannen eine historische Goldmedaille. Schlußläufer Hoffmann hat sich mit seinem goldenen Ausfallschritt im dramatischen Zielsprint als gewinnbringende Fußnote verewigt. 45.000 begeisterte Zuschauer waren nach dem Langlauf-Krimi nicht mehr zu halten - der Heimsieg wurde grenzenlos umjubelt.

"Ich hab' g'wußt, daß der Alsgaard vor mir Respekt hat, der Bursche war ziemlich nervös", fühlte Hoffmann einen moralischen Rückenwind, als er sich mit Norwegens Schlußläufer um die Goldmedaille duellieren mußte. Zuvor hatten Starter Markus Gandler und Alois Stadlober erstklassige Aufbauarbeit geleistet. Nach einem Sturz von Mikhail Botwinow wurde Österreichs goldenes Solo wieder zum Fall für zwei. "Ich wollte dem Alsgaard gar nicht davonlaufen, ich hab' gewartet bis er kommt und mich dann in seinem Windschatten auf den Zielsprint vorbereitet", erklärte Hoffmann seine Taktik auf der Schluß-runde. Der 25jährige Mühlviertler hatte dann tatsächlich das bessere Ende für sich. "Hinter dieser Goldmedaille steht ganz Österreich, das ist das Schönste, was ein Sportler erleben kann."

Während per Lautsprecher-Anlage Österreichs nordisches Märchen von Rainhard Fend-richs Hymne "I am from Au-stria" vertont wurde, lagen sich Betreuer, Sportler und Funktionäre in den Armen. Cheftrainer Walter Mayer tauchte im allgemeinen Trubel unter. Während des Rennens hatte er per Funkgerät noch mit Innauer eine Weltmeisterprämie für seine Laufburschen ausverhandelt.

Seine Ankündigung, sich nach der WM in die zweite Reihe zurückzuziehen, wird nach der glänzenden Vorstellung seiner Langläufer noch einmal neu diskutiert werden. Innauer: "Ich werd' sicher noch einige Gespräche mit dem Walter führen."

Bei der Gold-Party am späteren Nachmittag im VIP-Zelt gab es für Mayer eine Sekt-Kopfwäsche, später mußte er Haare lassen. Der erfolgreiche Trainer ließ sich das alles bereitwillig gefallen. Vielleicht hält der 42jährige doch noch länger für den österreichischen Langlaufsport seinen Kopf hin.

Video-Sequenz des Sieges ab Minute 4:00 (leider nicht ganz mit deutschsprachigen Kommentatoren)

 

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