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"Macbeth": Zwischen genialer Machtgier und Monotonie der Bilder

Von Nora Bruckmüller, 31. Oktober 2015, 00:04 Uhr
Macbeth zwischen genialer Machtgier und Monotonie der Bilder
Michael Fassbender als Macbeth Bild: Constantin

Die neue Kinofassung der Tragödie huldigt der Kraft Shakespeares und des filmischen Erzählens, schwächelt aber zum Ende hin.

Dem Erbe William Shakespeares hat Justin Kurzel mit seiner Leinwandadaption von "Macbeth" (um 1606) einen Gefallen getan, weil er es gekonnt zugänglich macht. Leider nur über zwei Drittel der Länge.

Zuerst aber zum Guten: Der Australier, 41, hat den größten Test bestanden, dem sich Regisseure bei der Verfilmung von Theatertexten stellen müssen. Er ist nicht dem Glauben erlegen, dass es ausreicht, Bühnenspiel kinogerecht festzuhalten. Er hat erkannt, dass er die Mittel des audiovisuellen Erzählens ausschöpfen muss, um Michael Fassbender als Macbeth und Marion Cotillard als Lady Macbeth ideal zu inszenieren. Das tut er in einer starken Hommage an die Kraft der Bilder, mit eleganten Montagen und Großaufnahmen, die wahre Spielkunst ganz nahe bringen. Dies alles übersetzt "MacBeth" auch für jene, die das Stück nicht kennen.

Wie das genau funktioniert? Indem die Geschichte des Schotten, der angestachelt von seiner Gattin vom Krieger zum mordenden, wahnhaften Tyrannen mutiert, vor den Augen des Zusehers dahinfließt. Und zwar in einnehmenden Bildern, die einem das fühlen lassen, was ansonsten Shakespeares bloße Worte tun. Nämlich, dass das Böse in jedem Menschen lauert.

Fassbender brilliert etwa, wenn er diese Gewissheit mit den Augen vermittelt. Zuerst erzählen sie tränend von Neid, später sind sie fokussiert im Zorn, zuletzt im Wahn weit aufgerissen. Cotillard überflügelt ihn streckenweise sogar. Ein harter Blick von ihr genügt und man weiß, wie Manipulation und Machtgier Lady Macbeth vergiftet haben. Kunstvoll umspielt das Paar dabei Licht und Schatten. Sie sind eingebettet in martialische Kampfszenen, in rötliche, gelbe Dämmerung. Jede Einstellung ein Gemälde. Dass die Darsteller die originalen Verse sprechen, ist eine Draufgabe. Doch der Effekt der Bilder verpufft im letzten Drittel. Und es gibt nichts, das dies ausgleicht – kein Tempo, keine kluge Wendung.

So mutiert die große Tragödie zur langen Diashow der Abgründe.

Macbeth: GB/F/USA 2015, 113 Min., R.: Justin Kurzel

OÖN Bewertung:

 

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