"Wilde Maus": In aller Stille in den nackten Wahnsinn

Von Nora Bruckmüller   17.Februar 2017

Josef Hader hat ein reizvolles Thema für sein Regiedebüt "Wilde Maus" gewählt: den tiefen Fall eines Menschen. Der "Jungregisseur" hat aber nicht den Fehler begangen, es sich selbst und dem Publikum leicht zu machen. Den Charakter, der an seiner neuen Bedeutungslosigkeit leidet, kann man nicht ausschließlich hassen und ihm so seinen Fall vergönnen. Gleichzeitig ist es schwer, ihn bedingungslos gern zu haben.

Ambivalent, aber spannend, wie es so oft im Leben ist. Hader spielt diesen Charakter selbst: Es handelt sich um Georg, Musikkritiker einer Wiener Zeitung, der sich als "Instanz" betrachtet, ein giftiger, aber auch guter Typ.

Eines Tages entwickelt sich der Plausch mit dem deutschstämmigen Chef Waller, gespielt von Jörg Hartmann, zum Wendepunkt.

Denn der Chef entlässt ihn, weil er mit Georgs "altem Vertrag" drei andere Mitarbeiter finanzieren könnte. Darauf Georg, im bekannten scharfen Hader’schen Duktus: "I bin a oam. I bin seit 25 Jahren Musikkritiker und kann nix anderes."

Aus dieser Ausgangslage entwickelt Hader ein Werk, das wie ein leises Lebensdrama daherkommt. Angereichert mit Momenten und starken Dialektdialogen, die so bitterböse sind, dass sie in die Komik kippen müssen. Doch auf mehreren Ebenen schleicht sich etwas ein: Erkenntnisse des Autors Hader, der Gesellschaft, Machtspiele im Öffentlichen und Privaten und Veränderungen genau studiert hat. So wird man noch vom gewohnten Zynismus des heimischen Kino-Dramas gestreichelt, bevor einen plötzlich groteske Situationen treffen, die wie Gleichnisse auf alltäglich Irrationales funktionieren. Dass das so gut gelingt, liegt auch an Haders Ensemble. Pia Hierzegger spielt Georgs Frau Johanna – schön geradlinig, herb wie zart. Sie ist Therapeutin, die sich auf Kommunikation versteht. Mir ihr könnte Georg sprechen, tut es aber nicht.

Statt die Hilfe vor seiner Nase zu ergreifen, spielt er ihr ein heiles (Berufs-)Leben vor, streunt aber stattdessen durch den Prater. Dort sieht er, wie sein alter Schulkollege Erich – den erdigen Strizzi gibt Georg Friedrich – seinen Job verliert.

"Die Instanz" und der Hackler beginnen im Duo, das alte Fahrgeschäft "Wilde Maus" zu revitalisieren. Je mehr Georg sich damit Johanna entzieht, umso groteskere Züge nimmt der Weg an, auf den er falsch abgebogen ist, weil er innerlich feststeckt: Er terrorisiert Waller zusehends in kleinkrimineller Manier, der schlägt zurück. Bereichert wird dieses machistische Gehabe von einem starken Mix aus Klassik und Songs von "Bilderbuch" (Interview auf Seite 14), eingefangen von den schnörkellosen Bildern von Wolfgang Thalhammer an der Kamera.

Wie das alles endet? Nicht so, wie man es gewöhnt ist oder es sich erhofft hat. Im richtigen Ton für diesen schönen Film.

Trailer:

Wilde Maus: A 2017, 102 Min., R.: Josef Hader

OÖN Bewertung:

 

Wo Josef Hader seinen Film persönlich vorstellt

Sonntag, 19. Februar:

Moviemento Kino, Linz 13.15, 15.30 Uhr: Publikumsgespräch nach der ersten, vor der zweiten Vorstellung
Achtung! Wartelisten

Kino Freistadt, 15, 17.15 Uhr: In Anwesenheit des Regisseurs, Karten noch verfügbar!

Megaplex Linz, ab 19 Uhr: Autogrammstunde, Interview

Cineplexx Linz, 20.15 Uhr: In Anwesenheit des Regisseurs, Nur mehr wenige Karten!

Mittwoch, 22. Februar

Starmovie Wels, 18.30 Uhr: Autogrammstunde, Filmstarts und Begrüßung, 19.10 und 19.30 Uhr

Starmovie Wels 20.30 Uhr: Autogrammstunde Einführung von Josef Hader, Filmstart: 21 und 21.20 Uhr

Freitag, 24. Februar

Lichtspiele Lenzing, 20.15 Uhr Bereits ausverkauft!

Kinotreff Leone, Bad Leonfelden, Vorstellung mit Hader um 19.30 Uhr > ausverkauft! Vorstellung mit Hader um 17 Uhr > Bitte schnell reservieren!

Infos, Karten über www.wilde-maus.net/kinotour

OÖN-Porträt Josef Hader