„Brüno“: In den Tiefen von Brünos Arschwitz
Ein Tief auf den Analschmäh! Rund um diese Region fixiert sich das Erkenntnisinteresse von Fashion-Moderator Brüno und mit ihm der ganze Film.
„Brüno“: (USA 2009, 83 Min.) Regie: Larry Charles (Megaplex, Cineplexx, Moviemento OmU)
OÖN Bewertung:
Ein Tief auf den Analschmäh! Rund um diese Region fixiert sich das Erkenntnisinteresse von Fashion-Moderator Brüno und mit ihm der ganze Film. Und damit sein Arschwitz richtig hell erstrahlt, bemüht Brüno auf der optischen Ebene schon mal die Intimreinigungs-Variante „Anal-bleaching“, auf der humoristischen eine Oralsex-Demonstration an einem verstorbenen Milli-Vanilli-MitGlied.
All das soll ihm eigentlich nur helfen, die Erfolgsleiter zu erklimmen: Denn Brüno, als Moderator seiner Sendung „funkyzeit“ gefeuert, nachdem er die Mailänder Modewoche ins Chaos stürzte, will in Amerika den Durchbruch schaffen – und eben zum vielzitierten „berühmtesten Österreicher seit Hitler“ emporschwänzeln.
Bloß, wie funktioniert das? Mit einem Sexvideo – aber der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat Ron Paul flüchtet, als Brüno strippt. Mit einem hippen Accessoire – doch das Jugendamt entzieht ihm sein schwarzes Baby O. J., das er gegen einen i-Pod getauscht hat. Die Lösung: Echte Stars sind hetero, wie Tom Cruise! Der dieser Erkenntnis folgende Umpolungskurs zeigt Jagdausflüge mit Testosteron und ohne Worte, Dildoabwehrkampftraining, Swingerclub-Anschauungsunterricht am weiblichen Objekt und einen zungenküssenden Käfigkampf vor einer wild gewordenen Zuschauermeute.
Ein Hoch auf Sacha Baron Cohens Mut, solche Szenen durchzuziehen. So aufgesetzt tuntig wie oberflächlich, so auffällig wie dämlich versucht er als Brüno seine Gegenüber in schwulenfeindliche Gewässer zu locken und dort zu entblättern. Sacha Baron Cohens Trick, seine politisch unkorrekten Kunstfiguren den Anstoß geben zu lassen, um seinen Gesprächspartnern unvermutet Eindeutiges herauszulocken, trägt in einigen Glanzmomenten immer noch erschreckende Früchte: etwa wenn Mütter ihre Kleinkinder für ein bisschen Ruhm und eine Fotostrecke ans Kreuz binden und mit Chemikalien spielen lassen würden.
Auf die Spitze getrieben
In dieser mockumentary, wie die Mischung aus Dokumentation und Spielszenen genannt wird, dominieren Letztere. In denen frönt Cohen in allen Spielarten und in aller Ausführlichkeit den Schwulen(-sex-)vorurteilen. Die explizite Übertreibung hindert nicht daran, dass einem das Lachen da oft schwerfällt und somit die wenigen, wirklich entlarvenden Szenen geistig von einer Masse aus nackten Männerhintern zugedeckt werden.
Österreich muss sich übrigens nur selten beleidigt fühlen. Wofür Kasachstan für Borat im Sinne von Emanzipation und Entwicklung herhalten durfte, das muss Österreich in Sachen Mode für Brüno: ein rückständiges Land symbolisieren.
Sehr gut gelungen ist der deutsch-englische Kauderwelsch, mit dem Brüno im Original seine Reisen kommentiert – die deutsche Synchronisation kommt somit auf „ze schwarzlist“.
Ansonsten ist Brüno entweder nach Borats weltweitem Erfolg zu berühmt geworden oder zu nahe an der Realität geraten, um die Überrumpelten wirklich aus der Reserve zu locken. Nach 83 ungewöhnlich langen Minuten stinkt Brünos erzwungener Arschwitz gegen Borats subversive Demaskierung eindeutig ab.
Woher haben Sie den Begriff "Arschwitz"?
schon mal was von Kreativität und Erfindungsgeist gehört?
Ist ja nicht weit hergeholt oder?
lg
Jaya