"Madame empfiehlt sich": Madame macht eine lange Zigarettenpause
Catherine Deneuve fährt durch Frankreich.
1969 wurde sie zur Miss Bretagne gekürt – damals war sie eine blutjunge Schönheit, heute ist sie eine in die Jahre gekommene Schönheit: Bettie, verwitwete Restaurantbesitzerin, deren verheirateter Liebhaber sie soeben wegen einer Jüngeren verlassen hat, lebt mit ihrer Mutter (die langjährige Louis-de-Funes-Leinwandgefährtin Claude Gensac als fürsorgliches Muttertier) im gemeinsamen Haushalt.
Eines Tages hält Bettie dieses Leben zwischen Arbeit, Mutter und Alleinsein nicht mehr aus, außerdem will sie eine Zigarette rauchen – steigt in ihren alten Mercedes und fährt los. Irgendwohin, weg von der Mutter, weg vom bisherigen Leben.
Die Ausfahrt führt durch schöne Landschaft, vorbei an pittoresken kleinen Dörfern, in Provinzbars und schmuddelige Motels. Nach einigen hunderten Kilometern, Cocktailschwips, amourösen Zwischenspielen und dem Kennenlernen ihres Enkelsohnes findet sie schließlich doch noch zu spätem Familienglück samt Tochter, Enkel und neuer Liebe.
Emmanuelle Bercot hat den Film ganz auf ihre Hauptdarstellerin Catherine Deneuve zugeschnitten. Die Kamera zeigt uns zwei Stunden hindurch dieses wunderschön gealterte Gesicht, die fragenden, manchmal fast schüchtern wirkenden Augen, die unsicheren und dann wieder sehr selbstbewussten Momente. Die Zigarette ist ihr immer wieder auch Strohhalm zum Festklammern.
Ein Road-Movie mit einem unglaubwürdig konstruierten Ende und einem kitschig schönen Happyend in einem idyllischen Garten.
"Das Leben geht weiter!" heißt es am Schluss – und so schön kann es, zumindest im Film, sein.
Madame empfiehlt sich: F 2013 116 Min., Regie: Emmanuelle Bercot
OÖN Bewertung: