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„Inglourious Basterds“: Kino-Liebe siegt über Nazi-Reich

Von Von Bernhard Lichtenberger, 22. August 2009, 00:04 Uhr
Kino-Liebe siegt über Nazi-Reich
Gleich lässt Christoph Waltz (rechts) das Lied vom Tod spielen. Bild: UPI

Leidenschaftlich schneidert Quentin Tarantino an einer Filmwelt. Der Stoff dazu entspringt seiner Liebe zum Medium.

„Inglourious Basterds“: (D/USA 2009, 152 Min.), Regie: Quentin Tarantino (Megaplex, Cineplexx).

OÖN Bewertung:

Leidenschaftlich schneidert Quentin Tarantino an einer Filmwelt. Der Stoff dazu entspringt seiner Liebe zum Medium. Bedacht trennt er hundert Jahre Kinogeschichte auf und verwebt die ihm teuersten Fäden mit seiner Vision zu einem neuen Kunstwerk.

„Es war einmal ... im von Nazis besetzten Frankreich“ heißt das erste von fünf Kapiteln seines jüngsten Modells „Inglori-ous Basterds“. Damit spielt der Cinephile auf Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“ an – im Englischen „Once Upon A Time In The West“, das er mit einer langen Sequenz verehrt: Vor seinem Hof hackt ein französischer Milchbauer Holz, über das Hügelland rollt ein Nazitrupp heran, gegengeschnitten mit der Großaufnahme des schwitzenden Gesichts des Farmers, in dem sich eine böse Vorahnung spiegelt. In der Stube entfacht SS-Oberst Hans Landa (Christoph Waltz), den sie „Judenjäger“ nennen, ein Verhör im gönnerhaft-beredten Plauderton, das sich in einem Massaker unter dem Bretterboden entlädt.

Spaghetti-Western, Kriegsstreifen, Nazi-Farce, Ufa-Film und Rache-Thriller wirft Tarantino in seinen Genre-Cocktail, den er mit satirischem Aberwitz, unverhohlener Gewalt, politischer Inkorrektheit, Zitierfreude und ästhetischer Grandezza abschmeckt.

Der Film folgt zwei Geschichten. Jener des jüdischen Mädchens Shosanna, das als Einzige das erwähnte Massaker überlebt hat und nun ein Pariser Kino betreibt, vor dem ihr ein junger deutscher Kriegsheld, dessen todbringendes Leben verfilmt wird, Avancen macht; und jener der Inglori-ous Basterds, eines wilden Haufens jüdisch-amerikanischer Höllenhunde, die zum Nazi-Halali blasen und die zur Strecke Gebrachten auf Wunsch ihres halbindianischen Häuptlings (Brad Pitt) auch skalpieren – was endlich auch zu sehen ist.

Shosanna wie auch die Basterds wollen die propagandistisch aufbereitete Premiere von „Stolz der Nation“ im Pariser Kino nützen, um Hitler, Goebbels, Göring, Bormann über den Jordan zu schicken.

Es ist zum Schreien komisch, wenn Tarantino Hitler in der Güte eines Charlie Chaplin karikiert, Pitt, Eli Roth, Til Schweiger und Konsorten als „Wir sind auf einer Mission“-Parodie daherkommen. Christoph Waltz krönt das Werk mit seiner Schau, die er als wort- und weltgewandter Bürokrat des Grauens zwischen Charme und Niedertracht abzieht.

Und wem, bitte, gefiele nicht, dass Tarantinos Cinema Paradiso mit seiner Kraft der Illusion den Kampf gegen die Wirklichkeit gewinnt?

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