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Die Regenbogen-Kämpfer

Von Roswitha Fitzinger, 04. Juli 2015, 00:05 Uhr
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Bildergalerie Die versenkte Rainbow Warrior
Bild: AFP

Vor 30 Jahren, am 10. Juli 1985, versenkten französische Geheimagenten vor Neuseeland das Greenpeace-Schiff "Rainbow Warrior". Das tragische Ereignis, bei dem ein Mensch starb, hat den Stellenwert der Umweltschutz-Organisation für immer verändert.

  • Vor 30 Jahren, am 10. Juli 1985, versenkten französische Geheimagenten vor Neuseeland das Greenpeace-Schiff "Rainbow Warrior". Das tragische Ereignis, bei dem ein Mensch starb, hat den Stellenwert der Umweltschutz-Organisation für immer verändert.

"Rainbow Warrior" versenkt

Seit drei Tagen lag die "Rainbow Warrior" im Hafen von Auckland vor Anker. Die Crew hatte gerade den Geburtstag eines ihrer Mitglieder gefeiert, manche von ihnen lagen bereits in ihren Kojen, als um Mitternacht eine Explosion ein Loch in die Stahlwand des Schiffes riss, durch das "locker ein VW gepasst hätte", sagt der damalige Kapitän Pete Wilcox später. Auch Andy Biedermann, Arzt aus der Schweiz, war an Bord und erinnert sich noch genau an die heftige Detonation und daran, dass er einer alten Dame half, von Bord zu gehen, und wie er den Fotografen Fernando Pereira traf, der in seine Kabine wollte, um seine Fotoausrüstung zu holen, als der zweite Sprengsatz zündete. Der Portugiese wurde von den Wassermassen in seiner Kabine eingeschlossen und ertrank.

Das Greenpeace-Schiff "Rainbow Warrior" stand 1985 für eine Reihe von Aktionen und Protesten gegen Atomversuche im Pazifik. "Es hat damit begonnen, dass wir auf den Marshall-Inseln, die zu den USA gehörten, eine Gruppe von 200 Personen evakuierten. (...) Die radioaktiv verstrahlte Asche, die auf das Atoll niedergegangen ist, hat die ganze Insel weiß gemacht; die Kinder haben ,im Schnee’ gespielt. (...). Das hat natürlich enorme gesundheitliche Probleme verursacht", erinnert sich der Schweizer in einem Interview in der "Süddeutschen Zeitung". Im Anschluss daran wollte man weiter nach Französisch-Polynesien, um gegen die französischen Atombombentests zu protestieren.

Doch dazu sollte es nicht kommen. Zwei Taucher hatten am Rumpf des Schiffes zwei Sprengsätze befestigt. Die "Rainbow Warrior" sank. Was zunächst nur eine Ahnung war, bestätigte sich bereits nach zwei Tagen – auch offiziell: Die Explosionen waren kein Unfall.

Die Folgen

Zwei Agenten des französischen Geheimdienstes wurden kurze Zeit später festgenommen. Die Beweislage sei erdrückend gewesen, so der damalige Ermittlungsleiter. Gefunden wurden nicht nur Telefondaten mit direkten Durchwahlnummern zum französischen Geheimdienst, sondern auch jene französische Yacht, die den Sprengstoff an Bord gehabt hatte. Weiters dürften die Agenten nach dem Anschlag keine Eile gehabt haben, das Land zu verlassen, warteten sie doch auf eine Rückzahlung der Mietwagenkaution. Sie wurden über die Autokennzeichen ermittelt. Die neuseeländische Regierung sprach indes von "staatlich unterstütztem Terrorismus". Der damalige französische Verteidigungsminister Charles Hernu trat in der Folge zurück, der Chef der französischen Spionageabwehr, Pierre Lacoste, musste ebenfalls seinen Hut nehmen. Die zwei Geheimagenten wurden zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt, kamen jedoch nach zwei Jahren wieder frei.

Angeklagt und verurteilt: Dominique Prieur und Alain Mafart (r.) Bild: AFP

Nie ganz geklärt werden konnte die Rolle des damaligen und inzwischen verstorbenen französischen Ministerpräsidenten François Mitterrand bei dem Anschlag. Zwei französische Journalisten hatten 1989 in einem Buch erklärt, Mitterrand habe davon gewusst. In einem Regierungsbericht von 1985 hieß es, sein Militärberater Jean Saulnier habe die Finanzierung der unter dem Namen "Opération Satanique" laufenden Aktion genehmigt. Die Beziehungen zwischen Neuseeland und Frankreich jedenfalls lagen aufgrund des Vorfalls jahrelang auf Eis. Neuseeland erhielt schließlich eine Reparationszahlung in Millionenhöhe. Frankreich beendete die Atomtests im Pazifik erst 1995.

