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"Zwei Herren im Anzug": Und schon geht der Film ab im Kopfkino

Von Silvia Nagl, 06. April 2018, 00:04 Uhr
Und schon geht der Film ab im Kopfkino
Familien- und Bayerngeschichte von und mit Josef Bierbichler Bild: Marco Nagel

Josef Bierbichler hat seinen Roman "Mittelreich" verfilmt: eine Sensation.

Er gehört zu den singulären Erscheinungen und großen Menschendarstellern im Theater- und Filmbereich: Der wuchtige Josef Bierbichler, der wie eine Urgewalt unvergessliche Filme geprägt hat. In den 80ern vor allem mit Herbert Achternbusch ("Der Neger Erwin", "Das Gespenst") , später u.a. mit Michael Haneke ("Code: unbekannt", "Das weiße Band") und Wolfgang Murnberger ("Der Knochenmann"). Nun ist er erstmals auch Regisseur und Drehuchautor und hat seinen eigenen Roman "Mittelreich" verfilmt. Und das ist eine Sensation!

Wie er eine Familiengeschichte – seiner eigenen sehr nahe – von 1914 bis 1984 zeigt und diese mit historischen Ereignissen und dem Unheil des 20. Jahrhunderts verknüpft, ist ganz großes Kino. Er widmet sich den Verwundeten und Traumatisierten, den Erniedrigten und Beleidigten, den Frommen und Frömmelnden, der Verdrängung und Feigheit, dem Glauben und der Religion – auf bodenständige, kraftvolle, urbayrische und auch sehr poetische Weise.

Bierbichler, in Ambach am Starnbergersee aufgewachsen, wo er auch heute noch das Gasthaus "Fischmeister" besitzt, hat als Drehort den Seehof am Chiemsee gewählt. Kameramann Tom Fährmann trägt viel zum einprägsamen Gelingen des Films bei. Es gibt Szenen wie aus einem Heimatfilm, surreale Einstellungen wie einen heldenhaften Siegfried-Ritt oder eine Himmelfahrt, einen Fellini-ähnlichen Maskenball ebenso wie ruhige, fast schweigende Dialoge.

1984 wird Pankraz’ Frau Theres (Martina Gedeck) zu Grabe getragen, nach dem Leichenschmaus bleiben der Witwer (Bierbichler) und sein Sohn (Simon Donatz, tatsächlich Bierbichlers Sohn) in der Gaststube zurück. Die beiden haben einander nie etwas zu sagen gehabt, jetzt aber schaut der Vater Familienfotos an – und Bierbichler setzt einen dramaturgischen Kniff ein, den wir alle kennen: Alte Fotos schauen, und schon geht das Kopfkino ab. Es sind Erinnerungen, gedreht in Schwarzweiß, an den 1. und 2. Weltkrieg (Bierbichler spielt dabei auch den Vater seiner Filmfigur Pankraz), an die Nachkriegszeit, das Wirtschaftswunder, den Aufschwung. Ungewöhnlich und absolut sehenswert! Warum der Film nicht "Mittelreich" heiß? Das sollte man sich anschauen.

"Zwei Herren im Anzug", D 2018, D 2018, 140 Min.

OÖN Bewertung:

Trailer:

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