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Baustelle entzweite Menschen

Von Friedrich M. Müller und Erik Famler, 02. April 2015, 00:04 Uhr
Baustelle entzweite Menschen
Gendarmen trugen Demonstranten von der Baustelle. Bild: OÖN

Kraftwerksbau Lambach: Demonstranten aus nah und fern, die wie in Hainburg die Au besetzen, einerseits. Anrainer, die den Bau befürworten, andererseits. Die Stimmung an der Traun war 1996 extrem aufgeheizt

  • Kraftwerksbau Lambach: Demonstranten aus nah und fern einerseits. Anrainer, die den Bau befürworten, andererseits. Die Stimmung an der Traun war 1996 extrem aufgeheizt

Kraftwerksbau Lambach

Sachbeschädigungen, Schreiduelle, Politiker-Rücktritt, geschiedene Ehe: Auch das waren Folgen der erbitterten Auseinandersetzung um das Traunkraftwerk in Lambach und Stadl-Paura.

Den Baubeschluss fasste die OKA (heute Energie AG) am 28. April 1988. Schon damals war nur von der Staustufe Lambach die Rede. Vielleicht als Ahnung, dass der stärkste Widerstand aus dem südlich der Traun gelegenen Stadl-Paura kommen würde.

Lambachs VP-Bürgermeister Friedrich Ilk hatte es vom ersten Tag an verstanden, mit der Energie AG geschickt zu verhandeln. Ihm waren mehrere Finanzierungen gelungen: von der großzügigen Sanierung des Freibades über eine Unterführung der B 144 bis zum Bau eines Feuerwehr-Bootshauses. Auch das Benediktinerstift zählte zu den Nutznießern des Großprojektes, hatte es doch durch Grundverkäufe reichlich Geld erhalten.

Rücktritt

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Bericht über den Bau des Kraftwerks vom 17. April 1996

Rücktritt von Bürgermeister

Die Stadlinger SP-Mehrheit in der Gemeindestube war erbitterter Gegner. Dies hatte auch das Ende einer Bürgermeisterkarriere zur Folge: Offiziell hatte Gerhard Ernst im Herbst 1996 wegen des Debakels seiner Partei bei der EU-Wahl das Handtuch geworfen. Der Bankangestellte geriet jedoch wegen des Kraftwerks in einen Interessenkonflikt und musste nach nur 21-monatiger Amtszeit seinen Rückzug antreten.

Viele Stadlinger sympathisierten mit den Aubesetzern. Schreiduelle mit Befürwortern standen dort an der Tagesordnung. Unter die Sympathisanten mischte sich auch die Frau eines Gendarmen. Währenddessen hatte ihr Mann das Gesetz zu vertreten, als Demonstranten von der Baustelle getragen wurden. Am Konflikt ging die Ehe zu Bruch.

Im Jahr 1996 kamen die ersten Besetzer am 10. Jänner in die Au – einen Tag nach Rodungsbeginn. Hoffnung schöpften die Projektgegner am 16. April: Der Wasserrechtsbescheid der Landesregierung wurde aus Formalgründen aufgehoben, der Bau gestoppt.

Gerichtsentscheid akzeptiert

Als am 11. September 1997 der Verwaltungsgerichtshof die letzten Anrainerbeschwerden abgewiesen hatte – sie befürchteten Auswirkungen des Staus auf ihre Brunnen –, gab es grünes Licht. Die Umweltaktivisten akzeptierten die Gerichtsentscheidung.

Zwei politische Kontrahenten profitierten von dem Streit: Landeshauptmann Josef Pühringer, der 1997 seine erste Landtagswahl als Landeshauptmann zu schlagen hatte. Die VP verlor "nur" einen Landtagssitz. Sein späterer Koalitionspartner Rudi Anschober (Grüne) schaffte mit drei Mandaten erstmals den Einzug ins Landesparlament.

Das heiß umkämpfte Traunkraftwerk wurde am 27. Mai 2000 offiziell eröffnet.

Baustelle entzweite Menschen
Großeinsatz für Baumaschinen Bild: OÖN

Interview

Nachgefragt bei Regina Lint

Die Altenheimleiterin aus Stadl-Paura unterstützte die Demonstranten.

