"Seefeuer": Die schmale Grenze zwischen Leben und Tod

Von Silvia Nagl   30.Juli 2016

"Jeder, der von sich behauptet, ein Mensch zu sein, hat die Verpflichtung zu helfen", sagt Arzt Pietro Bartolo. Er untersucht und behandelt die von ihren Booten oder dem Meer geretteten Flüchtlinge, er trennt den Leichen Körperteile ab zur späteren Identifizerung. Er ist die einzige Person, die in dieser beklemmenden Doku von Gianfranco Rosi in Worte kleidet, was zu sehen ist auf der italienischen Insel Lampedusa, "auf der in den letzten 20 Jahren 400.000 Flüchtlinge gelandet sind. 15.000 von ihnen sind gestorben" – heißt es im Vorspann.

Die Flüchtlinge sind namenlose Masse, nur manchmal gibt es einen längeren Blick in traumatisierte Augen, ein Flüstern, ein Beten, leises Weinen sind zu hören. Es sind viele Bilder, die in Erinnerung bleiben, so wie auch der Gesang einer Gruppe Nigerianer, die ihr Erleben erzählt. Die Retter in weißen Overalls und mit Mundschutz bleiben ebenso anonym, sie machen ihren Job – und der ist hart. Rosi zeigt die Parallelwelt auf der Insel am Beispiel des 12-jährigen Samuele, der von den Flüchtlingen nichts mitbekommt und bedeutungsloses Geschwätz von sich gibt. Auch das gehört zum Überleben ...

"Seefeuer": I/F 2016, 110 Min.

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