Das tragische Ereignis hat auch den Stellenwert der Umweltorganisation nachhaltig verändert. Greenpeace erfuhr eine enorme Aufwertung, und das riesige Medienecho bescherte der damals noch relativ jungen Organisation weltweite Bekanntheit und beachtlichen Zulauf.

Fakten zu Greenpeace

Gründung 1971: Eine Gruppe von rund einem Dutzend Friedensaktivisten rief 1971in Vancouver die Umweltorganisation „Greenpeace“ ins Leben. Ihre Vision: eine grüne und friedliche Welt.

Greenpeace heute: Eine internationale Organisation, die hauptsächlich globale Umweltkampagnen durchführt, das ist Greenpeace heute. Nach eigenen Angaben hat man 2,8 Millionen Unterstützer weltweit und betreibt in 40 Ländern regionale Büros.

Sitz: Amsterdam

Themen: Klimaschutz, Landwirtschaft & Gentechnik, Meeresschutz, Atom, Umweltgifte, Urwälder.

Direktor: seit 2009 Kumi Naidoo aus Südafrika

Greenpeace-Schiffe

 

SPAIN GREENPEACE OIL BARRIER
Die neue - dritte - "Rainbow Warrior? bei einem ihrer Einsätze. Bild: APA

 

Die Rückkehr der „Rainbow Warrior“

Die Schiffsflotte spielt auch heute noch eine wichtige Rolle innerhalb von Greenpeace – Drei Schiffe bilden ihr Herzstück.

Nach der Versenkung der „Rainbow Warrior“ stach 1989 die „Rainbow Warrior II“ in See und versah mehr als zwei Jahrzehnte ihren Dienst, bevor sie von der „Rainbow Warrior III“ abgelöst wurde.

Rainbow Warrior III: Nur wenige Tage vor dem 25. Jahrestag der Versenkung wurde 2010 das neue Flaggschiff von Greenpeace im Hafen von Bremen zu Wasser gelassen. Sie ist das erste Schiff der Greenpeace-Flotte, das speziell für die Anforderungen der Umweltschützer gebaut wurde. Das „maßgeschneiderte Kampagnenschiff“ ist mit modernen Kommunikationsmitteln und umweltfreundlicher Technik (verbrauchsarme Dieselmotoren, biologische Abwasseraufbereitungsanlage...) ausgestattet. Darüber hinaus verfügt der 57,9 Meter lange Zweimaster über einen Hubschrauberlandeplatz sowie spezielle Kräne, die den schnellen Einsatz von Schlauchbooten ermöglichen, seine beiden 50-Meter-Masten und die Segel sind auf höchste Effizienz ausgerichtet, um auch über große Strecken segeln zu können.

Esperanza: Das ehemalige Forschungsschiff wurde 2001 für Greenpeace-Zwecke umgerüstet und verfügt unter anderem über eine Hubschrauber-Landemöglichkeit, Recycling-Systeme, ein Satelliten-Kommunikationssystem, einen Treibstoff sparenden Antrieb und FCKW/FKW-freie Kühlsysteme.

Arctic Sunrise: Der ehemalige Frachter und Eisbrecher ist seit 1996 unter der Greenpeace-Flagge unterwegs. Die Arctic Sunrise verfügt über einen riesigen Aktionsradius. Sie kann ohne aufzutanken einmal um den Erdball fahren.

 

10. Juli 1985

10. Juli 1985

Am 10. Juli 1985 wurde nicht nur die "Rainbow Warrior" versenkt. Was noch an diesem Tag geschah, haben wir für Sie recherchiert.

 

  • Lust durchs Telefon: In Frankreich macht das „Sexofon“ den Sex-Shops und Sex-Kinos zunehmend Konkurrenz, war auf der OÖN-Weltspiegel-Seite zu lesen. Ein kostspieliges Vergnügen. Eine Viertelstunde Lust durchs Telefon kostete umgerechnet 500 Schilling.
  • „Tarifverbund-Debakel“: Mit Anlaufschwierigkeiten hatte der seit 1. Juni geltende Tarifverbund für den Schienenverkehr in Oberösterreich zu kämpfen. Erste Bilanz für Juli: 788 verkaufte Karten.
  • Ärzteprotest: Eine neue Honorarregelung verursachte Unmut in der heimischen Ärzteschaft. Es ging auch 1985 ums Geld. Die neue Regelung sah Einbußen für jene Ärzte vor, die mehr als 800 Krankenscheine pro Quartal abrechneten. Die Betroffenen, vor allem Fachärzte, überlegten Protestmaßnahmen.
  • Im Kino am 10. Juli: Wer 1985 in Linz ins Kino wollte, hatte die Auswahl zwischen acht Lichtspielhäusern, darunter auch das Autokino in Pasching. Dort lief ab 21.45 Uhr etwa „Zwei Nasen tanken Super“ mit Mike Krüger und Thomas Gottschalk.
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