 

  1. Seit der Besetzung sind 19 Jahre vergangen. Was geht Ihnen nach so langer Zeit durch den Kopf?

    Die Zeit des Widerstands war in meinem Leben ein markantes Ereignis. Ich habe bemerkt, dass man auch außerhalb der politischen Gremien etwas verändern kann. Zuvor waren ja viel drastischere Einschnitte geplant. Damals wurde auch die Idee vom Rückbau der Traun unterhalb des jetzigen Kraftwerk-Standorts geboren. Damit gibt man der Natur ein Stück zurück, was man ihr vorher genommen hat.
     
  2. Trotz heftigen Widerstandes wurde das Kraftwerk Lambach dann doch gebaut.

    Wir konnten an der geplanten Variante viel verändern. Daraus ist ein akzeptables Projekt entstanden. Es hat sich auch die Art und Weise verändert, wie man bei so elementaren Plänen vorgeht. Heute wird viel sorgsamer auf die Ängste und Bedürfnisse der Menschen eingegangen.
     
  3. Lange Zeit hielt sich das Gerücht, dass die Besetzer fürs Campieren bezahlt wurden?

    Ein absurder Unsinn. Die Mehrzahl kam aus den umliegenden Gemeinden. Es waren auch Leute von Greenpeace und WWF dabei, was zu dem Gerücht geführt hat.
     
  4. Heute präsentiert sich der Staubereich als Freizeit- und Erholungsraum.


    Es ist ein netter Spazierweg rund um diesen ganzen Stau. Solche Wege gibt’s mehrere. Ein Stück naturbelassener Au gibt es dort nicht mehr. Dieser letzte Rest ging für immer verloren.

 

Baustelle entzweite Menschen
Bild: OÖN

 

Das Jahr 1996

  • 26. Jänner: Frankreich zündet auf dem Mururoa-Atoll eine Atombombe. Es ist dies der letzte der insgesamt 210 Kernwaffentests der Grande Nation.
  • 10. April: Auf der westaustralischen Insel Barrow Island wird – abgesehen von Tornados – mit 408 km/h die höchste Windgeschwindigkeit gemessen.
  • 30. Juni: Das von Oliver Bierhoff erzielte erste Golden Goal der Geschichte sichert Deutschland im Wembley-Stadion den dritten Europameistertitel.
  • 5. Juli: Das Schaf Dolly, das erste geklonte Säugetier der Welt, wird geboren.
  • 20. Oktober: Nach einer Mordserie an sexuell missbrauchten Kindern und der Aufdeckung einer Kinderschänderbande in der Affäre um Marc Dutroux gehen 250.000 Belgier in Brüssel auf die Straße.
  • 5. November: Bill Clinton wird als Präsident der Vereinigten Staaten wiedergewählt.
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5  Kommentare
5  Kommentare
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jamei (25.481 Kommentare)
am 02.04.2015 19:43

Kochbuch Rudi meinte damals:

"Ein Rechenbeispiel des Grün-Abgeordneten Rudi Anschober besagt, daß aufgrund von langfristigen Lieferverträgen bis zum Jahr 2015 jährlich 1200 Gigawattstunden Strom zu 75 Groschen importiert werden müssen. Wegen mangelndem Bedarf am Heimmarkt muß ein großer Teil davon aber zu 20 Groschen je Kilowattstunde wieder exportiert werden. Die Schaffung von Arbeitsplätzen ist eines der wichtigsten Argumente für den Kraftwerksbau bei Lambach."

http://wirtschaftsblatt.at/archiv/wirtschaft/976061/index

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expertefueralles (18.161 Kommentare)
am 02.04.2015 20:15

was interessiert den Grünrudi heute der Sch... den er gestern gesagt hat....

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expertefueralles (18.161 Kommentare)
am 02.04.2015 18:31

Ich war jung. Und ich brauchte das gebotene Geld nicht.

Aber es war nützlich. Öffnete es doch meine Augen über die Umweltschützerorganisationen und deren Machenschaften.

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tarantino7 (1.119 Kommentare)
am 02.04.2015 14:30

... von der Linzer Uni gingen pro Tag in der Früh zwischen 5 und 10 Busse Richtung Lambach ... beworben auch damals von der ÖH!!!

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tarantino7 (1.119 Kommentare)
am 02.04.2015 14:28

Die arme Frau Lint ...
... uns hat die "Krone" damals 500 Schilling pro Tag bezahlt ... das hat sie anscheinend vergessen ...

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