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"Im Labyrinth des Schweigens": Dieses Land will einen Zuckerguss

Von Silvia Nagl, 21. Februar 2015, 00:04 Uhr
Dieses Land will einen Zuckerguss
Gert Voss in seiner letzten Film-Rolle Bild: UPI

In diesem Film ist Geschichte spannend wie ein Krimi.

Die Nürnberger Prozesse 1945 bis 1949 haben wir im Gedächtnis. Die Frankfurter Auschwitz-Prozesse 1963 bis 1968 jedoch nicht – und doch waren sie für Deutschland unendlich wichtig, denn ab diesem Zeitpunkt konnte niemand mehr sagen, er habe nichts von KZs und Auschwitz gewusst.

Verdrängen, vergessen – "dieses Land will einen Zuckerguss", heißt es einmal im Film – darauf hat man sich im Nachkriegsdeutschland schweigend verständigt. Das Wirtschaftswunderland will in den 1950ern nach vorne blicken – das gilt ebenso für Österreich.

Ein Journalist der Frankfurter Rundschau (André Szymanski) aber gibt keine Ruhe, er will bei den Behörden einen Lehrer anzeigen, der als ehemaliger Auschwitz-Aufseher enttarnt wurde. Doch er stößt auf taube Ohren. Nur der junge Staatsanwalt Radmann (großartig Alexander Fehling) nimmt sich der Sache – vorerst heimlich – an, verbeißt sich immer mehr in die für ihn bislang unbekannte Geschichte seiner Elterngeneration. Unterstützt wird er dabei vom Generalstaatsanwalt. Die Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten: Fritz Bauer (1903–1968) hieß der Generalstaatsanwalt. Die Film-Figur Radmann entstand aus der Verdichtung dreier die Ermittlung durchführender Staatsanwälte. Giulio Ricciarelli setzt diesen der Wahrheit verpflichteten Menschen in seinem Film-Debüt ein verdientes Denkmal, zeichnet ein authentisches Sittenbild der 50er und zeigt den Wendepunkt im Umgang mit der Nazi-Vergangenheit. Das ist Geschichtsunterricht spannend wie ein Krimi. Aber auch berührend, aufwühlend, jedoch nie pathetisch oder anklagend.

Großartige Burg-Schauspieler

Die im Sommer des Vorjahres verstorbene Theater-Ikone Gert Voss in seiner letzten Film-Rolle als Fritz Bauer ist grandios. Wortkarg, aber dem Mienenspiel könnte man stundenlang zusehen. Und Burg-Schauspieler Johannes Krisch als Auschwitz-Überlebender war schon lange nicht mehr derart gut und berührend zu sehen.

Ein außergewöhnlicher und außergewöhnlich wichtiger Film.

Kino: "Im Labyrinth des Schweigens", Regie: Giulio Ricciarelli (D 2014; 125 Min.)

OÖN Bewertung:

 

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