"La La Land": Eine Liebeserklärung an alle, die zu träumen wagen

Von Nora Bruckmüller   13.Jänner 2017

Gute Filme nehmen die Bedürfnisse ihres Publikums ernst. Exzellente tun das mit Wünschen, von denen viele glauben, sie dürften sie sich gar nicht mehr erlauben. Ein solches Werk ist "La La Land", das sich mit der Rekordzahl von sieben "Golden Globes" als Favorit für die Oscarverleihung am 26. Februar präsentiert hat. Zu Recht.

Denn die Arbeit von Regisseur und Drehbuchautor Damien Chazelle, 31, erinnert an das, was den Unterschied zwischen Existenz und Lebensqualität ausmacht. Und daran, dass man es suchen darf.

Unfassbar und doch so präsent

Sein romantisches Filmmusical ist eine Ode an das, was man im Französischen mit "Je ne sais quoi" beschreibt. Das "gewisse Etwas", das an den Künsten rührt, sich nie ganz fassen lässt, aber bei einem bleibt.

Dass Chazelles Werk das inhaltlich wie in seiner Form vermag, ist verblüffend, betrachtet man die altbackene Konstellation seiner Figuren: Mia, eine arbeitslose Schauspielerin/Kaffeeladen-Angestellte, und Vollblut-Jazzer/Restaurantpianist Sebastian treffen sich in Los Angeles. Sie werden von Emma Stone und Ryan Gosling gespielt.

Ihre Charaktere hassen sich zunächst, verlieben sich aber, wobei sich die alte Frage stellt: Schaffen sie es? Hier notiert der Kritiker gerne ein Wort: "Unoriginell!" Doch das spiegelt Zynismus und den aktuellen Drang nach immer Neuem. Chazelle versagt das Film und Publikum, was beiden sehr gut tut.

Er macht den Zuseher dem gegenüber wehrlos, indem er eine Einladung in ein flirrendes, farbenkräftiges Traumland ausstellt. Unwiderstehlich vom Beginn an, der ein typischer Morgen in der Stadt der "Traumfabrik" ist. Der Verkehr staut sich auf einer der imposanten Autobahnzufahrten. Ein nervendes Übel, in dem Sebastian mit seinem Auto Mia ausbremst, während Geräuschfetzen aus den Autoradios vorbeiziehen. Pop, Rap, Hiphop. Plötzlich formt sich ein melodisches Ganzes.

Der Auftakt für die anfangs melancholische, dann immer stärker vibrierende Musical-Nummer "Another Day of Sun". Fahrer werden Tänzer, die Motorhauben und Autodächer ihre Bühnen und die Skyline im Hintergrund die Kulisse.

Chazelle hält es durch, dem Film diese cineastische Musikalität zu schenken, für die Regisseure ihr Werk wie einen Song komponieren – mit all ihren Instrumenten. In "La La Land" sind das aber nicht nur Tanz, Gesang, Text und Spiel. Sondern ebenso die Lichter der Stadt, ihre architektonischen Art-déco-Perlen und minimalistischen Glashäuser, Wandgemälde von Marilyn Monroe und James Dean. Dazu eine fantastische Ausstattung, in der Rosa für Frische und Grün für eine vergiftete Atmosphäre steht.

All das stimmt Chazelle geschickt aufeinander ab. Wissend, dass seine "Baseline" aus Mia und Sebastian besteht und ihrem Thema. Die Erinnerung daran, dass Träume erlaubt sind und "romantisch", wie Sebastian sagt, "kein Schimpfwort" ist. Dass diese Haltung nicht naiv, gar kindisch gerät, ist Gosling und Stone zu verdanken. Musicaldarsteller auf allerhöchstem Niveau sind sie nicht, dafür machen sie Brüche, die Liebende und Träumer erleben, fantastisch spürbar. Von allem zu nichts, von stark zu schwach. Chazelle übersetzt sie beinahe unmerklich als Übergänge zwischen Traum und Realität. So durchdringt sein "gewisses Etwas" am Ende alles.

La La Land: USA 2016, 128 Min.,

OÖN Bewertung:

Nostalgie und mehr

Old Hollywood: Österreich beeindruckt die Welt mit Walzer, die USA mit den Filmen aus dem Goldenen Zeitalter Hollywoods (50er). Diese Periode ist wesentliche Referenz in "La La Land". Das zeigt sich an den
zitierten Filmen wie "Singing In The Rain" (1952) oder "Ein Amerikaner in Paris" (‘51). Wichtig auch "Die Regenschirme von Cherbourg" (1964), ein französisches Werk.

Das Stück, das "La La Land" durchzieht – gesungen, gesummt, instrumentell dunkel wie hell – heißt "City of Stars" (Golden-Globe-prämiert).

Ryan Gosling: Zum Porträt des Hauptdarstellers geht's hier